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Vor 50 Jahren
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Vor 50 Jahren

Nina Cerezo
16. April 1968

Mordanschlag auf Rudi Dutschke

Bundeskanzler Kiesinger bricht Urlaub ab – schwere Unruhen im gesamten Bundesgebiet

Bonn (AZ/SAPA/Reuter) . Ein Attentat des 23 Jahre alten Josef Erwin Bachmann auf das SDS-Mitglied Rudi Dutschke (Sozialistischer Deutscher Studentenbund) hat in der Bundesrepublik Deutschland und im Ausland eine Welle von Demonstrationen und Ausschreitungen ausgelöst. Bundeskanzler Kiesinger mußte seinen Urlaub über Ostern abbrechen und über die Feiertage in Bonn bleiben. Das Befinden Dutschkes hat sich leicht gebessert, wird jedoch immer noch als sehr ernst bezeichnet. Der Attentäter hat ein volles Geständnis abgelegt. Bundesregierung und Parteien haben die Tat Bachmanns als ein verabscheuungswürdiges Verbrechen verurteilt.

Am Donnerstagnachmittag gegen 16.30 Uhr war der SDS-Chefideologe Rudi Dutschke in Berlin von Bachmann auf offener Straße vom Fahrrad gezerrt worden. Als Dutschke sich wehrte, zog der Attentäter eine Pistole und feuerte drei Schüsse auf das SDS-Mitglied ab. Dutschke wurde am Kopf, am Hals und in der Brust getroffen. Der 28jährige Doktorand brach blutüberströmt zusammen, riß sich aber wieder hoch und taumelte in Richtung eines Hauseinganges. Ein paar Schritte sank er auf eine Bank.

Bachmann verkroch sich in einem Neubau und lieferte der Polizei ein schweres Feuergefecht. Die Berliner Polizisten setzten Tränengas ein. Bachman schoß insgesamt fünfzehnmal auf die Beamten, bevor er selbst getroffen wurde. Ein Körperdurchschuß und ein Armschuß setzten ihn außer Gefecht.

Bachmann, der von sich selbst behauptet, daß er Kommunisten haßt und in Dutschke einen Kommunisten sieht, ist voll geständig. Er wollte nach den Angaben der Polizei den SDS-Chefideologen nach dem Muster des Attentats auf Dr. Martin Luther King töten. Bachmann gehört keiner politischen Partei oder Gruppe in der Bundesrepublik an. Allerdings tendiert er zur NPD.

Die Ärzte des Berliner Westend-Krankenhauses mußten am Donnerstag fünf Stunden lang um das Leben Dutschkes ringen. Von den drei Kugeln, mit denen der Attentäter sein Opfer getroffen hatte, wurden zwei entfernt, eine davon aus dem Kopf.


16. April 1968

Frostiger Empfang in Daressalam

Daressalam (AZ/SAPA/Reuter). Der UNO-Elferrat für Südwestafrika ist inzwischen in Daressalam gelandet und hat dort einen kühlen Empfang erhalten. Hier die Ereignisse der letzten Tage um den Elferrat in chronologischer Folge:

Donnerstag, 11. April, vormittags: Der Elferrat gibt erneut seine Absicht kund, nach Südwestafrika zu fliegen.

Donnerstag, 11. April, nachmittags: Der Elferrat verzichtet auf seinen Flug nach Windhoek. Stattdessen will er an die Grenze zwischen Sambia und Südwestafrika fliegen und vor dort mit einem Wagen in den Caprivi-Zipfel eindringen. Wie er dies anstellen will und was er damit erreichen will, bleibt schleierhaft.

Freitag, 12. April, vormittags: Der Elferrat gibt seinen Plan auf, in den Caprivi-Zipfel zu reisen. Stattdessen gibt er bekannt, daß er am Samstag nach Daressalam fliegen will, um dort weitere sogenannte Flüchtlinge aus Südwestafrika anzuhören.

Samstag, 13. April: Der Elferrat fliegt nach Daressalam. Vor dem Abflug gab der April-Vorsitzende des Rates, Mustafa Abdel-Wahab, bekannt, der Elferrat sei nach wie vor entschlossen, nach Windhoek zu gehen, „und soweit dies zu übersehen ist per Flugzeug“. Nach der Ankunft in Daressalam mit einem Flugzeug von East African Airways erhielt der Rat einen unerwartet frostigen Empfang. Swapo-Leute trugen Plakate mit Aufschriften: „Euer Bestimmungsort ist Windhoek, nicht Daressalam“ , „Die UNO ist ein zahnloser Löwe“ und „Sichert die Freilassung der Swapo-Freiheitskämpfer in Pretoria“. Dar Ägypter Mustafa Abdel-Wahab beeilte sich zu versichern, daß der Rat nach Südwestafrika zu gehen beabsichtige, sobald die Gespräche mit den sogenannten Flüchtlingen in Daressalam beendet sind.

Sonntag, 14. April: Der Rat gönnt sich eine Osterpause.

Montag, 15. April: Mustafa Abdel-Wahab gibt bekannt, daß Sambia Airways unter gewissen Bedingungen ein Flugzeug angeboten habe, um den Rat nach Windhoek zu bringen. Der Rat habe das Angebot dem Generalsekretär der Vereinten Nationen, U Thant, und dem Präsidenten des Sicherheitsrates zur weiteren Entscheidung vermittelt.

Der Rat hat damit den Ball nach New York zurückgespielt.

Mitglieder beschuldigten inzwischen die südafrikanische Regierung, die Landung verhindert zu haben. Der Londoner „Daily Express“ schlägt dem Elferrat in einem Leitartikel vor, er solle sofort nach New York zurückfliegen, „bevor er sich noch lächerlicher macht“.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-23

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