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Von Politik und von „Wer wir und wer die sind …"

Eberhard Hofmann

Die Kunst und die Unsitten der Politik, je nach dem, wie Du dazu stehst, ham wir ja aus der Polis, die Stadt der alten Griechen, auf Umwegen über Rom und später von London erhalten. Check nur Pomp und Ritual, wenn unser Parlament formal seine Beratung wieder aufnimmt. Manchmal ham wir die Kultur der Polis weiter entwickelt und manchmal abgetan, um wieder in die Barbarei zu verfallen. Auch die Barbaren ham wir als Begriff von den Griechen übernommen. Die ham ihre Welt eben selbstbewusst in die der Griechen und die der Anderen eingeteilt. Die Anderen, das versteht sich von selbst, waren die Barbaren.
Wer meint, wie manche deutsche Sprachverfechter der sechziger und siebziger Jahre im spätkolonialen Südwestafrika, dass man apolitisch just Sprachbelange vorantreiben könne, hat sich genauso getäuscht wie derjenige, der ´ne politische Partei, eine Partei der Polis, als Heilsbringer anhimmelt. Komm wir checken mal, was so ´n paar kluge und skelm Köppe über die Politik gesagt ham:


Fangen wir gleich bei den Griechen an, bei Aesop, zuerst Sklave, dann mehr bekannt für seine Fabeln: „Kleine Diebe hängen wir. Die Großen berufen wir in hohe Ämter.“


Platon, von Beruf Philosoph, darf unter den alten Griechen sowahr nich fehlen. Der hat übrigens ein Buch geschrieben: Der Staat. Der wusste gut Bescheid: „Wer sich für zu vornehm hält, Politik zu betreiben, wird von denjenigen bestraft, die noch dümmer sind.“ Bemerkung: Platon erhält den Steinbock-Preis vom Wendekreis des Steinbocks für politischen Scharfsinn.


Oscar Ameringer, der Mark Twain des amerikanischen Sozialismus, stammte aus Deutschland und war mit 15 Jahren ins Land der unbegrenzten Möglichkeiten eingewandert. Sagt der Oscar:


„Politik is die feine Kunst Stimmen der Armen zu fangen und Kampagnen-Gelder von den Reichen zu ergattern, indem Du beiden Lagern weismachst, dass Du sie voreinander schützen wirst.“


Und dann der Politiker Adlai Stevenson II in einer Rede im Wahlfeldzug 1952: „Ich hab meinen Opponenten ein Deal angeboten: Wenn die aufhören, über mich Lügen zu verbreiten, hör ich auf, über sie die Wahrheit zu erzählen.“ Adlai war ein prominenter Gouverneur von Illinois und Präsidentschaftskandidat.



Sagt Texas Guinan, ein Geschäftsmann des 19. Jahrhunderts: „Ein Politiker is ´n Genosse, der dein Leben bereitwillig für sein Land hergibt.“

Hier noch der Russe Nikita Chruschtschof, Zeitgenosse und Vorgesetzter von Walter Ulbricht: „Sie (die Politiker) versprechen ´ne Brücke, wo es keinen Fluss gibt.“


Aber wir wollten nochmal auf die Griechen und Barbaren zurückkommen. Wer sich in der Antike der griechisch-römischen Kultur oder Zivilisation verweigerte, war ein Barbar, barbarisch also. Die Germanen zählten in der Zeit zu den Barbaren. Später, als die Europäer sich für das Zentrum des Universums hielten, waren die Barbaren eben die unzivilisierten Leut´ anderer Kontinente. „Wir und die …“ Und heut´ müssen die Europäer wieder in Kategorien denken: „Wir hier und die Migranten dort.“ Irgendwie isses im Lande der Bravourösen da leichter, weil wir unter so wenigen Seelen schon huka viele Gruppen haben und das „Wir-und-die“ nach der Apartheid sowieso keinen Sinn ergibt.
Halten wir die Gesellschaft lieber offen und simpel. Bleiben wir getrost im Lande der Bravourösen unter Geckos der Nacht und unter der Sonne des Tages, denn in Europa beklagen die Denker den zivilisatorischen Niedergang und die Enteuropäisierung und „Deutschland schafft sich ab“ et cetera.
Bei so bleddy viel Kulturpessismus und abendländischem Untergang packen wir den Foh-bai-Foh, die Coolbox und Braaiholz und hauen einfach ab in die Namib.





Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-23

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