Von Nairobi über Sansibar nach Windhoek
Das Raleigh Tourenrad steht vor dem Supermarkt an der Benguelastraße in Henties Bay. Ein englisches Fabrikat - ein wenig heruntergekommen schaut es aus. Die Farbe ist kaum zu erkennen, wahrscheinlich schwarz, am Rahmen prangen Sticker. "Botswana", "Sambia" - auch die namibische Flagge ist auf einem der Aufkleber zu erkennen. Beiderseits der 26-Zoll-Räder hängen Taschen an speziellen Trägern befestigt. Im Rahmen selbst, zwischen dem Aluminium-Gestänge, sieht es nicht anders aus. Mehr skurriler Lastesel als Sportgerät. Neben dem Rad steht ein drahtiger Europäer. Bärtig, rotblond und Brille - ein dampfendes noch warmes Brötchen kauend. Enganliegende - dunkle Funktionskleidung, die Wollmütze über die Ohren gezogen; es ist kalt an der Küste. Die Szenerie bleibt nicht unbeobachtet. Eine junge Frau steigt aus einem VW-Bulli, bleibt stehen und fragt den Fremden nach seinem Befinden, wer er sei und was es mit diesem bepackten Drahtesel auf sich habe.
Routiniert, als wäre alles ganz selbstverständlich - ja fast gelangweilt, das warme Brötchen genießend - erzählt er seine Geschichte, kurz und knapp, wie so oft in den vergangen Monaten. Mit dem Fahrrad sei er halt unterwegs, 6000 km durch Afrika. In Nairobi, vor knapp dreieinhalb Monaten sei er gestartet. In Windhoek warte am 2. Oktober der Rückflug.
Alexander Klar, 27 Jahre alt, aus München, saugt seine Umwelt auf, mischt sich ein, will teilhaben. Im Mittelpunkt stehend, fühlt er sich weniger wohl, so scheint es. Er dreht den Spieß um. Was für ein toller Bus das denn sei. "Ein 78er Modell", erzählt die Frau bereitwillig, mittlerweile habe das gute Stück aber einen Toyota-Motor eingepflanzt bekommen. Das sei kein Problem gewesen, berichtet die schöne Dunkelhaarige stolz. Ein Geben und Nehmen, vielleicht das Geheimrezept für den Erfolg seiner Reise, ohne Überfall oder sonstiger Probleme hat er sein Tour überstanden. "Vielleicht war es die Offenheit und das Bauchgefühl für Situation und Menschen vielleicht aber schlichtweg Glück", erzählt Klar.
Am 14. Juni, genau 108 Tage vor dem geplanten Rückflug von Windhoeker Hoseo-Kutako-Flughafen, hatte sich Alexander Klar zusammen mit einem Freund auf den Weg gemacht. "Leider ist Tom unglücklich gestürzt, er hat sich an der Schulter verletzt." Ein paar Tage später radelt Klar allein durch die Weiten Afrikas - der Kompagnon musste die Reise abbrechen. Auf sich allein gestellt strampelt sich der gelernte Großhandelskaufmann durch sechs Länder; Kenia, Tansania, Malawi, Sambia, Botswana und schließlich Namibia. Tag für Tag baut er sein Zelt auf, mal mitten in der Wildnis, mal auf einem Campingplatz. Zelt ist eigentlich übertrieben, es ähnelt eher einem Schlafsack mit Nylondach, kaum 50 Zentimeter hoch und breit. Jeden Morgen schwingt sich Klar auf sein Rad. Der Sattel ist hart wie Stein. "Etwa 100 Kilometer täglich habe ich mir vorgenommen", schildert er. Sein Rekord: 124 Kilometer in vier Stunden und zehn Minuten, in Sambia sei das gewesen: "Ich wollte endlich die Victoriafälle erreichen."
Auf seiner Reise machte er mal halt an einer Grundschule, pinselt dort innerhalb von drei Tagen ein zirka vier Mal vier Meter große Weltkarte an die Fassade, maßstabgetreu. Eine Heidenarbeit sei das gewesen. In Kenia schnitzte er sich in den Souvenirwerkstätten unter fachkundiger Anleitung seine eigene Holzgiraffe. Er nimmt das Angebot eines Fernfahrers an, mit ihm einen Teil seiner Tour zu fahren. "Das Fahrrad haben wir hinten angebunden", erzählt er.
Dank des freundlichen Truckers kommt er schneller in Namibia an als geplant. Er nimmt sich die Zeit um das Land zu erkunden, versucht nassforsch mit seinem Rad durch die Tore des Etosha-Nationalparks zu rollern. Das Unterfangen scheitert zwangsläufig. Zwei Krankenschwestern auf Urlaubsreise erbarmen sich, geben ihm den erhofften "Lift" durch den Park. Danach radelt er an die Küste. In Henties Bay erfreut sich in an den warmen Brötchen des kleinen Supermarktes, weniger am Wetter. "Was für ein Kontrast zu den Tagen zuvor." Knapp 20 Grad hat es, es ist bewölkt und neblig"
Der VW-Bus mit Toyota-Diesel nagelt davon. Auch Klar schwingt sich auf sein Gefährt, er radelt weiter nach Swakopmund. Die "letzten Kilometer" nach Windhoek fordern noch einmal die letzten Reserven. "Da habe ich mich fast verschätzt", so Klar. Der Bosua-Pass sei extrem gewesen, die C 28 die Hölle. "Ich habe mehr Wasser verbraucht als eingeplant", berichtet der passionierte Radfahrer. Dank der Hilfsbereitschaft einiger Farmer, die ihn mit frischem Wasser versorgten. Nach mehr als 6 000 Kilometern einer zwischenzeitlich überstanden schmerzhaften Mittelohrentzündung, dem Biss einer Sackspinne und einer mehrere Tage andauernden Malaria, rollt er in der namibischen Hauptstadt ein: "Afrika, das ist der Mount Everest für Radfahrer." Mit den Erinnerungen an die Strände Sansibars, das Okavango-Delta, die Serengeti, Begegnungen mit fremden Kulturen und wilden Tieren und der Einsamkeit der Wüste besteigt Klar am 2. Oktober den Air-Berlin-Flug nach München.
Peter Schmieder
Routiniert, als wäre alles ganz selbstverständlich - ja fast gelangweilt, das warme Brötchen genießend - erzählt er seine Geschichte, kurz und knapp, wie so oft in den vergangen Monaten. Mit dem Fahrrad sei er halt unterwegs, 6000 km durch Afrika. In Nairobi, vor knapp dreieinhalb Monaten sei er gestartet. In Windhoek warte am 2. Oktober der Rückflug.
Alexander Klar, 27 Jahre alt, aus München, saugt seine Umwelt auf, mischt sich ein, will teilhaben. Im Mittelpunkt stehend, fühlt er sich weniger wohl, so scheint es. Er dreht den Spieß um. Was für ein toller Bus das denn sei. "Ein 78er Modell", erzählt die Frau bereitwillig, mittlerweile habe das gute Stück aber einen Toyota-Motor eingepflanzt bekommen. Das sei kein Problem gewesen, berichtet die schöne Dunkelhaarige stolz. Ein Geben und Nehmen, vielleicht das Geheimrezept für den Erfolg seiner Reise, ohne Überfall oder sonstiger Probleme hat er sein Tour überstanden. "Vielleicht war es die Offenheit und das Bauchgefühl für Situation und Menschen vielleicht aber schlichtweg Glück", erzählt Klar.
Am 14. Juni, genau 108 Tage vor dem geplanten Rückflug von Windhoeker Hoseo-Kutako-Flughafen, hatte sich Alexander Klar zusammen mit einem Freund auf den Weg gemacht. "Leider ist Tom unglücklich gestürzt, er hat sich an der Schulter verletzt." Ein paar Tage später radelt Klar allein durch die Weiten Afrikas - der Kompagnon musste die Reise abbrechen. Auf sich allein gestellt strampelt sich der gelernte Großhandelskaufmann durch sechs Länder; Kenia, Tansania, Malawi, Sambia, Botswana und schließlich Namibia. Tag für Tag baut er sein Zelt auf, mal mitten in der Wildnis, mal auf einem Campingplatz. Zelt ist eigentlich übertrieben, es ähnelt eher einem Schlafsack mit Nylondach, kaum 50 Zentimeter hoch und breit. Jeden Morgen schwingt sich Klar auf sein Rad. Der Sattel ist hart wie Stein. "Etwa 100 Kilometer täglich habe ich mir vorgenommen", schildert er. Sein Rekord: 124 Kilometer in vier Stunden und zehn Minuten, in Sambia sei das gewesen: "Ich wollte endlich die Victoriafälle erreichen."
Auf seiner Reise machte er mal halt an einer Grundschule, pinselt dort innerhalb von drei Tagen ein zirka vier Mal vier Meter große Weltkarte an die Fassade, maßstabgetreu. Eine Heidenarbeit sei das gewesen. In Kenia schnitzte er sich in den Souvenirwerkstätten unter fachkundiger Anleitung seine eigene Holzgiraffe. Er nimmt das Angebot eines Fernfahrers an, mit ihm einen Teil seiner Tour zu fahren. "Das Fahrrad haben wir hinten angebunden", erzählt er.
Dank des freundlichen Truckers kommt er schneller in Namibia an als geplant. Er nimmt sich die Zeit um das Land zu erkunden, versucht nassforsch mit seinem Rad durch die Tore des Etosha-Nationalparks zu rollern. Das Unterfangen scheitert zwangsläufig. Zwei Krankenschwestern auf Urlaubsreise erbarmen sich, geben ihm den erhofften "Lift" durch den Park. Danach radelt er an die Küste. In Henties Bay erfreut sich in an den warmen Brötchen des kleinen Supermarktes, weniger am Wetter. "Was für ein Kontrast zu den Tagen zuvor." Knapp 20 Grad hat es, es ist bewölkt und neblig"
Der VW-Bus mit Toyota-Diesel nagelt davon. Auch Klar schwingt sich auf sein Gefährt, er radelt weiter nach Swakopmund. Die "letzten Kilometer" nach Windhoek fordern noch einmal die letzten Reserven. "Da habe ich mich fast verschätzt", so Klar. Der Bosua-Pass sei extrem gewesen, die C 28 die Hölle. "Ich habe mehr Wasser verbraucht als eingeplant", berichtet der passionierte Radfahrer. Dank der Hilfsbereitschaft einiger Farmer, die ihn mit frischem Wasser versorgten. Nach mehr als 6 000 Kilometern einer zwischenzeitlich überstanden schmerzhaften Mittelohrentzündung, dem Biss einer Sackspinne und einer mehrere Tage andauernden Malaria, rollt er in der namibischen Hauptstadt ein: "Afrika, das ist der Mount Everest für Radfahrer." Mit den Erinnerungen an die Strände Sansibars, das Okavango-Delta, die Serengeti, Begegnungen mit fremden Kulturen und wilden Tieren und der Einsamkeit der Wüste besteigt Klar am 2. Oktober den Air-Berlin-Flug nach München.
Peter Schmieder
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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