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Vor 30 Jahren
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Vor 30 Jahren

Stich gewinnt deutsches Wimbledon-Finale gegen Becker
Sportredakteur
Von Robert Semmler, dpa
London
Der 7. Juli 1991 hat in der deutschen Tennis-Geschichte bis heute einen besonderen Platz: Im Wimbledonfinale stehen sich zum ersten - und bislang einzigen Mal - zwei Deutsche gegenüber, doch am Ende siegt nicht Favorit Boris Becker, sondern der Außenseiter Michael Stich. Das 6:4, 7:6 (7:4), 6:4 an einem heißen Londoner Sonntagnachmittag beschert Stich den größten Erfolg seiner Karriere. Ein Jahr später liegen sich beide in Barcelona nach dem Gewinn von Olympia-Gold im Doppel in den Armen.
„Mir war es völlig egal, gegen wen ich im Finale spiele, für mich ging es einzig und allein um den Titelgewinn“, sagte Stich zuletzt der „Welt am Sonntag“. „Alles andere wurde von den Medien aufgebauscht. Man hätte mich auch gegen jeden anderen spielen lassen können. Solange ich mit dem Pokal vom Rasen gehe.“
Stich hatte für den kommenden Sonntag zum 30. Jahrestag seines Sieges eine Einladung zum Herren-Finale, wird aber nicht nach London reisen. Der 52-Jährige hätte das Endspiel aus der Royal Box verfolgen können. «Ein wenig blutet mir das Herz, dass ich zu meinem 30. Jubiläum nicht dort bin», sagte er und erklärte: «Wegen Corona wollte ich jedoch kein unnötiges Risiko eingehen.» Der legendäre Centre Court darf dann mit 15 000 Zuschauern voll besetzt sein.
Nach seinem damaligen Erfolg sei er in ein sportliches Loch gefallen und habe sich nur schwer motivieren können, räumte Stich vor wenigen Tagen in der Wochenzeitung „Die Zeit“ ein. Beim heutigen Betrachten der damaligen Bilder denke er eher: „Wie sahst du da überhaupt aus, was für Klamotten hast du angehabt, was bitte war das für ein Haarschnitt?“ Mit seinem heutigen Leben ist Stich zufrieden. Er ist nach eigenen Worten finanziell unabhängig, kümmert sich um seine Stiftung, malt und sammelt zeitgenössische Kunst.
Becker ist während Wimbledon traditionell als Experte für die britische BBC im Einsatz, die anderen Grand-Slam-Turniere kommentiert er für den TV-Sender Eurosport. Den Weltranglisten-Ersten Novak Djkokovic begleitete er drei Jahre erfolgreich als Trainer.
Auch der 53-Jährige wird immer wieder nach dem Endspiel gegen Stich gefragt. Während einer Veranstaltung im vorigen Oktober in Dessau antwortete er darauf zum Vergnügen der Zuhörer: „Bis jetzt war es ein gemütlicher Abend.“ Mit Stich sei er heutzutage entspannt. „Das Kriegsbeil war relativ schnell begraben, wenn es je eines gab.“

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-24

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