Von verborgener Vernachlässigung
Warum hat niemand Alarm geschlagen? Das ist einmal mehr die Frage, nachdem der jüngste Fall schwerer Kindesvernachlässigung einem drei Monate alten Säugling das Leben gekostet und drei Geschwister dem Hungertod ausgesetzt hat.
Das Verhalten der alleinerziehenden Mutter ist unverzeihlich und strafrechtlich relevant, dafür aber rational nachvollziehbar. Sie ist mit ihrer Verantwortung überfordert, fühlt sich ohnmächtig, flüchtet sich in den Rausch. Sie versucht, ihr schlechtes Gewissen, ihre Scham und den Rest an Mitgefühl im Alkohol zu ertränken, die Bedürfnisse ihrer Kinder auszublenden, sie praktisch unsichtbar zu machen.
Sie beginnt, den Nachwuchs in ihrer Blechhütte einzuschließen und damit auch ihre Probleme aus dem eigenen Bewusstsein wegzusperren. Irgendwann fühlt sie sich nicht mehr zuständig, relativiert das Unterlassen fürsorglichen Handelns und fängt an, die eigenen Nachkommen wie Fremdkörper wahrzunehmen. Wie einen Ballast, den man zu Hause abstellen und dort vergessen kann.
Warum aber sagt niemand etwas? Weder die Nachbarn, noch Angehörige oder Bekannte? Personen, die wissen müssen, dass die Frau vier Kinder hat, die sie nicht versorgen kann, oder will. Vielleicht ist es Selbstschutz. Der Versuch, das Grauen nicht zu sehen, nicht in menschliche Abgründe zu blicken, sich nicht einmischen zu müssen. Nicht Polizei oder Sozialamt anrufen, Fragen beantworten, oder womöglich als Zeuge aussagen zu müssen.
Vielleicht liegt es aber auch einfach daran, dass jene, die es sehen, die es wissen müssten, zu sehr mit dem eigenen Überlebenskampf beschäftigt sind. Mit der Frage, wo die nächste Mahlzeit herkommt, oder das Geld für die Miete, für Kleidung, Schulgebühren oder medizinische Versorgung der Kinder. Wer täglich gegen Armut und Verzweiflung kämpft, der ist sich selbst der Nächste. Der versucht zu ignorieren, was sich in der Hütte nebenan ereignet, der schaut lieber weg, auch wenn er einen Verdacht hat, dass sich dort grausames zuträgt.
Marc Springer
Das Verhalten der alleinerziehenden Mutter ist unverzeihlich und strafrechtlich relevant, dafür aber rational nachvollziehbar. Sie ist mit ihrer Verantwortung überfordert, fühlt sich ohnmächtig, flüchtet sich in den Rausch. Sie versucht, ihr schlechtes Gewissen, ihre Scham und den Rest an Mitgefühl im Alkohol zu ertränken, die Bedürfnisse ihrer Kinder auszublenden, sie praktisch unsichtbar zu machen.
Sie beginnt, den Nachwuchs in ihrer Blechhütte einzuschließen und damit auch ihre Probleme aus dem eigenen Bewusstsein wegzusperren. Irgendwann fühlt sie sich nicht mehr zuständig, relativiert das Unterlassen fürsorglichen Handelns und fängt an, die eigenen Nachkommen wie Fremdkörper wahrzunehmen. Wie einen Ballast, den man zu Hause abstellen und dort vergessen kann.
Warum aber sagt niemand etwas? Weder die Nachbarn, noch Angehörige oder Bekannte? Personen, die wissen müssen, dass die Frau vier Kinder hat, die sie nicht versorgen kann, oder will. Vielleicht ist es Selbstschutz. Der Versuch, das Grauen nicht zu sehen, nicht in menschliche Abgründe zu blicken, sich nicht einmischen zu müssen. Nicht Polizei oder Sozialamt anrufen, Fragen beantworten, oder womöglich als Zeuge aussagen zu müssen.
Vielleicht liegt es aber auch einfach daran, dass jene, die es sehen, die es wissen müssten, zu sehr mit dem eigenen Überlebenskampf beschäftigt sind. Mit der Frage, wo die nächste Mahlzeit herkommt, oder das Geld für die Miete, für Kleidung, Schulgebühren oder medizinische Versorgung der Kinder. Wer täglich gegen Armut und Verzweiflung kämpft, der ist sich selbst der Nächste. Der versucht zu ignorieren, was sich in der Hütte nebenan ereignet, der schaut lieber weg, auch wenn er einen Verdacht hat, dass sich dort grausames zuträgt.
Marc Springer
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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