Loading svg Please wait while we translate the article
Vor 100 Jahren Truppentransport nach "Deutsch-Südwest" (III)
Vor 100 Jahren Truppentransport nach "Deutsch-Südwest" (III)

Vor 100 Jahren Truppentransport nach "Deutsch-Südwest" (III)

Monrovia hatte damals rund 6000 Einwohner, darunter 19 Weiße einschließlich sechs Deutscher. Der Stadtrundgang war rasch beendet, danach ging es zum Postamt. Der Kauf von Briefmarken dauerte allerdings Stunden, "da die Beamten ... mit der Kurs-Differenz zu unverschämt betrügen wollen". Lindner, dem Postkarten zur Aufgabe mitgegeben worden waren, dem aber hier hygienische Bedenken kamen, stellte gegen ein kleines Entgelt "einen Negerbuben an, der die Marken lecken muss". Sofort drängten andere Jugendliche heran und wollten es ihm gleichtun. Andere Deutsche halfen sich damit, "dass sie erst an die Wand spucken und dann auf diesem Fleck die Marke anfeuchten." Schließlich ging es zurück zum Schiff.

Unter den dort eingetroffenen Kru befand sich auch ein dringend erwünschter "Washman", der mit Waschbrett, drei Bügeleisen und Wäschestärke an Bord kam. Als jedoch einer der Schutztruppler eine leere Flasche über Bord warf und unglücklicherweise einen der Kru am Kopf traf und verletzte, kam es zu aufgeregtem Palaver. Zwar verband der Schiffsarzt die große Wunde, der "Wash man" war jedoch so entrüstet, dass er zum allgemeinen Bedauern mit Waschbrett, Bügeleisen und sechs seiner Stammesgenossen das Schiff wieder verließ. Statt der erwarteten 150 "Kru-Neger" waren ohnehin nur 45 gekommen. Die "Prinzregent" fuhr daher am 5. Januar 1905 weiter entlang der Küste nach Cap Palmas, um dort die noch fehlenden Arbeiter zu engagieren.

Während der Kapitän in Cap Palmas mit dem örtlichen "Woermannman" verhandelte, unternahmen Offiziere und Beamte des Transports auch hier einen Landgang. Cap Palmas lag auf einem Felsen, war von vielen Palmen umgeben und wirkte ansprechender als Monrovia. Die Stadt hatte etwa 3200 Einwohner, darunter fünf Weiße. Nach einem Rundgang wurden die Ausflügler im "Hamburg-Haus" der Woermann-Linie bewirtet; Lindner und ein Kamerad zogen jedoch ein Bad im Meer vor. Zwei Schwarze bewachten ihre Kleider, während "eine Anzahl Weiber ... aus züchtiger Entfernung kichernd beobachten". Abends setzte die "Prinzregent" mit nunmehr 90 Kru an Bord die Fahrt nach Südosten fort.



Die Überquerung des Äquators



Man näherte sich nun zusehends dem Äquator. Die warmen Nächte veranlassten immer mehr Soldaten, nur mit einer Hose bekleidet an Deck oder auf den Sonnensegeln zu schlafen. Daher mehrten sich Erkältungskrankheiten und in einer Teileinheit gab es schon vier Fälle von Lungenentzündung. Der Kommandeur ordnete deshalb nächtliche Kontrollen an, um sicherzustellen, dass die Männer wenigstens unter den Sonnensegeln lagen.

Am 7. Januar 1905 meldete der wachhabende Offizier um 23 Uhr, soeben werde der Äquator überquert. Im Offiziersalon löste dies lebhaftes Zuprosten über den Äquator hinweg von einer Saalseite zur anderen aus. Die Äquatortaufe fand am folgenden Nachmittag auf dem Promenadendeck statt. Die Täuflinge wurden von Poseidon und seinen Gehilfen eingeseift, hinterrücks in ein Wasserbecken gestoßen und dreimal untergetaucht, bevor sie alle zusammen, einschließlich der Kru, mit einem Schlauch kräftig abgespritzt wurden.

In den folgenden Tagen wurde es schon wieder kühler. Der Wind frischte auf, die See wurde rauer und brachte das Schiff nachhaltig zum Stampfen. Erneut wurde mancher Passagier seekrank; der Stabsarzt lag, "trotz seiner reichhaltigen Apotheke, als erster auf der Nase".



Vorbereitungen zur Landung



Die Ankunft in Südwestafrika rückte näher und ungeachtet des Seegangs mehrten sich die Vorbereitungen auf die Anlandung in Swakopmund. In den Laderäumen bereiteten die Kru die Kisten für die Ausladung vor; an Deck wurde die Pinasse wieder einsatzbereit gemacht. Lindner zahlte den restlichen Monatssold aus, und die Truppe führte feldmarschmäßig angetreten Bekleidungsappelle durch. Vieles fehltemanches zum Trocknen aufgehängte Kleidungsstück hatte der Wind über Bord geweht, anderes war vermutlich dem Bügeleisen eines inzwischen als "Washman" eingeteilten Kru zum Opfer gefallen.

Am Abend vor der Ankunft fand in der Ersten Klasse eine Abschiedsfeier statt. Der Kapitän wurde gefeiert für seine gute Schiffsführung, die Güte der Verpflegung und derlei mehr. Auch die in den letzten Tagen erstellte Bordzeitung "Die Seeschlange" fand großen Anklang. Höhepunkt des Abends war jedoch ein Auftritt, den der Gehilfe des Kapitäns, ein Suaheli aus Sansibar bot. In rote Decken gehüllt, wurde er in einem Liegestuhl von sechs Leutnanten hereingetragen und hielt in einem drolligen Gemisch aus Deutsch und Englisch eine Lobrede auf den Kapitän und die Passagiere. Donnernder Applaus folgte ihm, als er feierlich wieder hinausgetragen wurde.



Die Ankunft in Swakopmund



Am 13. Januar 1905 um 15 Uhr ließ die "Prinzregent" auf der Reede von Swakopmund neben sechs bis acht weiteren Dampfern, die schon hier lagen, den Anker fallen. Unmittelbar nach Eintreffen erhielten die beiden bisher für Lüderitzbucht vorgesehenen Teileinheiten Befehl, ebenfalls in Swakopmund an Land zu gehen; in Lüderitzbucht seien "die Wasserverhältnisse zu schwierig" für eine Anlandung.

Mit der Entladung des Schiffes wurde noch am selben Abend begonnen, doch erwies sie sich als mühsam und langwierig, denn richtige Hafenanlagen gab es nicht. Eine vier Jahre zuvor erbaute Mole war schon nach kurzer Zeit von der ungeheuren Wucht der Brandung zu einem Drittel weggerissen worden, mitsamt dem Leuchtturm an ihrem Ende. Gelöscht wurden die Schiffe durch Leichter, die von Dampfpinassen hinter die Mole geschleppt wurden; dort wurden die ausgeladenen Güter neben den Schienen einer Feldeisenbahn abgelegt und anschließend auf die Waggons dieser Bahn verladen. Da die Mole aber schon wieder dabei war, zu versanden, konnten die Leichter sie nur bei Flut verlassen und wieder anlaufen.

Die Soldaten wurden mit den Pinassen an Land gebracht. Für den Transport der Tiere von den Schiffen an Land gab es Flöße, mit denen die Pferde, von anderen Schiffen auch Ochsen und Maultiere, übergesetzt wurden. Die Ochsen wurden vom Schiffskran an den Hörnern auf das Floß gesetzt, die Pferde und Maultiere im Leibgurt heruntergelassen. Von den Pinassen wurden die Flöße bis in die Nähe des flachen Strandes geschleppt, wo man sie dann einfach durch die Wellen ans Land treiben ließ. Sobald möglich, wurde das erste Tier ins Wasser geworfen, woraufhin ihm alle anderen nachsprangen und die letzten 50 bis 60 Meter an Land schwammen. Nach den Pferden wurden schließlich die Wagen an Land gebracht und zusammengebaut.

Am Abend des 21. Januar 1905, acht Tage nach Ankunft der "Prinzregent" in Swakopmund, war ihre Ladung vollständig gelöscht. Alle Passagiere, Pferde, Wagen und Güter befanden sich an Land. Der Transportverband "R" war in "Deutsch-Südwest" angekommen.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-17

Zu diesem Artikel wurden keine Kommentare hinterlassen

Bitte melden Sie sich an, um einen Kommentar zu hinterlassen

Katima Mulilo: 21° | 37° Rundu: 23° | 37° Eenhana: 23° | 35° Oshakati: 24° | 34° Ruacana: 21° | 35° Tsumeb: 25° | 34° Otjiwarongo: 21° | 31° Omaruru: 22° | 35° Windhoek: 20° | 32° Gobabis: 22° | 33° Henties Bay: 16° | 22° Swakopmund: 14° | 16° Walvis Bay: 15° | 21° Rehoboth: 20° | 34° Mariental: 22° | 37° Keetmanshoop: 20° | 36° Aranos: 22° | 36° Lüderitz: 16° | 34° Ariamsvlei: 21° | 37° Oranjemund: 13° | 23° Luanda: 24° | 26° Gaborone: 21° | 37° Lubumbashi: 17° | 33° Mbabane: 16° | 33° Maseru: 15° | 31° Antananarivo: 16° | 32° Lilongwe: 22° | 33° Maputo: 21° | 36° Windhoek: 20° | 32° Cape Town: 16° | 22° Durban: 19° | 28° Johannesburg: 18° | 30° Dar es Salaam: 25° | 31° Lusaka: 20° | 31° Harare: 18° | 29° #REF! #REF!