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Vor 50 Jahren
Vor 50 Jahren

Vor 50 Jahren

1970-07-27
Claudia Reiter
HOSEA KUTAKO ZUR LETZTEN RUHE GEBETTET

Okahandja — Die Beerdigung des fast 100-jährigen Hereroführers Hosea Kutako in Okahandja bot ein äußerst farbenprächtiges Bild. Knapp 2 000 Hereros und eine Gruppe Ovahimbas hatten sich in ihren bunten Phantasieuniformen, die Ovahimbas in ihrer traditionellen Stammestracht, in Okahandja eingefunden, um ihrem Häuptling die letzte Ehre zu erweisen. Das Schaulust hatte zahlreiche Weiße nach Okahandja gelockt, deren Kleidung und Benehmen teilweise geradezu schockierend waren. Das Begräbnis stand unter der Leitung von Clemens Kapuuo, der ein gewaltiges Programm mit nicht weniger als 24 Sprechern aufgestellt hatte. Zu ihnen sollten auch der Ratsmann Mungunda, nach Hererotradition, der nächste Anverwandte des verstorbenen Häuptlings, sowie der Mbandero-Häuptling Munjuku II. gehören. Beide sprachen nicht. Munjuku II. war nicht zum Begräbnis erschienen. Was erneut bestätigt, dass Hosea Kutako nicht der Führer des Hererovolkes, sondern nur des Hererostammes innerhalb der Hereronation, der außerdem die Mbanderos, die westlichen und die östlichen Hereros angehören, war.

Das Rot der Maharero-Hereros, deren Führer Hosea Kutako war, beherrschte das Bild. Nicht eine einzige (grüne) Flagge der Mbanderos war zu sehen. Eine. Fahnenabordnung war von den östlichen Hereros (Waterberg) nach Okahandja entsandt. Einige westliche Hereros waren ebenfalls aus dem Raum Omaruru zur Beerdigung erschienen.

DER FARBIGENARBEITER IN SWA

Windhoek — In Khomasdal wurde am Samstag ein Symposium über die sozialen Probleme der farbigen Gemeinschaft veranstaltet, wobei das Exekutivmitglied E. A. Nel das Hauptreferat zu dem Thema „Farbigenarbeit in Südwestafrika und Windhoek im Besonderen“ hielt. Nel betonte, dass der Farbige, der sich in der einen oder anderen fachlichen Richtung ausbilden ließ, eine wichtige Rolle in der Entwicklung Südwestafrikas spiele. Sowohl Windhoek als auch Walvis Bay hatten während der letzten Jahre eine mächtige Entwicklung erlebt. Besonders die Landwirtschaft und das Baugewerbe machten in dieser Zeit große Fortschritte. Eine direkte Folge davon sei die Konzentration der Farbigen, besonders in Windhoek. Der weiße Handwerker im Baugewerbe sei nach den Worten Nels fast gänzlich verschwunden. Der Farbige habe diesen Platz jetzt eingenommen. Ob er sich darin halten könne, hänge einzig und allein von ihm ab.

RAUCHBOMBEN IM UNTERHAUS

London — Ein Zuhörer warf am Donnerstag Rauchbomben von der Besuchergalerie in den. Sitzungssaal des Unterhauses. Der Täter konnte festgenommen werden. Alles flüchtete aus dem Haus, da der Rauch in Augen und Lungen drang. Dem Speaker, Dr. Horace King, musste vom Stuhl geholfen werden. Der Bombenwurf ereignete sich, als Antony Barber, der britische Minister für EWG-Angelegenheiten, sprach. Die erste Bombe ging in der Nähe der Oppositionsbänke nieder. Es entstand kein Feuer, doch griff die Feuerwehr ein, um die Rauchentwicklung zu bekämpfen. Die Sitzung wurde unterbrochen. Die erste, die von den Rauchschwaden erfasst wurde, war Frau Barbara Castle. Einige Unterhausmitglieder legten sich auf den Boden, als der Rauch in die Höhe stieg. Die Presseberichterstatter konnten infolge der Rauchentwicklung nichts mehr sehen und mussten die Pressegalerie ebenfalls räumen. Man nimmt an, dass der Täter die zwei Bomben aus Protest gegen die Benutzung von Tränengas durch Militär und Polizei in Nordirland ins Unterhaus geworfen hat. Kurz vor der Explosion hatten Premierminister Heath und Oppositionsführer Harold Wilson den Sitzungssaal verlassen.

KEINE BEDENKEN GEGEN WAFFENLIEFERUNGEN

Tananarivo — Madagaskars Präsident Philibert Tsiranana erklärte am Samstag, er habe keinerlei Bedenken gegen britische Waffenlieferungen an Südafrika, solange diese zur Verteidigung des Indischen Ozeans verwendet würden. Als Insel im Indischen Ozean habe Madagaskar Verständnis dafür, wenn Südafrika seine Küste gegen eventuelle Aggressoren in diesem Raum schützen wolle und sich deshalb entsprechend bewaffne: Falls diese Waffen allerdings der Durchsetzung der südafrikanischen Apartheidpolitik dienen sollten, sei er ganz entschieden gegen Waffenlieferungen, sagte Präsident Tsiranana.

Port Louis (Mauritius) — Außenminister Gaetan Duval erklärte, Mauritius habe, obwohl es die Apartheid verurteile, nichts gegen britische Waffenlieferungen an Südafrika einzuwenden.

DIE BRITISCHE PRÄSENZ IM INDISCHEN OZEAN

Singapur — Der britische Verteidigungsminister Lord Carrington, der gegenwärtig einige Commonwealth-Lander im Osten besucht, erklärte in Singapur, er neue Richtlinien für die britische Politik im Indischen Ozean ausgearbeitet habe und diese nun Malaysia, Singapur, Australien und Neuseeland vorlegen wolle. Eine endgültige Entscheidung über die britische Präsenz im Indischen Ozean werde erst nach Konsultation der vier Commonwealth-Länder getroffen werden können. Lord Carrington möchte sich hauptsächlich über den Standpunkt der vier Lander orientieren. Die „Straits Times“ in Kuala Lumpur betont, dass Großbritannien vor allem auch Wert auf die Verteidigung der Kaproute legen werde, wobei es gute Argumente vorbringen könne, warum Südafrika in das Verteidigungssystem einbezogen werden müsste.

DIE ERWIEDERUNG DES OPPOSITIONSFÜHRERES

Kapstadt — Der Tadelsantrag der Opposition wurde am Freitag im Volksrat in Kapstadt mit 113 zu 46 Stimmen abgelehnt. Sir de Villiers Graaff hatte die Debatte darüber am Montag eingeleitet. lm Rahmen dieser Debatte hatte Ministerpräsident B. J. Vorster angekündigt, südafrikanische Atomforscher einen neuen Prozess der Urananreicherung entwickelt haben.

Oppositionsführer Sir de Villiers Graaff stellte in seiner Erwiderung auf die fünftägige Debatte fest, dass die Regierung nicht in der Lage gewesen sei, gewisse Fehler in der Verwaltung des Landes ausreichend zu erläutern. Sie konnte auch nicht die Zusicherung erteilen, dass ähnliche Fehler in Zukunft nicht wieder vorkommen würden. De Villiers Graaff bezog sich in seinen Ausführungen unter anderem auf eine vom Gesundheits- und Bergbauminister Carol de Wet während des Wahlkampfes ausgesprochene Drohung gegenüber dem südafrikanischen Finanzier Harry Oppenheimer. Er stellte die Frage, ob diese Erklärung mit dem Einverständnis des Ministerpräsidenten abgegeben worden sei. Falls das in dieser und anderen Angelegenheiten nicht der Fall gewesen sei, müsse Minister de Wet seines Amtes enthoben werden.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-23

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