Vor 50 Jahren
2. Februar 1967
16000 Spione in der BRD
Genf (dpa). In der Bundesrepublik herrscht nach den Worten eines ehemaligen hohen Beamten der Spionageabwehr „von allen Ländern der Welt die intensivste Spionagetätigkeit“. In einem Interview in der Zürcher politischen Wochenzeitung „Die Weltwoche“ erklärt der frühere Leiter der Abteilung IV (Spionageabwehr) im Bundesamt für Verfassungsschutz, Richard Gerken, seit Kriegsende bis zu seinem Abschied 1964 seien „an die 16000 ausländische Agenten in der Bundesrepublik festgestellt“ worden. Damit sei die Bundesrepublik unbestrittenermaßen das Land, in welchem seit Ende des Krieges am meisten Spione festgestellt worden seien.
Nach Gerkens Worten stammen die meisten Spione – etwa Zweidrittel – aus der Sowjetzone. Dies bedeute jedoch nicht, daß alle für den Geheimdienst in Ostberlin tätig gewesen seien. Viele arbeiteten für die Sowjetunion, Polen, die Tschechoslowakei, Ungarn und andere kommunistische Staaten, erklärte Gerken. Zur John-Affäre befragt, sagte der frühere Abteilungsleiter: „Nach meiner festen Überzeugung war John (der ehemalige Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz, der 1954 in die Sowjetzone ging, ein Jahr später wiederkam und zu vier Jahren Zuchthaus verurteilt wurde) kein Verräter. Er konnte gar keine Geheimnisse verraten, da ein Mann in seiner Stellung im Bundesverfassungsschutz keine Geheimnisse kannte. Er kannte auch keine Namen von Geheimagenten, denn diese Namen waren nur mir bekannt, und die Liste lag im Kassenschrank verschlossen. Er konnte nur die Namen der Abteilungsleiter bekanntgeben.“ Auf die Frage, ob er habe feststellen können, daß die Kontroverse Moskau – Peking sich auf die Spionage in Deutschland ausgewirkt hat, erwiderte Gerken: „Gewiß. Noch vor vier Jahren hatte man nie etwas mit den Chinesen zu tun. Jetzt spielen sie nachweisbar bei der Spionagetätigkeit in Deutschland eine Rolle. Übrigens nicht nur in Deutschland. Dies gilt für ganz Westeuropa. Und es erweist sich auch, daß sie mit den Geheimagenten der Sowjetunion nicht auf freundschaftlichem Fuß verkehren, im Gegenteil!“
2. Februar 1967
China provoziert Frankreich
Peking (SAPA/Reuter). Chinesische Demonstranten zerrten am Mittwoch den französischen Diplomaten Robert Richard, der als Wirtschaftsberater bei seiner Botschaft in Peking arbeitet, aus seinem Fahrzeug und hielten ihn sieben Stunden lang bei strenger Kälte auf der Straße fest. Die Roten Garden, die Richard wie eine Mauer umstanden, riefen antifranzösische Parolen und sprachen von einer Blutschuld Frankreichs gegenüber Rotchina. Verschiedene Versuche von Botschaftsangestellten der französischen Mission in der chinesischen Hauptstadt, Richard zu befreien, mißlangen. Erst einem starken Polizeiaufgebot gelang es, den Diplomaten aus der Mitte des Pöbels zu holen.
2. Februar 1967
Ian Smith hortet Tabak
London (AZ). Der Londoner „Sunday Telegraph” berichtet aus Lusaka (Sambia), daß die Regierung Ian Smith mehr als 72 Millionen Kilogramm Tabak – also rund zwei Drittel der Vorjahresernte – in Geheimlagern in Rhodesien gehortet habe. Eines der Lager soll sich auf dem stillgelegten Flugplatz Belvedere bei Salisbury befinden. Die Räume in denen der Tabak aufbewahrt wird, sollen als Flugzeughallen getarnt sein. Wie der „Sunday Telegraph“ weiter zu berichten weiß, wurden alle Beteiligten zur strengsten Geheimhaltung durch die Regierung verpflichtet.
Nach dem Bericht sind in Rhodesien weiter „Flugzeughallen“, die die Tabakernte des laufenden Jahres aufnehmen sollen, im Bau. Der Tabak soll im März versteigert werden, und wird voraussichtlich von der Regierung zu etwa zwei Dritteln des vor der Unabhängigkeit erzielten Preises aufgekauft. Der Bericht im „Sunday Telegraph“ ist insofern von besondere Aktualität, da die Regierung Ian Smith immer wieder behauptete, daß die Vorjahresernte trotz der Sanktionen vollständig verkauft worden sei. Handelsexperten in London schätzen dagegen, daß Rhodesien seinen Tabak nur zu etwa einem Drittel exportieren konnte, und zwar zu einem wesentlich niedrigeren Preis als vor der Unabhängigkeit erzielt worden war, bzw. im Warenaustausch mit anderen Ländern. Der Wert des bisher unverkauften Tabaks müßte sich demnach auf rund 60 Millionen Rand belaufen.
16000 Spione in der BRD
Genf (dpa). In der Bundesrepublik herrscht nach den Worten eines ehemaligen hohen Beamten der Spionageabwehr „von allen Ländern der Welt die intensivste Spionagetätigkeit“. In einem Interview in der Zürcher politischen Wochenzeitung „Die Weltwoche“ erklärt der frühere Leiter der Abteilung IV (Spionageabwehr) im Bundesamt für Verfassungsschutz, Richard Gerken, seit Kriegsende bis zu seinem Abschied 1964 seien „an die 16000 ausländische Agenten in der Bundesrepublik festgestellt“ worden. Damit sei die Bundesrepublik unbestrittenermaßen das Land, in welchem seit Ende des Krieges am meisten Spione festgestellt worden seien.
Nach Gerkens Worten stammen die meisten Spione – etwa Zweidrittel – aus der Sowjetzone. Dies bedeute jedoch nicht, daß alle für den Geheimdienst in Ostberlin tätig gewesen seien. Viele arbeiteten für die Sowjetunion, Polen, die Tschechoslowakei, Ungarn und andere kommunistische Staaten, erklärte Gerken. Zur John-Affäre befragt, sagte der frühere Abteilungsleiter: „Nach meiner festen Überzeugung war John (der ehemalige Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz, der 1954 in die Sowjetzone ging, ein Jahr später wiederkam und zu vier Jahren Zuchthaus verurteilt wurde) kein Verräter. Er konnte gar keine Geheimnisse verraten, da ein Mann in seiner Stellung im Bundesverfassungsschutz keine Geheimnisse kannte. Er kannte auch keine Namen von Geheimagenten, denn diese Namen waren nur mir bekannt, und die Liste lag im Kassenschrank verschlossen. Er konnte nur die Namen der Abteilungsleiter bekanntgeben.“ Auf die Frage, ob er habe feststellen können, daß die Kontroverse Moskau – Peking sich auf die Spionage in Deutschland ausgewirkt hat, erwiderte Gerken: „Gewiß. Noch vor vier Jahren hatte man nie etwas mit den Chinesen zu tun. Jetzt spielen sie nachweisbar bei der Spionagetätigkeit in Deutschland eine Rolle. Übrigens nicht nur in Deutschland. Dies gilt für ganz Westeuropa. Und es erweist sich auch, daß sie mit den Geheimagenten der Sowjetunion nicht auf freundschaftlichem Fuß verkehren, im Gegenteil!“
2. Februar 1967
China provoziert Frankreich
Peking (SAPA/Reuter). Chinesische Demonstranten zerrten am Mittwoch den französischen Diplomaten Robert Richard, der als Wirtschaftsberater bei seiner Botschaft in Peking arbeitet, aus seinem Fahrzeug und hielten ihn sieben Stunden lang bei strenger Kälte auf der Straße fest. Die Roten Garden, die Richard wie eine Mauer umstanden, riefen antifranzösische Parolen und sprachen von einer Blutschuld Frankreichs gegenüber Rotchina. Verschiedene Versuche von Botschaftsangestellten der französischen Mission in der chinesischen Hauptstadt, Richard zu befreien, mißlangen. Erst einem starken Polizeiaufgebot gelang es, den Diplomaten aus der Mitte des Pöbels zu holen.
2. Februar 1967
Ian Smith hortet Tabak
London (AZ). Der Londoner „Sunday Telegraph” berichtet aus Lusaka (Sambia), daß die Regierung Ian Smith mehr als 72 Millionen Kilogramm Tabak – also rund zwei Drittel der Vorjahresernte – in Geheimlagern in Rhodesien gehortet habe. Eines der Lager soll sich auf dem stillgelegten Flugplatz Belvedere bei Salisbury befinden. Die Räume in denen der Tabak aufbewahrt wird, sollen als Flugzeughallen getarnt sein. Wie der „Sunday Telegraph“ weiter zu berichten weiß, wurden alle Beteiligten zur strengsten Geheimhaltung durch die Regierung verpflichtet.
Nach dem Bericht sind in Rhodesien weiter „Flugzeughallen“, die die Tabakernte des laufenden Jahres aufnehmen sollen, im Bau. Der Tabak soll im März versteigert werden, und wird voraussichtlich von der Regierung zu etwa zwei Dritteln des vor der Unabhängigkeit erzielten Preises aufgekauft. Der Bericht im „Sunday Telegraph“ ist insofern von besondere Aktualität, da die Regierung Ian Smith immer wieder behauptete, daß die Vorjahresernte trotz der Sanktionen vollständig verkauft worden sei. Handelsexperten in London schätzen dagegen, daß Rhodesien seinen Tabak nur zu etwa einem Drittel exportieren konnte, und zwar zu einem wesentlich niedrigeren Preis als vor der Unabhängigkeit erzielt worden war, bzw. im Warenaustausch mit anderen Ländern. Der Wert des bisher unverkauften Tabaks müßte sich demnach auf rund 60 Millionen Rand belaufen.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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