Von mutwilliger Grenzverletzung
War es eine Geschmacksverirrung, eine bewusste Provokation, oder pure Dummheit? Die Veröffentlichung eines Fotos, das den an einem Seil hängenden Leichnam des mutmaßlichen Mörders Ivan Pitt zeigt, ist ein medialer Sündenfall, der sich durch nichts entschuldigen lässt.
Wie immer schreien die Apologeten am lautesten. Man müsse nicht auf jemanden Rücksicht nehmen, der zuvor die eigene Freundin bestialisch ermordet habe, heißt es. Es dürfe niemand Schonung erwarten, der selbst die Rechte anderer mit Füßen getreten habe, dessen Selbstmord ein klares Schuldgeständnis sei.
Wer so denkt, empfindet Pitts´ Suizid als Gerechtigkeit, der betrachtet das Bild seiner Leiche wie eine Trophäe. Für den ist die Unantastbarkeit der Menschenwürde ein Privileg, das nur für manche gilt. Und für den ist Pitt eine Bestie und nicht das, was er in Wahrheit war: Ein tief gestörter, vermutlich drogenabhängiger und psychisch kranker Mensch, der dringend Hilfe benötigt hätte.
Aber wen stört schon das Psychogramm eines Täters, wenn man es sich auch leicht machen kann? Wenn man ihn zum Tier erklären und durch die pietätlose Darstellung seines leblosen Körpers symbolisch erneut hinrichten kann? Wenn man sich einreden kann, es sei hier so etwas wie ausgleichende Gerechtigkeit geschehen, die Strafe gewisser Maßen auf dem Fuße gefolgt.
Was tatsächlich geschehen ist, war ein Tabubruch, ein Zivilisationsbruch. Ein Moment, an dem niederste Instinkte und Rachegelüste über jegliche Regeln des Anstands triumphiert haben, an dem sich Sensationslust, Voyeurismus und Rachegelüste an der verstörenden, fast pornografischen Abbildung eines toten Menschen entladen haben.
Das hat nichts mit Schuld und Sühne sondern mit journalistischem Totalversagen zu tun. Dem Toten kann seine posthume Zurschaustellung egal sein, seinen Angehörigen nicht. Und so sagt das Bild weniger über den Freitod eines offenbar kranken Menschen aus, als über die, die es auf sozialen Medien platziert und sich daran ergötzt haben.
Marc Springer
Wie immer schreien die Apologeten am lautesten. Man müsse nicht auf jemanden Rücksicht nehmen, der zuvor die eigene Freundin bestialisch ermordet habe, heißt es. Es dürfe niemand Schonung erwarten, der selbst die Rechte anderer mit Füßen getreten habe, dessen Selbstmord ein klares Schuldgeständnis sei.
Wer so denkt, empfindet Pitts´ Suizid als Gerechtigkeit, der betrachtet das Bild seiner Leiche wie eine Trophäe. Für den ist die Unantastbarkeit der Menschenwürde ein Privileg, das nur für manche gilt. Und für den ist Pitt eine Bestie und nicht das, was er in Wahrheit war: Ein tief gestörter, vermutlich drogenabhängiger und psychisch kranker Mensch, der dringend Hilfe benötigt hätte.
Aber wen stört schon das Psychogramm eines Täters, wenn man es sich auch leicht machen kann? Wenn man ihn zum Tier erklären und durch die pietätlose Darstellung seines leblosen Körpers symbolisch erneut hinrichten kann? Wenn man sich einreden kann, es sei hier so etwas wie ausgleichende Gerechtigkeit geschehen, die Strafe gewisser Maßen auf dem Fuße gefolgt.
Was tatsächlich geschehen ist, war ein Tabubruch, ein Zivilisationsbruch. Ein Moment, an dem niederste Instinkte und Rachegelüste über jegliche Regeln des Anstands triumphiert haben, an dem sich Sensationslust, Voyeurismus und Rachegelüste an der verstörenden, fast pornografischen Abbildung eines toten Menschen entladen haben.
Das hat nichts mit Schuld und Sühne sondern mit journalistischem Totalversagen zu tun. Dem Toten kann seine posthume Zurschaustellung egal sein, seinen Angehörigen nicht. Und so sagt das Bild weniger über den Freitod eines offenbar kranken Menschen aus, als über die, die es auf sozialen Medien platziert und sich daran ergötzt haben.
Marc Springer
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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