Von Segregation zur Integration
Südafrikas „Bokke“ setzen auf die Strahlkraft eines Rugby-WM-Triumphs
Von Ralf E. Krüger, dpa
Johannesburg
Südafrika und den Rugby-Sport eint eine 127-jährige, wechselhaft-turbulente Liebesbeziehung. Einst ein verhasstes Symbol der Spaltung wurde der Sport später von Nelson Mandela als wichtiges Element beim Aufbau einer neuen Gesellschaft genutzt. Bei der Rugby-Weltmeisterschaft in Japan sendet das nationale Springbok-Team bereits trotz der Auftakt-Niederlage gegen Neuseelands „All Blacks“ ganz besondere Signale aus. Denn die alte Gleichung Fußball gleich Schwarz, Rugby gleich Weiß gilt nicht mehr.
Erstmals wurden die “Springböcke“ mit Siya Kolisi von einem schwarzen Kapitän in die Weltmeisterschaft geführt - ein dritter WM-Titel hätte da besondere Strahlkraft. Er liegt im Bereich des Machbaren: Südafrikas Rugby-Recken waren in der Vergangenheit immer wieder für Überraschungen gut und gelten wie die „All Blacks“ aus Neuseeland als sportliche Supermacht. Beim Nachbarschafts-Derby gegen Namibias Welwitschias - so der einer Wüstenpflanze nachempfundene Spitzname des Nationalteams - zeigte das Team vom Kap jedenfalls wieder alte Größe (57:3).
Direkt zum Auftakt gab es dabei einen wichtigen WM-Triumph, dessen symbolische Bedeutung für den jungen Nach-Apartheid-Staat sogar Hollywood inspirierte. Wie nachempfunden im Film „Invictus - Unbezwungen“ übergab Nelson Mandela als erster schwarzer Präsident des Landes dem weißen Kapitän Francois Pienaar 1995 den Siegerpokal - demonstrativ gekleidet in ein grün-goldenes Springbok-Shirt.
Auf einen ähnlichen Stimmungsbooster hofft der Kap-Staat auch diesmal. Er hat ihn dringend nötig. Denn die Aufbruchsstimmung der 1990er Jahre ist einer eher schwermütigen Stimmung gewichen. Das Land liegt ökonomisch am Boden, ächzt unter seiner Schuldenlast sowie einer Arbeitslosenquote von offiziell 29 Prozent. Zudem ist die Nation angesichts einer zunehmend anschwellenden Welle der Gewalt über sich selbst erschrocken.
„Sollte Südafrika dieses Jahr mit Siya Kolisi als Käpt'n den WM-Titel außerhalb des Landes gewinnen, wäre das geradezu monumental“, zeigte sich die frühere Rugby-Legende Bryan Habana im Gespräch mit dem britischen „Guardian“ überzeugt. Er betonte: „So eine Inspiration wäre für unser Land immens bedeutend, auf einer Linie mit Mandela 1995 - wenn nicht sogar noch größer.“ Denn ein WM-Titel könnte das ramponierte Ansehen des Landes im Ausland wieder aufpolieren und auch zu Hause wieder für positive Stimmung zu sorgen.
Heute Mittag (12:15 Uhr) treffen die Springböcke in Kobe auf die Nationalauswahl aus Canada. Südafrika steht auf dem zweiten Tabellenplatz der Gruppe B und hat nach drei Spielen zehn Punkte auf dem Konto. Canada hat nach zwei Spielen noch keine Tabellenpunkte.
Johannesburg
Südafrika und den Rugby-Sport eint eine 127-jährige, wechselhaft-turbulente Liebesbeziehung. Einst ein verhasstes Symbol der Spaltung wurde der Sport später von Nelson Mandela als wichtiges Element beim Aufbau einer neuen Gesellschaft genutzt. Bei der Rugby-Weltmeisterschaft in Japan sendet das nationale Springbok-Team bereits trotz der Auftakt-Niederlage gegen Neuseelands „All Blacks“ ganz besondere Signale aus. Denn die alte Gleichung Fußball gleich Schwarz, Rugby gleich Weiß gilt nicht mehr.
Erstmals wurden die “Springböcke“ mit Siya Kolisi von einem schwarzen Kapitän in die Weltmeisterschaft geführt - ein dritter WM-Titel hätte da besondere Strahlkraft. Er liegt im Bereich des Machbaren: Südafrikas Rugby-Recken waren in der Vergangenheit immer wieder für Überraschungen gut und gelten wie die „All Blacks“ aus Neuseeland als sportliche Supermacht. Beim Nachbarschafts-Derby gegen Namibias Welwitschias - so der einer Wüstenpflanze nachempfundene Spitzname des Nationalteams - zeigte das Team vom Kap jedenfalls wieder alte Größe (57:3).
Direkt zum Auftakt gab es dabei einen wichtigen WM-Triumph, dessen symbolische Bedeutung für den jungen Nach-Apartheid-Staat sogar Hollywood inspirierte. Wie nachempfunden im Film „Invictus - Unbezwungen“ übergab Nelson Mandela als erster schwarzer Präsident des Landes dem weißen Kapitän Francois Pienaar 1995 den Siegerpokal - demonstrativ gekleidet in ein grün-goldenes Springbok-Shirt.
Auf einen ähnlichen Stimmungsbooster hofft der Kap-Staat auch diesmal. Er hat ihn dringend nötig. Denn die Aufbruchsstimmung der 1990er Jahre ist einer eher schwermütigen Stimmung gewichen. Das Land liegt ökonomisch am Boden, ächzt unter seiner Schuldenlast sowie einer Arbeitslosenquote von offiziell 29 Prozent. Zudem ist die Nation angesichts einer zunehmend anschwellenden Welle der Gewalt über sich selbst erschrocken.
„Sollte Südafrika dieses Jahr mit Siya Kolisi als Käpt'n den WM-Titel außerhalb des Landes gewinnen, wäre das geradezu monumental“, zeigte sich die frühere Rugby-Legende Bryan Habana im Gespräch mit dem britischen „Guardian“ überzeugt. Er betonte: „So eine Inspiration wäre für unser Land immens bedeutend, auf einer Linie mit Mandela 1995 - wenn nicht sogar noch größer.“ Denn ein WM-Titel könnte das ramponierte Ansehen des Landes im Ausland wieder aufpolieren und auch zu Hause wieder für positive Stimmung zu sorgen.
Heute Mittag (12:15 Uhr) treffen die Springböcke in Kobe auf die Nationalauswahl aus Canada. Südafrika steht auf dem zweiten Tabellenplatz der Gruppe B und hat nach drei Spielen zehn Punkte auf dem Konto. Canada hat nach zwei Spielen noch keine Tabellenpunkte.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
Zu diesem Artikel wurden keine Kommentare hinterlassen