Von magischen Nächten bis wenig Euphorie
Die EM-Stimmung Teil 1 – Rom, St. Peterburg und Sevilla
Die paneuropäische Europameisterschaft sorgt für unterschiedliche Atmosphäre an den elf Standorten. Ein Überblick der Stimmung in den Stadien und den Städten.
Von der ursprünglichen Idee einer länderübergreifenden EM versprach sich der damalige UEFA-Präsident Michel Platini ein großes «Fußballfest» vor der Haustür in „fast ganz Europa“. Doch was ist unter Corona-Bedingungen von diesem Gedanken geblieben, wie ist die Stimmung an den elf Standorten des Kontinentalturniers? Die Reporterinnen und Reporter der Deutschen Presse-Agentur ziehen nach der Vorrunde Bilanz, wie die EM-Atmosphäre in den Stadien und Städten ist.
ROM: Drei Siege, 7:0-Tore - vor allem die begeisternden EM-Auftritte der italienischen Nationalmannschaft in der Vorrunde sorgten für euphorische Stimmung. Knapp 16 000 Zuschauer waren zu den Spielen in Rom zugelassen, voll ausgeschöpft wurde das Kontingent aber bei keiner der drei Partien. Die italienischen Fans feierten in Anlehnung an den WM-Song 1990 von Gianna Nannini dennoch magische Nächte („notti magiche“). Auch rund um das Stadion und auf den Straßen Roms war vor allem nach den Partien einiges los, Kontakt zu den Spielern suchten die Anhänger wann immer möglich vor dem Teamhotel.
Auch die Fans der Türkei und aus der Schweiz waren in Rom zahlenmäßig gut vertreten, jeweils rund 4000 Anhänger reisten in die Ewige Stadt und unterstützen ihre Teams im Stadio Olimpico laut hörbar. Aus Wales waren dagegen nur einige Hundert Fans dabei. Die internationalen Gäste sorgten rund um die Spiele auch tagsüber in der Innenstadt für gute Stimmung, feierten auf den Plätzen und bevölkerten die Cafés.
Abseits des Stadions machte sich die EM-Stimmung in der Stadt vor allem an den Spieltagen in Rom bemerkbar. Die große Fan Zone an der zentralen Piazza del Popolo füllte sich nur während der Partien der Italiener so richtig. Dazu trugen auch die zunächst noch geltenden Corona-Schutzmaßnahmen bei, die nach und nach gelockert wurden und noch weiter werden: Eine Maskenpflicht im Freien sowie die nächtliche Ausgangssperre, die eine Party nach dem Eröffnungsspiel verhinderte.
ST. PETERSBURG: In der russischen Zarenstadt waren bis zu 30 000 Fans im Stadion zugelassen, das Kontingent wurde aber bei keinem der sechs Vorrundenspiele vollständig ausgenutzt. Für herausragende Stimmung sorgten vor allem die Fans von Debütant Finnland, die in Stadt und Arena stark vertreten waren und sich auch von Niederlagen nicht die Laune und die Gesänge nehmen ließen. Auch die anderen Teams aus Polen, Belgien, Schweden und der Slowakei brachten ihre Fangruppen mit, die Beschränkungen bei Reisen ließen dies zu.
Überraschenderweise gab es in Russland sogar große Fanfeste, auf denen tausende Anhänger zugelassen waren. An der berühmten Blutskirche von St. Petersburg waren zunächst bis zu 5000 Fans möglich. Im Verlauf des Turniers wurden - auch aufgrund rasant steigender Infektionszahlen - die Maßnahmen schärfer. Im EM-Ort St. Petersburg durften fortan nur noch 3000 statt 5000 Menschen in die Fanzone, Bars und Kneipen mussten um 2 Uhr schließen. In Moskau musste die Fanmeile coronabedingt sogar ganz schließen.
Alles in allem war Russland weit weg von der herausragenden und euphorischen Stimmung, die bei der WM 2018 geherrscht hatte. Dies lag auch am durchwachsenen Abschneiden der russischen Mannschaft, die als eine der ersten ausschied. 2018 war der Viertelfinal-Einzug gegen Spanien noch ausgelassen bejubelt worden.
SEVILLA: Für manchen Merchandising-Artikel reichte es nicht mehr für den Aufdruck. Zu spät wurde die Stadt am Fluss Guadalquivir als Spielort bestimmt. Erst Ende April war klar: Spaniens Nationalmannschaft wird nicht in Bilbao ihre drei Gruppenspiele bestreiten. Die Verantwortlichen der baskischen Metropole konnten und wollten der UEFA keine Zuschauer-Garantie abgeben. Sevilla sprang ein, aber nicht mit einem der Stadien der beiden großen Clubs FC und Betis.
Das Estadio La Cartuja war einst für eine Olympia-Bewerbung gebaut worden, kein klassischer Fußball-Tempel und von außen auch kein unbedingter Hingucker in einer Stadt, die vor Sehenswürdigkeiten ansonsten strotzt. Der Rasen - nur bedingt grün. Und auch ansonsten musste und muss an einigen Stellen auch improvisiert werden, Zugänge über ein Baugerüst inklusive.
Etwas über 12 000 Zuschauer sind erlaubt, die tatsächliche Besucherzahl blieb aber bei allein drei Spanien-Spielen knapp drunter. Bemerkenswert aber: Alle trugen immer ihren Mund-Nasen-Schutz, der auch ansonsten Pflicht ist in Sevilla. Auch draußen im Freien.
EM-Stimmung kommt eigentlich nur am Spieltag auf oder am Abend vorher, wenn sich die spanischen Fans auf den größeren Plätzen treffen und die Gäste sich in der wunderschönen Altstadt bei Tapas und Cerveza auf das Spiel einstimmen. Nachdem rund 3000 Schweden da waren, nahmen die Zahlen bei den Fans aus Polen und dann der Slowakei noch mal ab. Mal sehen, wie die Stimmung wird, wenn Superstar Cristiano Ronaldo mit seinen Portugiesen am Montag zum Sevilla-Kehraus im Achtelfinale gegen Belgien antritt.
Von den dpa-Korrespondenten
Von der ursprünglichen Idee einer länderübergreifenden EM versprach sich der damalige UEFA-Präsident Michel Platini ein großes «Fußballfest» vor der Haustür in „fast ganz Europa“. Doch was ist unter Corona-Bedingungen von diesem Gedanken geblieben, wie ist die Stimmung an den elf Standorten des Kontinentalturniers? Die Reporterinnen und Reporter der Deutschen Presse-Agentur ziehen nach der Vorrunde Bilanz, wie die EM-Atmosphäre in den Stadien und Städten ist.
ROM: Drei Siege, 7:0-Tore - vor allem die begeisternden EM-Auftritte der italienischen Nationalmannschaft in der Vorrunde sorgten für euphorische Stimmung. Knapp 16 000 Zuschauer waren zu den Spielen in Rom zugelassen, voll ausgeschöpft wurde das Kontingent aber bei keiner der drei Partien. Die italienischen Fans feierten in Anlehnung an den WM-Song 1990 von Gianna Nannini dennoch magische Nächte („notti magiche“). Auch rund um das Stadion und auf den Straßen Roms war vor allem nach den Partien einiges los, Kontakt zu den Spielern suchten die Anhänger wann immer möglich vor dem Teamhotel.
Auch die Fans der Türkei und aus der Schweiz waren in Rom zahlenmäßig gut vertreten, jeweils rund 4000 Anhänger reisten in die Ewige Stadt und unterstützen ihre Teams im Stadio Olimpico laut hörbar. Aus Wales waren dagegen nur einige Hundert Fans dabei. Die internationalen Gäste sorgten rund um die Spiele auch tagsüber in der Innenstadt für gute Stimmung, feierten auf den Plätzen und bevölkerten die Cafés.
Abseits des Stadions machte sich die EM-Stimmung in der Stadt vor allem an den Spieltagen in Rom bemerkbar. Die große Fan Zone an der zentralen Piazza del Popolo füllte sich nur während der Partien der Italiener so richtig. Dazu trugen auch die zunächst noch geltenden Corona-Schutzmaßnahmen bei, die nach und nach gelockert wurden und noch weiter werden: Eine Maskenpflicht im Freien sowie die nächtliche Ausgangssperre, die eine Party nach dem Eröffnungsspiel verhinderte.
ST. PETERSBURG: In der russischen Zarenstadt waren bis zu 30 000 Fans im Stadion zugelassen, das Kontingent wurde aber bei keinem der sechs Vorrundenspiele vollständig ausgenutzt. Für herausragende Stimmung sorgten vor allem die Fans von Debütant Finnland, die in Stadt und Arena stark vertreten waren und sich auch von Niederlagen nicht die Laune und die Gesänge nehmen ließen. Auch die anderen Teams aus Polen, Belgien, Schweden und der Slowakei brachten ihre Fangruppen mit, die Beschränkungen bei Reisen ließen dies zu.
Überraschenderweise gab es in Russland sogar große Fanfeste, auf denen tausende Anhänger zugelassen waren. An der berühmten Blutskirche von St. Petersburg waren zunächst bis zu 5000 Fans möglich. Im Verlauf des Turniers wurden - auch aufgrund rasant steigender Infektionszahlen - die Maßnahmen schärfer. Im EM-Ort St. Petersburg durften fortan nur noch 3000 statt 5000 Menschen in die Fanzone, Bars und Kneipen mussten um 2 Uhr schließen. In Moskau musste die Fanmeile coronabedingt sogar ganz schließen.
Alles in allem war Russland weit weg von der herausragenden und euphorischen Stimmung, die bei der WM 2018 geherrscht hatte. Dies lag auch am durchwachsenen Abschneiden der russischen Mannschaft, die als eine der ersten ausschied. 2018 war der Viertelfinal-Einzug gegen Spanien noch ausgelassen bejubelt worden.
SEVILLA: Für manchen Merchandising-Artikel reichte es nicht mehr für den Aufdruck. Zu spät wurde die Stadt am Fluss Guadalquivir als Spielort bestimmt. Erst Ende April war klar: Spaniens Nationalmannschaft wird nicht in Bilbao ihre drei Gruppenspiele bestreiten. Die Verantwortlichen der baskischen Metropole konnten und wollten der UEFA keine Zuschauer-Garantie abgeben. Sevilla sprang ein, aber nicht mit einem der Stadien der beiden großen Clubs FC und Betis.
Das Estadio La Cartuja war einst für eine Olympia-Bewerbung gebaut worden, kein klassischer Fußball-Tempel und von außen auch kein unbedingter Hingucker in einer Stadt, die vor Sehenswürdigkeiten ansonsten strotzt. Der Rasen - nur bedingt grün. Und auch ansonsten musste und muss an einigen Stellen auch improvisiert werden, Zugänge über ein Baugerüst inklusive.
Etwas über 12 000 Zuschauer sind erlaubt, die tatsächliche Besucherzahl blieb aber bei allein drei Spanien-Spielen knapp drunter. Bemerkenswert aber: Alle trugen immer ihren Mund-Nasen-Schutz, der auch ansonsten Pflicht ist in Sevilla. Auch draußen im Freien.
EM-Stimmung kommt eigentlich nur am Spieltag auf oder am Abend vorher, wenn sich die spanischen Fans auf den größeren Plätzen treffen und die Gäste sich in der wunderschönen Altstadt bei Tapas und Cerveza auf das Spiel einstimmen. Nachdem rund 3000 Schweden da waren, nahmen die Zahlen bei den Fans aus Polen und dann der Slowakei noch mal ab. Mal sehen, wie die Stimmung wird, wenn Superstar Cristiano Ronaldo mit seinen Portugiesen am Montag zum Sevilla-Kehraus im Achtelfinale gegen Belgien antritt.
Von den dpa-Korrespondenten
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