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Vor 50 Jahren
Vor 50 Jahren

Vor 50 Jahren

Nina Cerezo
4. Januar 1968

Mißbrauch getrieben

Johannesburg (SAPA). – Einer amerikanischen Journalistin, Frau Betty Lendsay, wurde die Benutzung der Einrichtungen der südafrikanischen Rundfunkgesellschaft untersagt, nachdem sie in einem Bericht nach Amerika behauptet hatte, die südafrikanische Regierung werde möglicherweise Gesetze gegen Herztransplantationen über Rassengrenzen hinweg erlassen.

Ein Sprecher der südafrikanischen Rundfunkgesellschaft erklärte hierzu: „Wir stellen ausländischen Journalisten unsere Einrichtungen kostenlos zur Verfügung. Wenn diese sann Mißbrauch treiben, ziehen wir die Genehmigung zurück.“


4. Januar 1968

Schlägerei in der Kirche

Bremen (dpa). – In einem Telegramm haben 30 Pastoren der bremischen evangelischen Kirche den Kirchenrat der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Westberlin aufgefordert, sich bei dem Funktionär des linksradikalen Sozialistischen Deutschen Studentenbundes (SDS), Rudi Dutschke, für die Vorfälle am Heiligabend zu entschuldigen. Dutschke hatte zusammen mit einigen anderen Studenten während des Gottesdienstes in der Kirche gegen den Krieg in Vietnam protestiert und war dabei von einem empörten Kirchenbesucher mit einem Krückstock am Kopf erheblich verletzt worden.

In dem Telegramm der Bremer Pastoren heißt es: „Auch Jesus hat schließlich die Ordnungen des Tempels um der Sache willen gestört.“ Es gehe deshalb nicht an, daß die Sache der Elenden und Entrechteten von Studenten vorgetragen, in Gottesdiensten mit Feindseligkeit und Schlägen beantwortet werde. „Der Schläger soll seine Strafe finden und unserer Meinung nach Herr Dutschke eine Entschuldigung des Gemeinderats“, heißt es in dem Schreiben. Nach Ansicht der Bremer Geistlichen sollten Studenten, die den Gottesdienst stören, in Zukunft „nachhaltig zu sachlichem Gespräch aufgefordert werden. Die Westberliner Kirchengemeinde hatte gegen Dutschke Strafanzeige wegen Hausfriedensbruchs und Sachbeschädigung gestellt.


4. Januar 1968

Führerscheinblüten

Freiburg (dpa). – Ein dreistes Gaunerstück in der Landesstrafanstalt Freiburg im Breisgau beschäftigt die Freiburger Staatsanwaltschaft. Polizeibeamte haben durch Zufall entdeckt, daß in der Strafanstalt falsche Führerscheine hergestellt wurden. Einige „Spezialisten“ hatten in der Gefängnisdruckerei statt der einzigen deutschen Gefangenenzeitung „Die Brücke“ auf grauem Leinwandpapier Führerscheinformulare gedruckt und sie auch gleich fachgerecht mit dem Stempel „Landratsamt Ludwigsburg“ versehen.

Die Führerscheinblüten, von denen in Baden-Württemberg bisher zehn sichergestellt werden konnten, sind nach Angaben von Polizei und Staatsanwaltschaft so gut, daß sie von den Originalen kaum zu unterscheiden sind. Oberstaatsanwalt Schorpp bestätigte, daß auf Wunsch von Justizminister Dr. Rudolf Schieler alle verfügbaren Kräfte „mit Nachdruck an der Untersuchung dieses ausgewachsenen Skandals arbeiten. Der Weg, den die gefälschten Führerscheine aus dem Gefängnis nahmen, konnte von der Kriminalpolizei bisher noch nicht ermittelt werden. Es wird jedoch vermutet, daß ein Teil der Blüten, von einer inzwischen entlassenen Angestellten der Gefängnisverwaltung aus dem Bau geschmuggelt wurde. Außerdem glaubt die Staatsanwaltschaft, daß einige der Fälschungen mit der ausgehenden Gefängnispost in andere Strafanstalten verschickt wurden.


4. Januar 1968

Neue Ortsgrenzen

Windhoek (AZ). – Die städtischen Grenzen der Ortschaft Omaruru werden durch eine Proklamation in dem neuesten Amtsblatt geändert. Eine genaue Umschreibung der Grenzen ist darin enthalten. Wenn nicht innerhalb eines Monats begründete Einsprüche erhoben werden, werden die Grenzen vom Administrator durch Proklamation neu bestimmt.


4. Januar 1968

Warnung an das Friedenskorps

Maseru (SAPA). – Lesothos Ministerpräsident Leabua Jonathan richtete eine Warnung an die 70 Mitglieder des US-Friedenkorps, die vor kurzem in Lesotho eingetroffen sind. Die Amerikaner sollten sich zurückhalten und es vermeiden, sich während ihres Aufenthaltes in Lesotho in die Politik ziehen zu lassen. Gewisse Mitglieder der oppositionellen Gruppen würden versuchen, das Leben der Amerikaner schwierig zu machen und sie in politische Kontroversen zu ziehen. Der Rat des Ministerpräsidenten: „Überlassen sie es den Basutos, die Politik zu machen.“

Die Warnung des Ministerpräsidenten hat eine Vorgeschichte. Die Anwesenheit von Mitgliedern des amerikanischen Friedenkorps in Lesotho wurde von der Opposition bitter verurteilt. Die oppositionelle Congress Party bezeichnete die Amerikaner als Agenten des Geheimdienstes CIA und als Angehörige des „Mörderkorps“. Jonathan versicherte, daß seine Regierung alles in ihrer Macht stehende tun werde, um den Amerikanern das Leben während ihres Aufenthalts in Lesotho leichtzumachen. Das Friedenkorps habe auf Wunsch der Regierung Lesothos freiwillige Helfer entsandt. Seine Regierung habe Vertrauen in das Friedenskorps. Die amerikanischen Freiwilligen sollen dabei helfen, die wirtschaftliche Lebensfähigkeit Lesothos herzustellen.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-22

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