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Von Bier, Braai und Kaffeemaschinen

Gondwana und EES landen mit ihrem „Namibia first“-Video einen viralen Hit
Annika Brohm
Von Annika Brohm, Windhoek

Es dauerte nicht lange, bis die Idee zu dem „Namibia first“-Video in den Köpfen der Produzenten herangereift war. „Ich habe das Video von den Niederlanden gesehen und war auf Anhieb von der Idee begeistert. Ich denke immer darüber nach, wie man unser Land international bekannter machen kann. Viele Menschen wissen nicht erst, wo Namibia liegt - und vor allem, wie schön es ist“, erzählt Eric „EES“ Sell. Das sollte sich ändern. Kurz darauf machte sich der Kwaito-Musiker gemeinsam mit dem Team der Gondwana Collection, der größten Lodgegruppe Namibias, ans Werk: Sie suchten nach passendem Videomaterial, tüftelten an einem Skript, das Trumps einfach gehaltenem; mit Superlativen überladenem Vokubular entspricht - und engagierten einen Sprecher, der den amtierenden Präsidenten täuschend echt nachahmen kann.

Das Video ist an den Stil des holländischen Vorgängers angelehnt. Feierlich anmutende Musik wird abgespielt, der Trump-Imitator setzt in dem für ihn typischen pathetischen Tonfall ein: „Das ist ein Vorstellungsvideo von Nam - nein, nicht Vietnam. „Nam” wie in Namibia, das beste Land Afrikas. Besser als die EU - viel besser!“ In den folgenden dreieinhalb Minuten werden die zahlreichen Vorzüge des Landes präsentiert, um den Präsidenten davon zu überzeugen, dass Namibia neben den Vereinigten Staaten einen Platz an der Weltspitze verdient hat. Angefangen bei den allabendlichen Sundownern, bis hin zu den kulinarischen Highlights Namibias: „Amerika hat die besten Burger, aber wir haben sogar etwas Besseres, es nennt sich Braai. Sie würden es lieben - es ist wirklich lecker.“

Auch mit der namibischen Architektur wird geprahlt: „Sie haben die großartigen Trump Towers, aber hey. Wir haben auch einen großartigen Turm. Er sieht tatsächlich aus wie eine Kaffeemaschine. Er ist riesig!“ Eine Anspielung auf das Unabhängigkeits-Gedenkmuseum, das durch seine Ähnlichkeit mit dem Küchengerät bereits zu einigen Witzen inspiriert hat. „Und das Beste daran ist: Wir haben die Nordkoreaner dazu gebracht, es für uns zu bauen. Sie bauen praktisch alles, was wir wollen. Wir wissen noch nicht, warum das so ist, aber wir werden es wahrscheinlich herausfinden.“

Politisch korrekt sind die Argumente an so mancher Stelle nicht, die Produzenten rund um Künstler EES beweisen aber auch eine Menge Selbstironie. Natürlich sei die namibische Musik die beste der ganzen Welt, mit einem einzigen Haken: „Wir haben nur noch nicht den internationalen Durchbruch geschafft. Weil, hey, Sie wissen es selbst am besten: Die Musikindustrie ist manipuliert. Total manipuliert!“ Selbstverständlich wird auch Deutschland auf den Arm genommen. Nicht dort werde das beste Bier gebraut, sondern in Namibia selbst. Schließlich müsse man sich in Deutschland mittlerweile an die Vorschriften der EU halten, im ehemaligen Südwest folge man dagegen immer noch dem deutschen Reinheitsgebot. Ein scherzhafter Kommentar eines Youtube-Nutzers zu diesem Seitenhieb: „Macht euch ruhig über uns Deutsche lustig, kein Problem - aber Witze über das Reinheitsgebot, das geht mir zu weit.“

In Deutschland selbst fand das Video schon einige Beachtung. Der Satiriker Jan Böhmermann, der im letzten Jahr wegen seines Schmähgedichts über den türkischen Präsidenten Erdogan in die Schlagzeilen geriet, präsentierte das Video in seiner Show „Neo Magazin Royale“. EES und das Team der Gondwana Collection dürfte das freuen, denn Werbung durch Medienliebling Böhmermann sichert vor allem eines: Beachtung über die namibischen Grenzen hinaus.

Nach der Ausstrahlung der Böhmermann-Sendung geriet der Stein dann endgültig ins Rollen. Selbst für die Experten, die hinter dem Werk stecken, waren die weitreichenden Reaktionen auf das Video eine Überraschung: „Solch einen überwältigenden Erfolg erwartet man nicht in seinen kühnsten Träumen“, erzählt Bernd Grahl, Online-Marketing-Manager bei Gondwana. „Es hat bisher kaum einen Video-Clip aus Namibia gegeben, der ein ähnliches Aufsehen erregt hat. Auf YouTube und Facebook wurde er von Menschen aus aller Welt in nur einer Woche mehr als 2,5 Millionen Mal angeklickt.“

Das mediale Echo schlug sogar noch weitere Wellen. Innerhalb weniger Tage folgten Artikel in renommierten Zeitungen, darunter die „Washington Post“, die „Berliner Morgenpost“ und das „Hamburger Abendblatt“; internationale Radiosender berichteten ebenfalls darüber.

Ein positiver Nebeneffekt der Verbreitung in Print, Rundfunk und Internet: Auch für Reiselustige aus aller Welt könnte die Devise bei der Urlaubsplanung dank des Videos von nun an „Namibia first“ lauten. Mit Hilfe von spektakulären Naturbildern und der Vorstellung liebenswerter Landeseigenheiten weckt der Clip Fernweh nach Namibia. „Mit dem Video ist EES und Gondwana ein richtiger Coup gelungen“, findet auch Gitta Paetzold, Vorsitzende des Namibischen Gastgewerbeverbandes (HAN). „Sehr wahrscheinlich haben Leute das Video gesehen, die sonst noch nichts von Namibia gehört oder sich einfach nicht für das Land interessiert haben“, sagt sie. „Jetzt ist Namibia sozusagen ,flavour of the month´, das beliebteste Wartelistenland im südlichen Afrika.“ Man müsse nun schauen, dass Tür und Tor auch entsprechend offen stehen und man den Bedürfnissen der Besucher gerecht werden kann.

Bei all der Freude über die Werbung für Namibia werden jedoch auch kritische Stimmen laut - schließlich begeben sich EES und Gondwana mit der Parodie des amerikanischen Präsidenten auf politisch explosives Terrain. Wie viel Satire tatsächlich darf, darüber scheiden sich noch die Geister. „Die Idee ist zwar ganz nett, aber die Trump-Ära ist für den Weltfrieden extrem problematisch“, meint der namibische Filmproduzent Tim Hübschle. Den momentanten Hype findet er deshalb bedenklich. „Die zahlreich produzierten Satirevideos von allen möglichen Ländern - inklusive Namibia - folgen dem Grundsatz, ,Trumps America first´-Parole zu veräppeln. Dadurch wird der Slogan aber immer weiter propagiert, genauso wie die etlichen amerikanischen Komiker durch ihre Belustigung von Trumps Wahlkampf wahrscheinlich eher zu seinem Sieg beigetragen haben, da sein Name allgegenwärtig war.“ Weitere Aufmerksamkeit für den umstrittenen Präsidenten - aus diesem Grunde seien die Videos „nicht mein Ding“, so Hübschle. Dennoch: Auch er freut sich über den weitreichenden Erfolg. „Jetzt wissen mehr Menschen über uns Bescheid - und sie haben sich ein qualitativ gut produziertes Video aus Namibia angeschaut. Das ist super und verdient Anerkennung“, sagt Tim Hübschle.

Zu den Bedenken über das bewusst patriotische Video hat Inke Stoldt, Pressesprecherin bei Gondwana, bereits Stellung bezogen. „Wir wissen, dass wir bei dem Versuch, das Video möglichst humorvoll und unterhaltsam zu gestalten, so manchem unbeabsichtigt zu nahe getreten sein könnten“, erklärt sie. „Allen, die die bewussten Übertreibungen unangebracht finden, versprechen wir, in Zukunft noch sensibler damit umzugehen.“

Der Kritik zum Trotz: Das Ziel, Namibia mit Hilfe des Videos auf der Weltbühne bekannter zu machen, konnten EES und Gondwana mit ihrer Produktion zweifelsohne erreichen. Darüber hinaus wollten sie jedoch noch etwas anderes damit bezwecken. „Es ist uns ein Anliegen, alle Namibier durch ihren Stolz auf ihr Land zu vereinen. Das ist uns gelungen, wie die vielen begeisterten Reaktionen zeigen“, erzählen die Macher des Videos. Und auch ein Youtube-Nutzer kommentiert das „Namibia first“-Video mit einem Augenzwinkern: „Donald Trump leistet großartige Arbeit dabei, die Leute zu vereinen.“

Wer das Video noch nicht gesehen hat, kann es auf dem Youtube-Kanal der Gondwana Lodges unter dem Stichwort „America first, Namibia first“ finden.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-16

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