Vor 50 Jahren
22. Juli 1968
Der Prozeß Galilei - ein Hindernis
Vor den Nobelpreisträgern in Lindau bezeichnete Kardinal König den Fall Galilei als eine nicht vernarbte Wunde. Wegen der Bedeutung dieser Rede bringen wir einen größeren Auszug.
Damit man zu einer Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Religion kommen kann, ist es notwendig, zuerst die Barrieren, die spanischen Reiter der Vergangenheit , wegzuräumen. Vielleicht das größte Hindernis, das das Zusammenfinden von Religion und Naturwissenschaft Jahrhunderte lang versperrt hat, war der Prozeß Galilei.
Für die Kirche nach dem Zweiten Vatikanum, die sich in ihrer Zuwendung zur Welt auch als Anwalt der legitimen Rechte und der Freiheit des menschlichen Geistes versteht, scheint nunmehr die Zeit gekommen zu sein, so gründlich wie möglich jenen Zustand des Unbehagens und des Mißtrauens zu beenden, der mit der Verurteilung Galileis im Jahre 1633 begonnen hat. Die wissenschaftliche Welt hatte seit über drei Jahrhunderten mit Recht als schmerzend, als nicht vernarbte Wunde empfunden, daß einer jener Männer, die am Anfang ihres Weges standen, von der Kirche zu Unrecht verurteilt wurde. Die Verurteilung Galileis wird heute um so schmerzhafter empfunden, als alle Menschen innerhalb und außerhalb der Kirche der Überzeugung sind, daß der Wissenschaftler Galilei recht hatte, und daß gerade sein wissenschaftliches Werk moderner Mechanik und Physik die ersten festen Grundlagen geliefert hat.
Durch seine Erkenntnisse war es der menschlichen Vernunft möglich, ein neues Verständnis von Natur und Weltall zu finden und damit die von der Antike ererbten Vorstellungen zu ersetzen. Eine offene und ehrliche Bereinigung des Falles Galilei scheint heute um so notwendiger, soll der Anspruch der Kirche, für Wahrheit, Gerechtigkeit und Freiheit einzutreten, nicht unglaubwürdig werden, sollen jene Menschen, die in Vergangenheit und Gegenwart den verschiedenen Totalitarismen und einer sogenannten Staatsräson gegenüber das Recht des Denkens und der Freiheit verteidigt haben, nicht an der Kirche irre werden.
Nach einigem Irrewerden möchte mancher durch jenen Prozeß den Eindruck gewonnen haben, als ob Wahrheit, Gerechtigkeit zeitlichen Interessen geopfert würden, deren Brüchigheit die Geschichte bewiesen hat. Wenn die Wunde noch schmerzt, so ist die Zeit doch reif zu einer endgültigen und heilenden Behandlung.
Ich bin in der Lage, vor diesem Forum mitzuteilen, daß von zuständigen Stellen bereits Initiativen ergriffen wurden, um den Fall Galilei einer klaren und offenen Lösung zuzuführen.
Die katholische Kirche ist heute ohne Zweifel bereit, das Urteil im Prozeß Galilei einer Revision zu unterziehen. Die Klärung der Lehrfragen, die zu Galileis Zeiten noch sehr undurchsichtig waren, erlauben es heute der Kirche, das ganze Anliegen in absoluter Unbefangenheit und in vollem Vertrauen neu aufzugreifen. Die gläubige Vernunft hat mühsam um die Wahrheit gerungen und hat durch Erfahrung und Diskussionen, die mit Leidenschaft geführt wurden, allmählich den richtigen Weg gefunden. Sie hat gelernt, dem wissenschaftlichen Denken mit Offenheit und Anerkennung zu begegnen. Sie weiß, daß zwischen dem wissenschaftlichen Weltbild, dem Denken des modernen Menschen einerseits und dem religiösen Glauben andererseits ein harmonisches Verhältnis möglich ist.
Der scheinbare Widerspruch zwischen der kopernikanische Lehrer oder besser gesagt, der beginnenden Mechanik der modernen Physik und dem biblischen Schöpfungsbericht ist allmählich verschwunden. Die Theologie unterscheidet heute schärfer, was inhaltlich göttliche Offenbarung ist und was philosophische Konstruktion oder spontan naive Auffassung der Wirklichkeit ist. Was für die Zeitgenossen Galileis noch ein unüberwindbares Hindernis war, existiert für den heutigen gebildeten Gläubigen nicht mehr. Vor diesem Gesichtspunkt erscheint Galilei daher nicht bloß als Begründer einer neuen Wissenschaft, sondern ebenfalls auch als Vertreter gläubigen Denkens. Gott hat seine Schöpfung, hat das Weltall - ohne Grenzen zu setzen - dem forschenden Geist des Menschen geöffnet.
22. Juli 1968
Ovambos lehnen Lohnerhöhung ab
Walvis Bay (AZ) - Nach Gesprächen mit der Administration, die am vergangenen Montag und Dienstag unter Vorsitz des Administrators stattgefunden hatten, haben sich die Fischfabriken bereit erklärt, den etwa 1500 streikenden Ovambos erhebliche Zulagen für Nachtschichten zu gewähren. Ein großer Teil der Ovambos hat sich trotzdem mit den Lohnerhöhungen nicht zufrieden erklärt. Sie haben vielmehr ihre Verträge gekündigt und sind nach Ovamboland zurückgebracht worden.
Im Walvis Bayer Hafen, der ebenfalls von dem Streik betroffen war, haben jetzt etwa 300 weiße Eisenbahnarbeiter die Beladung der Schiffe übernommen. Aus Sympathie mit den streikenden Ovambos bei den Fischfabriken hatten sich die Ovambo-Hafenarbeiter geweigert, nach 17 Uhr Fischmehl zu verladen.
Den Ovambos sind von der Fischindustrie Lohnerhöhungen von 50 Prozent für Tag- und Nachtschichten angeboten worden. Gewisse Sprecher der Ovambos sollen erklärt haben, daß sie an mehr Geld gar nicht interessiert seien.
Der Prozeß Galilei - ein Hindernis
Vor den Nobelpreisträgern in Lindau bezeichnete Kardinal König den Fall Galilei als eine nicht vernarbte Wunde. Wegen der Bedeutung dieser Rede bringen wir einen größeren Auszug.
Damit man zu einer Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Religion kommen kann, ist es notwendig, zuerst die Barrieren, die spanischen Reiter der Vergangenheit , wegzuräumen. Vielleicht das größte Hindernis, das das Zusammenfinden von Religion und Naturwissenschaft Jahrhunderte lang versperrt hat, war der Prozeß Galilei.
Für die Kirche nach dem Zweiten Vatikanum, die sich in ihrer Zuwendung zur Welt auch als Anwalt der legitimen Rechte und der Freiheit des menschlichen Geistes versteht, scheint nunmehr die Zeit gekommen zu sein, so gründlich wie möglich jenen Zustand des Unbehagens und des Mißtrauens zu beenden, der mit der Verurteilung Galileis im Jahre 1633 begonnen hat. Die wissenschaftliche Welt hatte seit über drei Jahrhunderten mit Recht als schmerzend, als nicht vernarbte Wunde empfunden, daß einer jener Männer, die am Anfang ihres Weges standen, von der Kirche zu Unrecht verurteilt wurde. Die Verurteilung Galileis wird heute um so schmerzhafter empfunden, als alle Menschen innerhalb und außerhalb der Kirche der Überzeugung sind, daß der Wissenschaftler Galilei recht hatte, und daß gerade sein wissenschaftliches Werk moderner Mechanik und Physik die ersten festen Grundlagen geliefert hat.
Durch seine Erkenntnisse war es der menschlichen Vernunft möglich, ein neues Verständnis von Natur und Weltall zu finden und damit die von der Antike ererbten Vorstellungen zu ersetzen. Eine offene und ehrliche Bereinigung des Falles Galilei scheint heute um so notwendiger, soll der Anspruch der Kirche, für Wahrheit, Gerechtigkeit und Freiheit einzutreten, nicht unglaubwürdig werden, sollen jene Menschen, die in Vergangenheit und Gegenwart den verschiedenen Totalitarismen und einer sogenannten Staatsräson gegenüber das Recht des Denkens und der Freiheit verteidigt haben, nicht an der Kirche irre werden.
Nach einigem Irrewerden möchte mancher durch jenen Prozeß den Eindruck gewonnen haben, als ob Wahrheit, Gerechtigkeit zeitlichen Interessen geopfert würden, deren Brüchigheit die Geschichte bewiesen hat. Wenn die Wunde noch schmerzt, so ist die Zeit doch reif zu einer endgültigen und heilenden Behandlung.
Ich bin in der Lage, vor diesem Forum mitzuteilen, daß von zuständigen Stellen bereits Initiativen ergriffen wurden, um den Fall Galilei einer klaren und offenen Lösung zuzuführen.
Die katholische Kirche ist heute ohne Zweifel bereit, das Urteil im Prozeß Galilei einer Revision zu unterziehen. Die Klärung der Lehrfragen, die zu Galileis Zeiten noch sehr undurchsichtig waren, erlauben es heute der Kirche, das ganze Anliegen in absoluter Unbefangenheit und in vollem Vertrauen neu aufzugreifen. Die gläubige Vernunft hat mühsam um die Wahrheit gerungen und hat durch Erfahrung und Diskussionen, die mit Leidenschaft geführt wurden, allmählich den richtigen Weg gefunden. Sie hat gelernt, dem wissenschaftlichen Denken mit Offenheit und Anerkennung zu begegnen. Sie weiß, daß zwischen dem wissenschaftlichen Weltbild, dem Denken des modernen Menschen einerseits und dem religiösen Glauben andererseits ein harmonisches Verhältnis möglich ist.
Der scheinbare Widerspruch zwischen der kopernikanische Lehrer oder besser gesagt, der beginnenden Mechanik der modernen Physik und dem biblischen Schöpfungsbericht ist allmählich verschwunden. Die Theologie unterscheidet heute schärfer, was inhaltlich göttliche Offenbarung ist und was philosophische Konstruktion oder spontan naive Auffassung der Wirklichkeit ist. Was für die Zeitgenossen Galileis noch ein unüberwindbares Hindernis war, existiert für den heutigen gebildeten Gläubigen nicht mehr. Vor diesem Gesichtspunkt erscheint Galilei daher nicht bloß als Begründer einer neuen Wissenschaft, sondern ebenfalls auch als Vertreter gläubigen Denkens. Gott hat seine Schöpfung, hat das Weltall - ohne Grenzen zu setzen - dem forschenden Geist des Menschen geöffnet.
22. Juli 1968
Ovambos lehnen Lohnerhöhung ab
Walvis Bay (AZ) - Nach Gesprächen mit der Administration, die am vergangenen Montag und Dienstag unter Vorsitz des Administrators stattgefunden hatten, haben sich die Fischfabriken bereit erklärt, den etwa 1500 streikenden Ovambos erhebliche Zulagen für Nachtschichten zu gewähren. Ein großer Teil der Ovambos hat sich trotzdem mit den Lohnerhöhungen nicht zufrieden erklärt. Sie haben vielmehr ihre Verträge gekündigt und sind nach Ovamboland zurückgebracht worden.
Im Walvis Bayer Hafen, der ebenfalls von dem Streik betroffen war, haben jetzt etwa 300 weiße Eisenbahnarbeiter die Beladung der Schiffe übernommen. Aus Sympathie mit den streikenden Ovambos bei den Fischfabriken hatten sich die Ovambo-Hafenarbeiter geweigert, nach 17 Uhr Fischmehl zu verladen.
Den Ovambos sind von der Fischindustrie Lohnerhöhungen von 50 Prozent für Tag- und Nachtschichten angeboten worden. Gewisse Sprecher der Ovambos sollen erklärt haben, daß sie an mehr Geld gar nicht interessiert seien.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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