Von fatalem Kontrollverlust
Diese eine Unbeherrschtheit. Dieser eine Moment, wo die Nerven versagen, wo der Verstand aussetzt, wo grenzenloser Zorn die Waffe führt und der Täter nicht nur das Leben des Opfers und seiner Angehörigen, sondern auch das eigene zerstört.
Der Fall des Amokläufer Rodney Shaningua wirft die ethisch komplexe Frage auf, ob es moralische Unterschiede zwischen Mördern, ob es Schattierungen der Schuld gibt. Ob manche von ihnen eventuell Verständnis, oder gar Mitleid verdient haben?
Wer den am Montag verurteilten Beschuldigten beobachtet, sieht einen gebrochenen Mann, einen Mann der sich selbst fremd geworden ist. Der vermutlich seit Monaten in der Untersuchungshaft immer wieder diesen Moment im Geiste durchspielt, als er ein Anderer wurde, als er im Affekt einen Menschen erschossen hat, der kurz zuvor seinen Wagen gerammt und dabei leichten Blechschaden verursacht hat.
Shaningua war erfolgreicher Unternehmer und strafrechtlich nie auffällig geworden. Er hat mit dem Opfer seines Kontrollverlusts nie ein Wort gewechselt, sondern ist nach der Kollision komplett nüchtern ausgestiegen und hat seinen Frust am Abzug seiner halbautomatischen Waffe entladen.
Was den Fall so beängstigend macht, ist die Frage, ob uns allen etwas Vergleichbares passieren könnte, ob wir ebenfalls von blinder Wut überwältigt zum emotional ferngelenkten Rächer werden könnten. Vielleicht ist es diese Ungewissheit, die uns etwas wie Sympathie für Shaningua empfinden, die uns eine moralische Trennung zwischen ihm und anderen Mördern vornehmen lässt.
Rein juristisch gibt es einen solchen Unterschied nicht, sondern nur Täter, Opfer und unendliches Leid.
Marc Springer
Der Fall des Amokläufer Rodney Shaningua wirft die ethisch komplexe Frage auf, ob es moralische Unterschiede zwischen Mördern, ob es Schattierungen der Schuld gibt. Ob manche von ihnen eventuell Verständnis, oder gar Mitleid verdient haben?
Wer den am Montag verurteilten Beschuldigten beobachtet, sieht einen gebrochenen Mann, einen Mann der sich selbst fremd geworden ist. Der vermutlich seit Monaten in der Untersuchungshaft immer wieder diesen Moment im Geiste durchspielt, als er ein Anderer wurde, als er im Affekt einen Menschen erschossen hat, der kurz zuvor seinen Wagen gerammt und dabei leichten Blechschaden verursacht hat.
Shaningua war erfolgreicher Unternehmer und strafrechtlich nie auffällig geworden. Er hat mit dem Opfer seines Kontrollverlusts nie ein Wort gewechselt, sondern ist nach der Kollision komplett nüchtern ausgestiegen und hat seinen Frust am Abzug seiner halbautomatischen Waffe entladen.
Was den Fall so beängstigend macht, ist die Frage, ob uns allen etwas Vergleichbares passieren könnte, ob wir ebenfalls von blinder Wut überwältigt zum emotional ferngelenkten Rächer werden könnten. Vielleicht ist es diese Ungewissheit, die uns etwas wie Sympathie für Shaningua empfinden, die uns eine moralische Trennung zwischen ihm und anderen Mördern vornehmen lässt.
Rein juristisch gibt es einen solchen Unterschied nicht, sondern nur Täter, Opfer und unendliches Leid.
Marc Springer
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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