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Vor 50 Jahren
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WAZon-Redakteur
23. Juni 1969

KATASTROPHE AUF DEM SAMBESI

Beira - Eine Motorfähre, beladen mit 150 Soldaten und 30 neuen Fahrzeugen einer portugiesischen Einheit, versank in der Nacht vom Samstag auf Sonntag im schnell fließenden Sambesi, etwa 200 Meilen nördlich von Beira. Afrikanische Fischer retteten mit ihren Einbäumen 44-Soldaten. 106 der portugiesischen Soldaten werden vermisst. Die Einheit befand sich auf dem Weg zum Einsatz gegen Terroristen im nördlichen Mosambik.

Die Katastrophe ereignete sich mitten auf. dem Strom. Die portugiesische Nachrichtenagentur betonte, dass Sabotage als Unfallursache ausscheide. Vielmehr sei anzunehmen, dass die Fähre erheblich überladen war. Der Kapitän der Fähre soll nach Aussage von überlebenden dem Führer der Einheit die Versicherung gegeben haben, dass die Fähre die schwere Last tragen könne.

Die schweren Fahrzeuge haben sich offenbar während der Überfahrt ineinandergeschoben und einen Tell der an Bord befindlichen Soldaten eingequetscht. Die Motorkraft der Fähre reichte offenbar nicht aus, dass schwer beladene Schiff aus der Gefahrensituation herauszumanövrieren. Die Schlagseite der Fähre nahm immer mehr zu. Die schweren Fahrzeuge verschoben sich, und Soldaten fielen über Bord. Plötzlich versank die Fähre in dem stark von Krokodilen bevölkerten Sambesi.

ERYTHRÄISCHE „VERGELTUNGSMASSNAHMEN“

Rom - Die italienische Polizei untersucht gegenwärtig, ob zwischen dem Tod eines äthiopischen Studenten und dem Feuerüberfall drei junger Erythräer auf eine äthiopische Verkehrsmaschine ein Zusammenhang besteht. Bei dem Feuerüberfall auf die äthiopische Boeing 707 waren acht Passagiere verletzt worden. Der Angriff mit Granaten und Maschinengewehren erfolgte aus 15 Meter Entfernung. Verschiedene Maschinengewehrgarben schlugen in eine der beiden Tragflächen der Boeing ein und Maschine in Flammen aufgehen. Der Brand konnte später gelöscht werden.

Nachdem die Polizei die drei jungen Erythräer festgenommen hatte, stellte sich heraus, dass sie einer erythräischen „Befreiungsfront“ angehörten. Inzwischen hat die „Erythräische Befreiungsfront“ zugegeben, Air den Feuerüberfall verantwortlich zu sein. Aus einer Erklärung der Front verlautet, da13 der Überfall als eine Art Repressalie „gegen das brutale Vorgehen äthiopischer Einheiten gegenüber unschuldigen und unbewaffneten Bürgern Erythräas“ anzusehen sei. Zusätzlich warnte man in dem Schreiben die äthiopischen Aggressoren, dass sie so lange bestraft werden würden, bis sie das Land verließen“. Gegen die drei Verhafteten ist Anklage wegen versuchten Mordes eingereicht worden.

ÜBERWÄLTIGENDE MEHRHEIT FÜR SMITH

Salisbury - Mit einer Mehrheit von 33 948 Stimmen haben die Rhodesier dem Verfassungsentwurf der Regierung und mit einer Mehrheit von 46 803 Stimmen der Einführung der Republik zugestimmt. Nadi den am Samstag veröffentlichten Zahlen stimmten 54 724 zu Gunsten der Verfassung und 20 776 dagegen. 61 130 gaben ihre Stimme für die Republik ab und

14 327 dagegen. Somit haben sich etwa 70 Prozent der Stimmberechtigten für die neue Verfassung und mehr als 80 Prozent für die Proklamierung der Republik ausgesprochen.

Nur einer der 50 Wahlkreise, nämlich Willowvale in Salisbury, hat die Verfassung und die Republik abgelehnt. Willowvale zählt am meisten Waller auf der B-Liste, die sich aus Schwarzen zusammensetzt. Von 2131 Stimmberechtigten des Wahlkreises stehen 557 auf der B-Liste. 918 stimmten gegen die Republik und 975 gegen die Verfassung. Auf dem Land waren die Ja-Stimmen füR die Republik besonders stark.

GROSSER TRUPPENABZUG IN SICHT

Saigon - Auf einer Pressekonferenz erklärte Präsident Richard Nixon, dass im Monat August Ober weitere Truppenabzüge entschieden werden solle. Er gab jedoch der Hoffnung Ausdruck, den Zeitplan, wie ihn der ehemalige Verteidigungsminister Clark Clifford vorgeschlagen habe, erheblich kürzen zu können. Clifford habe in der vergangenen Woche vorgeschlagen, bis zum Ende des Jahres 100 000 US-Soldaten aus Vietnam abzuziehen. Der Abzug der restlichen amerikanischen Streitkräfte solle bis zum Ende des Jahres 1970 erfolgen. Doch seien verschiedene Aspekte zu berücksichtigen, ehe ein Truppenabzug im größeren Umfang gerechtfertigt sei. In erster Linie hinge viel vom Ausgang der Pariser Friedensgespräche ab, doch gab Präsident Nixon sich sehr optimistisch in Bezug auf den Ausgang der Gespräche and meinte, dass es in den kommenden Monaten zu einer Lösung kommen werde. Sodann sei die militärische Schlagkraft Südvietnams ein Faktor, der nicht übersehen werden dürfe, da die gesamte Verteidigung des südvietnamesischen Territoriums auf den Schultern der Sal-vietnamesen lasten werde.

POMPIDOU IM ELYSEE-PALAST

Paris - Der am 15. Juni gewählte Präsident der Republik Frankreich, Georges Pompidou, ist am Freitagvormittag in den Elysee-Palast in Paris eingezogen, wo sich der offizielle Sitz des Präsidenten befindet. Senatspräsident Alain Poher, der seit dem Rücktritt de Gaulles am 27. April als Interimspräsident amtierte, übergab dem neuen Präsidenten die Geschäfte. Einer Tradition folgend, wurde Pompidou vor der Amtsübernahme die Würde eines Großmeisters der französischen Ehrenlegion verliehen. Anschließend an die Amtsübergabe schritt Pompidou im Hof des Palastes, in dem einst Madame Pompadour residiert hatte, die Front der Republikanergarde ab.

Am Abend nahm Pompidou den Rücktritt des Kabinetts Couve de Murville entgegen. Zum designierten Ministerpräsidenten wurde Jacques Chaban-Delmas erklärt, der -Ober das Wochenende seine aus 18 Mitgliedern bestehende Regierung zusammensetzte, zu der noch 20 Staatssekretäre gehören. Gemäß seinem Wahlversprechen will Pompidou eine aktivere Europa-Politik• verfolgen, was darin zum Ausdruck kommt, dass neben dem Ministerpräsidenten, der ein Mann des Ausgleichs ist und als „liberaler“ Gaullist gilt, noch drei weitere Persönlichkeiten im Kabinett vertreten sind, die bekannt für ihren pro-europäischen Kurs sind: Maurice Schumann als neuer Außenminister, Jacques Duhamel als Landwirtschaftsminister und Giscard d'Estaing als Finanzminister.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-07

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