Vor 50 Jahren

3. März 1970 MISSTÄNDE AM JOHANNESBUREGR SCHLACHTHOF Johannesburg - Am Montag wurden 49 Eisenbahnwaggons mit Rindern beim Johannesburger Städtischen Schlachthof nicht entladen, weil sie die Wochenendquote überschritten hatten. Die meisten der Waggons standen dort bereits seit Samstag: Die Viehstallungen des Schlachthofes waren nach den Schlachtungen des Wochenendes nicht voll besetzt. Ein Beamter des Johannesburger Schlachthofes erklärte am Montag dazu, die Rinder konnten nicht in die leerstehenden Stallungen entladen werden, weil die Agenten, an die sie gesandt worden waren, am Wochenende bereits ihre volle Quote erfüllt hatten. Im Rahmen des neuen Quotensystems für Wochenenden, das am vergangenen Freitag in Kraft getreten ist, können nur Schlachtrinder im Rahmen dieser Quote vom Schlachthof angenommen werden, erklärte der Beamte. Laurie Bernstein, der Vorsitzende der südafrikanischen Föderation der Tierschutzvereine, erklärte in Pretoria am Montag, er werde beim Fleischhandelskontrollrat vorstellig werden, um ein flexibleres Quotensystem zu erreichen. REAKTION AUF DIE REPUBLIK-PROKLAMATION New York/Addis Abeba/London - Der Generalsekretär der UNO, U Thant, sprach sich für eine dringende Sitzung des Sicherheitsrates aus, der sich mit dem Bruch Rhodesiens mit Großbritannien und der einseitigen Proklamation der Republik beschäftigen sollte. Ein Sprecher der UNO machte darauf aufmerksam, U Thant habe nicht Artikel 99 der Satzung angerufen, der in Frage komme, wenn eine Friedensbedrohung oder ein Friedensbruch vorliege. Dieser Artikel ist bis jetzt nur einmal angerufen worden, als infolge der Sezession Katangas vom Kongo ein Krieg ausgebrochen war. U Thant sei der Meinung, sagte der Sprecher, eine derartige Bedrohung des Friedens liege nicht vor, dass jedoch angesichts der neuesten Entwicklungen in Rhodesien der Sicherheitsrat sich dringend damit befassen. NIXON UND POMPIDOU KITTETEN DEN BRUCH Washington - Die Wolken der Vergangenheit zwischen Paris und Washington, so konstatierte Präsident Georges Pompidou bei seinem Abschied aus dem Weißen Haus, sind verflogen. Nach einem Jahrzehnt der Spannungen nach dem Gaulles-Angriff auf den Dollar und Frankreichs Absage an die NATO haben Nixon und Pompidou zumindest einen diplomatischen Frieden zwischen beiden Ländern bewerkstelligt. Für Nixon war damit - wie er sich selbst bescheinigte - eines seiner vorrangigen außenpolitischen Ziele erreicht, den Berg des Misstrauens abzubauen. Hinter der freundlichen Fassade, die Nixon und der erste französische Staatsgast seit zehn Jahren in Washington errichteten, bestehen freilich die anderen Meinungsverschiedenheiten in der Sache weiter. Bei der heikelsten Frage, dem Nahost-Thema, ist man auch mit dem Besuch Pompidous nicht weitergekommen. Frankreich glaubt, dass die Sowjets ein reales Interesse an der Beilegung der verschärften Krise haben und die Viermächtegespräche in New York ernsthafte Fortschritte machen könnten. VORBEREITUNG AUF GIPFELTREFFEN Berlin - In Ostberlin fanden am Montag vorbereitende Gespräche für ein Gipfeltreffen zwischen Bundeskanzler Willy Brandt und dem DDR-Ministerpräsidenten Willi Stoph statt. Das erste Gespräch dauerte fünf Stunden. Es ergab jedoch keine konkreten Ergebnisse. Die Partner auf beiden Seiten einigten sich auf eine Fortsetzung der Gespräche am heutigen Tage. Nach seiner Rückkehr nach Westberlin erklärte Dr. Ulrich Sahm vom Bundeskanzleramt vor der Presse, dass bisher noch kein Terrain für das Treffen Brandts mit Stoph vereinbart worden sei. Keines der komplexen Probleme sei in der Diskussion mit Dr. Gerhard Schüssler, dem Vertreter Stophs, bisher gelöst worden. Dr. Sahm betonte, dass eine „sachliche Diskussion“ geführt worden sei. VIER TOTE BEI HUBSCHRAUBER-KOLLISION Bonn - Zwei deutsche Fluglehrer und zwei Rekruten der Bundesluftwaffe kamen am Montag ums Leben, als ihre Hubschrauber in der Luft kollidierten und kurz danach in der Nähe von Münster niederstürzten. Die beiden Hubschrauber befanden sich auf einem Routineflug, als es aus bisher ungeklärten Gründen zu dem Zusammenstoss kam. NOCH EIN DEUTSCHER SPIONAGESKANDAL? Bonn - Ein neuer Spionageskandal kommt auf die Bundeshauptstadt Bonn zu. Nach offiziellen Angaben sind zwei Frauen unter dem Verdacht, für die DDR zu spionieren, verhaftet worden. Irene Schultz (51) war Sekretärin im Amt des Wissenschafts- und Kultusministers Hans Leussink. Sie hatte Zugang zu den Geheimdokumenten dieses Ministeriums. Bei der anderen Frau handelt es sich um die 42-jährige Liane Lindner aus Köln. Einzelheiten über ihre Arbeitsstelle wurden nicht bekanntgegeben. Ein Sprecher des Wissenschafts- und Kultusministeriums erklärte, Irene Schultz sei eine Witwe und seit 1962 als Sekretärin in dem Ministerium tätig. 1965 kam sie in das Amt des Ministers. Das bedeutet, dass sie auch bereits unter den Ministern Hans Lenz und Gerhard Stoltenberg gedient hat.

Vor 50 Jahren

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-25

Bitte melden Sie sich an, um einen Kommentar zu hinterlassen

Vor 50 Jahren

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-25

Bitte melden Sie sich an, um einen Kommentar zu hinterlassen

ANMELDUNG