Von Millionen bleibt nur wenig
Daran hat auch eine Benefizgala in Deutschland nichts geändert, auf der mehrere Millionen Euro zusammengekommen sind und auf der für BIG geworben wurde – vor Ort in Namibia kommt aber nur ein Bruchteil dieses Geldes an.
„Das Dorf der Zukunft“ – unter diesem Titel wurde im Rahmen einer vom deutschen Fernsehsender ZDF im Dezember 2012 ausgestrahlten Spendengala der christlichen Hilfsorganisationen Brot für die Welt und MISEREOR das BIG-Vorhaben in einem Filmbeitrag vorgestellt – neben drei weiteren Projekten beider Organisationen in Äthiopien, Haiti und Südafrika. Knapp 2,4 Millionen Euro (derzeit rund 31 Mio. N$) wurden bei dieser Gala gespendet.
Das Geld aus der Spendengala gehe „beiden Hilfsorganisationen zu gleichen Teilen zu“, teilte Dominique Mann, Sprecher von Brot für die Welt (Berlin), auf AZ-Nachfrage mit. Macht also jeweils 1,2 Millionen Euro bzw. rund 15,6 Mio. N$. In Otjivero kommt davon aber nur ein Bruchteil an, nämlich weniger als fünf Prozent dieser Summe. Denn der Filmbeitrag über BIG Namibia im ZDF sollte nur die Herzen und Brieftaschen der Zuschauer öffnen. Pressesprecher Mann erklärt: „Die Projekte, die in der Sendung vorgestellt werden, stehen repräsentativ für alle Projekte der beiden Werke und sollen den Zuschauen ein anschauliches Beispiel geben, wie Brot für die Welt und Misereor Spenden einsetzen, um die Menschen gemeinsam mit den Partnerorganisationen zu unterstützen.“
Es sind genau 4,1 Prozent des genannten Betrages, die Brot für die Welt pro Jahr nach Namibia überweist – und dabei ist nicht alles für das Grundeinkommen bestimmt. Denn Brot für die Welt gibt nach eigenen Angaben jährlich 50000 Euro (ca. 650000 N$) an die Abteilung für soziale Entwicklung (DfSD) der ELCRN-Kirche als treibende Kraft in der BIG-Koalition, so Mann. Welcher genaue Betrag von dieser Summe für die Auszahlung des Grundeinkommens an die Menschen verwendet wird, wollte er auf Nachfrage nicht mitteilen.
Auch vor Ort scheint nicht richtig klar zu sein, wie viel Geld für BIG bestimmt ist. Uhuru Dempers, früher BIG-Projektdirektor bei der ELCRN und jetzt nach eigenen Angaben noch als „freiwilliger Helfer“ aktiv, konnte sich dieser Tage im AZ-Gespräch zwar „erinnern, dass sie (Brot für die Welt, die Red.) unser Sponsor waren“, allerdings konnte er nichts zur genauen Verteilung des Geldes sagen. Dabei hat die Finanzhilfe für die ELCRN durch Brot für die Welt laut deren Sprecher bereits im Jahr 2005 begonnen; gezahlt wurden zuletzt rund 35000 Euro pro Jahr, der Zuschuss sollte jedoch „für die nächsten drei Jahre auf jährlich 50000 Euro“ aufgestockt werden, so Mann.
Die deutsche Hilfsorganisation hält an dem BIG-Versuch fest. Mann: „Brot für die Welt unterstützt damit seinen namibischen Partner, gesellschaftspolitisch aktiv zu sein und damit das BIG-Projekt weiter nach vorne zu bringen.“ Zu den Aussichten und Wünschen für das Grundeinkommen führte er aus: „Der neu nominierte Präsidentschaftskandidat der SWAPO steht dem BIG offener gegenüber als der jetzige – so sind Erfolge möglich, wenn auch möglicherweise nicht für ein komplettes bedingungsloses Grundeinkommen.“
Hinter dem BIG-Konzept stehen auch die Vereinte Evangelische Mission (VEM) und einige ihrer Mitgliedskirchen, die bereits Geld für Otjivero gesammelt haben. In den Jahren 2011 und 2012 seien es insgesamt 50000 Euro gewesen, erklärte Uli Baege, Afrikareferent des VEM (Wuppertal), auf AZ-Nachfrage. Fest steht: Von Namibiern allein könnte das Projekt nicht finanziert werden: Nach dem Spendenaufruf „Rettet Otjivero!“ der ELCRN-Kirche von März 2012 ist laut Angaben der BIG-Koalition kaum Geld eingegangen.
Von Stefan Fischer,
Windhoek/Berlin
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Allgemeine Zeitung
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