Vor 50 Jahren
4. Juli 1968
Organe von Mensch zu Mensch
Windhoek (AZ). Professor Lennox Eales, Nierenspezialist am Groote-Schuur-Hospital in Kapstadt und Mitglied des Herzverpflanzungsteams Prof. Barnards, weil zur Zeit in Südwestafrika. Prof. Eales ist Gast Sam Cohens, der im vergangenen Jahr sein Patient in Kapstadt war. Sam Cohen bezeichnet Prof. Eales als sein Lebensretter.
Hauptarbeit und -forschungsgebiet des Professors ist die menschliche Niere, deren Krankheiten und ihre Ersetzung durch menschliche Organe bzw. durch künstliche Nierenmaschinen. Die Heimtücke der Nierenkrankheit ist häufig, so sagte der Professor vor der Presse in Windhoek, daß der Kranke sie nicht wahrnehme. Wenn die Krankheit wahrgenommen wird, war in der Vergangenheit oft der Punkt überschritten, in dem eine Rettung möglich gewesen wäre. Dank neuer Methoden kann man einen gewissen Prozentsatz derjenigen retten, die früher nur äußerst begrenzte Lebensaussichten hatten. Neben den medizinischen Erkenntnissen ist, nach Prof. Eales, die wichtigste Voraussetzung für eine Rettung des Patienten dessen Lebenswille. Häufig muß der gesamte Lebensrhythmus umgestellt werden. Bevorzugt werden bei der Transplantation jüngere Menschen bis etwa zum Alter von 50 Jahren, da bei ihnen die Überlebens- und Lebenschancen größer sind.
Kapstadt verfügt zur Zeit über acht künstliche Nieren, an die Patienten mit nicht mehr ausreichender Nierenfunktion angeschlossen werden können. Ähnlich wie in einer Waschmaschine wird das Blut in der künstlichen Niere gereinigt und anschließend wieder dem Kreislauf zugeführt.
Wenn die eigene Nierenfunktion nicht mehr ausreicht, übernimmt die künstliche Niere den Säuberungsprozeß des Blutes, bis ein geeignetes Ersatzorgan zwecks Einpflanzung zur Verfügung steht. Problematisch ist es, so erläutert Eales, den geeigneten Schenker zu finden. Obwohl der Mensch über zwei Nieren verfügt, sieht man im allgemeinen von Organverpflanzungen von lebenen Menschen (die auch mit einer Niere leben können) ab.
Die Verpflanzung muß nach dem Tod des Schenker schnell vonstatten gehen und zwar in maximal eineinhalb bis zwei Stunden. Die Gewebe von Schenker und Empfänger müssen in etwa die gleichen Merkmale haben, das heißt, sie müssen bestimmte Gemeimsamkeiten haben, bzw. nicht haben. Gewebeunterschiede können bis zu einem gewissen Grade mit Medikamenten ausgeglichen werden, das heißt, die Verabreichung von Medikamenten kann eine Rejektion der eingepflanzten Gewebe verhindern. Zur Zeit gibt es noch keine künstlichen Nieren, die der Patient mit sich tragen kann. Auf dem Gebiet der künstlichen Nierenforschung ist das bisher brauchbarste Gerät eine Maschine, an die sich der Patient jeden Abend anschließt. Über Nacht werden Vene und Arterie mit der „Blutwaschmaschine“ verbunden. Ein Patient mit den entsprechenden Anschlüssen an Armvene und Armarterie - übrigens eine amerikanische Erfindung - hat damit sogar schon Wasserskisport betrieben.
Die südafrikanischen Patienten, denen eine menschliche Niere eingepflanzt ist, leben bereits bis zu viereinhalb Jahren. Während der beiden Herztransplantationen in Kapstadt hat Prof. Eales die Nierenfunktion der Patienten ständig kontrollierte. Aus der Nierentätigkeit kann man gewisse Rückschlüsse auf die Herztätigkeit ziehen.
Insgesamt haben bisher auf der Welt 23 Herzverpflanzungen stattgefunden. .Aber nur sechs der 23 Patienten sind am Leben geblieben. Dr. Philip Blaiberg von Kapstadt hält den Überlebensrekord.
4. Juli 1968
„Walter Ulbricht ist der größte …“
Berlin (dpa). Fast gleichzeitig mit den neuen Eingriffen Walter Ulbrichts in den Berlin-Verkehr hat in der Sowjetzonen-Propaganda eine Welle gesteigerten Personenkults um den SED-Führer und Staatsratsvorsitzenden eingesetzt, der am 30. Juni sein 75. Lebensjahr vollendete. In der neusten Ausgabe des SED-Funktionärsorgans „Einheit“ wird Ulbricht unter anderem als „der größte lebende deutsche Marxist-Leninist“, „erfolgreichster Staatsmann der deutschen Arbeiterklasse“ und als „Führungspersönlichkeit von historischem Rang“ gefeiert. Ihm werde „Vertrauen, Liebe und Achtung des „freien Volkes der DDR“ entgegengebracht, in dessen Geschichte er „immer breitere Spuren“ zeichne.
Organe von Mensch zu Mensch
Windhoek (AZ). Professor Lennox Eales, Nierenspezialist am Groote-Schuur-Hospital in Kapstadt und Mitglied des Herzverpflanzungsteams Prof. Barnards, weil zur Zeit in Südwestafrika. Prof. Eales ist Gast Sam Cohens, der im vergangenen Jahr sein Patient in Kapstadt war. Sam Cohen bezeichnet Prof. Eales als sein Lebensretter.
Hauptarbeit und -forschungsgebiet des Professors ist die menschliche Niere, deren Krankheiten und ihre Ersetzung durch menschliche Organe bzw. durch künstliche Nierenmaschinen. Die Heimtücke der Nierenkrankheit ist häufig, so sagte der Professor vor der Presse in Windhoek, daß der Kranke sie nicht wahrnehme. Wenn die Krankheit wahrgenommen wird, war in der Vergangenheit oft der Punkt überschritten, in dem eine Rettung möglich gewesen wäre. Dank neuer Methoden kann man einen gewissen Prozentsatz derjenigen retten, die früher nur äußerst begrenzte Lebensaussichten hatten. Neben den medizinischen Erkenntnissen ist, nach Prof. Eales, die wichtigste Voraussetzung für eine Rettung des Patienten dessen Lebenswille. Häufig muß der gesamte Lebensrhythmus umgestellt werden. Bevorzugt werden bei der Transplantation jüngere Menschen bis etwa zum Alter von 50 Jahren, da bei ihnen die Überlebens- und Lebenschancen größer sind.
Kapstadt verfügt zur Zeit über acht künstliche Nieren, an die Patienten mit nicht mehr ausreichender Nierenfunktion angeschlossen werden können. Ähnlich wie in einer Waschmaschine wird das Blut in der künstlichen Niere gereinigt und anschließend wieder dem Kreislauf zugeführt.
Wenn die eigene Nierenfunktion nicht mehr ausreicht, übernimmt die künstliche Niere den Säuberungsprozeß des Blutes, bis ein geeignetes Ersatzorgan zwecks Einpflanzung zur Verfügung steht. Problematisch ist es, so erläutert Eales, den geeigneten Schenker zu finden. Obwohl der Mensch über zwei Nieren verfügt, sieht man im allgemeinen von Organverpflanzungen von lebenen Menschen (die auch mit einer Niere leben können) ab.
Die Verpflanzung muß nach dem Tod des Schenker schnell vonstatten gehen und zwar in maximal eineinhalb bis zwei Stunden. Die Gewebe von Schenker und Empfänger müssen in etwa die gleichen Merkmale haben, das heißt, sie müssen bestimmte Gemeimsamkeiten haben, bzw. nicht haben. Gewebeunterschiede können bis zu einem gewissen Grade mit Medikamenten ausgeglichen werden, das heißt, die Verabreichung von Medikamenten kann eine Rejektion der eingepflanzten Gewebe verhindern. Zur Zeit gibt es noch keine künstlichen Nieren, die der Patient mit sich tragen kann. Auf dem Gebiet der künstlichen Nierenforschung ist das bisher brauchbarste Gerät eine Maschine, an die sich der Patient jeden Abend anschließt. Über Nacht werden Vene und Arterie mit der „Blutwaschmaschine“ verbunden. Ein Patient mit den entsprechenden Anschlüssen an Armvene und Armarterie - übrigens eine amerikanische Erfindung - hat damit sogar schon Wasserskisport betrieben.
Die südafrikanischen Patienten, denen eine menschliche Niere eingepflanzt ist, leben bereits bis zu viereinhalb Jahren. Während der beiden Herztransplantationen in Kapstadt hat Prof. Eales die Nierenfunktion der Patienten ständig kontrollierte. Aus der Nierentätigkeit kann man gewisse Rückschlüsse auf die Herztätigkeit ziehen.
Insgesamt haben bisher auf der Welt 23 Herzverpflanzungen stattgefunden. .Aber nur sechs der 23 Patienten sind am Leben geblieben. Dr. Philip Blaiberg von Kapstadt hält den Überlebensrekord.
4. Juli 1968
„Walter Ulbricht ist der größte …“
Berlin (dpa). Fast gleichzeitig mit den neuen Eingriffen Walter Ulbrichts in den Berlin-Verkehr hat in der Sowjetzonen-Propaganda eine Welle gesteigerten Personenkults um den SED-Führer und Staatsratsvorsitzenden eingesetzt, der am 30. Juni sein 75. Lebensjahr vollendete. In der neusten Ausgabe des SED-Funktionärsorgans „Einheit“ wird Ulbricht unter anderem als „der größte lebende deutsche Marxist-Leninist“, „erfolgreichster Staatsmann der deutschen Arbeiterklasse“ und als „Führungspersönlichkeit von historischem Rang“ gefeiert. Ihm werde „Vertrauen, Liebe und Achtung des „freien Volkes der DDR“ entgegengebracht, in dessen Geschichte er „immer breitere Spuren“ zeichne.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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