Vorlage für ein Drehbuch?
Als vor einigen Monaten der Roman "Treibholz" durch die Presse ging und so vehement beschrieben wurde, habe ich deswegen ein Exemplar gekauft; bin aber erst kürzlich dazu gekommen, es zu lesen. Insgesamt finde ich es gut erzählt und recht spannend, der Handlungsfaden wird wacker entsponnen, und von einigen Kinken abgesehen, recht sauber durchgezogen und am Ende solide verknotet, wenn auch ein etwas weit gefasster Realitätsbegriff nötig ist, um die technischen Fragen einer generellen Motorüberholung unter Wüstenbedingungen nachzuvollziehen. Abgesehen davon hätte ich mir, ehrlich gesagt, ein Happy End gewünscht oder wenigstens ein offenes Ende, damit der/die Leser/in das Beste daraus machen kann. Der Protagonist hätte das verdient, finde ich.
Die Haltungen einiger der Figuren in dem Roman kamen mir allerdings fatalerweise bekannt vor, besonders in einem bestimmten Etablissement im südlicheren Teil der ehemaligen Kaiserstraße habe ich derartiges schon gehört, wann's ehna g'fallt, Herr Baron, aber leider nicht nur dort. Die Tatsache, dass ein solcher Schelmenroman derartig hohe Wellen im deutschen Teil der lokalen Gesellschaft schlägt, finde ich fast bemerkenswerter als den Roman an sich. Herr Sydow wird nicht müde zu betonen, dass er alle Bestandteile frei erfunden und zusammengebaut und bestenfalls einzelne Versatzstücke aus der geschichtlichen Wirklichkeit entlehnt hat. Warum also dieser Sturm im treudeutschen Wasserglas? Sollte ihm zufällig gelungen sein, ein Stückchen Wahrheit offen zu legen, das verborgen bleiben sollte - etwa so, wie man manchmal ein tolles Foto auf seinem Film findet, nachdem man zufällig und aus Versehen auf den Auslöser gedrückt hat?
Gibt es vielleicht tatsächlich schmutzige Wäsche zu waschen, die die Nachfahren ihrer Träger lieber im Wäschepuff vermodern lassen wollten? Sollte dem tatsächlich so sein, wäre Herrn Sydow ein historischer Roman gelungen, ein Schnappschuss vergangener Realität sozusagen und man sollte das Buch eine Kategorie höher einstufen, als historischen Roman, wie gesagt.
Nun, wie dem auch sei, kein Rauch ohne Feuer, Herrn Sydow und Herrn Feddersen ist es offenbar gelungen, einige deutsche Skelette im alten englischen Schrank ganz schön durchzuschütteln. Ihnen sei dafür und für die gute Unterhaltung dabei gedankt; den Rest haben die selbsternannten Hüter der Skelette selbst zur Unterhaltung beigetragen. Und noch etwas: Denjenigen, die den Roman als "pornografisch" bezeichnet haben, empfehle ich, sich einmal von ihren Enkeln erklären zu lassen, was Pornografie in Wirklichkeit ist.
Ich könnte mir auch vorstellen, dass das Werk als Vorlage für ein Drehbuch dienen könnte, in dem Namibia damals und heute gesellschaftlich wie landschaftlich gut dargestellt werden könnte. Wenn Herr Sydow und Herr Feddersen das ohne Zögern angehen, könnten sie dafür sogar staatliche Förderung erhalten - warum nicht?
Harald Schütt, Windhoek
Die Haltungen einiger der Figuren in dem Roman kamen mir allerdings fatalerweise bekannt vor, besonders in einem bestimmten Etablissement im südlicheren Teil der ehemaligen Kaiserstraße habe ich derartiges schon gehört, wann's ehna g'fallt, Herr Baron, aber leider nicht nur dort. Die Tatsache, dass ein solcher Schelmenroman derartig hohe Wellen im deutschen Teil der lokalen Gesellschaft schlägt, finde ich fast bemerkenswerter als den Roman an sich. Herr Sydow wird nicht müde zu betonen, dass er alle Bestandteile frei erfunden und zusammengebaut und bestenfalls einzelne Versatzstücke aus der geschichtlichen Wirklichkeit entlehnt hat. Warum also dieser Sturm im treudeutschen Wasserglas? Sollte ihm zufällig gelungen sein, ein Stückchen Wahrheit offen zu legen, das verborgen bleiben sollte - etwa so, wie man manchmal ein tolles Foto auf seinem Film findet, nachdem man zufällig und aus Versehen auf den Auslöser gedrückt hat?
Gibt es vielleicht tatsächlich schmutzige Wäsche zu waschen, die die Nachfahren ihrer Träger lieber im Wäschepuff vermodern lassen wollten? Sollte dem tatsächlich so sein, wäre Herrn Sydow ein historischer Roman gelungen, ein Schnappschuss vergangener Realität sozusagen und man sollte das Buch eine Kategorie höher einstufen, als historischen Roman, wie gesagt.
Nun, wie dem auch sei, kein Rauch ohne Feuer, Herrn Sydow und Herrn Feddersen ist es offenbar gelungen, einige deutsche Skelette im alten englischen Schrank ganz schön durchzuschütteln. Ihnen sei dafür und für die gute Unterhaltung dabei gedankt; den Rest haben die selbsternannten Hüter der Skelette selbst zur Unterhaltung beigetragen. Und noch etwas: Denjenigen, die den Roman als "pornografisch" bezeichnet haben, empfehle ich, sich einmal von ihren Enkeln erklären zu lassen, was Pornografie in Wirklichkeit ist.
Ich könnte mir auch vorstellen, dass das Werk als Vorlage für ein Drehbuch dienen könnte, in dem Namibia damals und heute gesellschaftlich wie landschaftlich gut dargestellt werden könnte. Wenn Herr Sydow und Herr Feddersen das ohne Zögern angehen, könnten sie dafür sogar staatliche Förderung erhalten - warum nicht?
Harald Schütt, Windhoek
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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