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Vorm Rost gerettet: Landungsbrücke feiert 100. Jubiläum

Die Brücken Swakopmunds sind ein interessantes Thema, denn sie verbinden den ansonsten ziemlich isolierten Küstenort mit dem Inland (Bahnverkehr) und mit Walvis Bay (Autoverkehr). Die Betonpfei­ler der Eisenbahnbrücke in der Swakop-Mündung, die 1931 von dem abkommenden Swakop-Rivier weggespült wurden, erzählen ihre eigene Geschichte. Ebenso dramatisch ist die Geschichte der Swakopmunder Landungsbrücken, an die heute noch die Stahlpier erinnert, die im Volksmund kurzerhand „die Brücke“ oder „Jetty“ genannt wird. Der Vorläufer der Stahlbrücke war ein hölzerner Landungssteg, erbaut 1904-5, der allerdings alsbald dem Bohrwurm zum Opfer gefallen war. Die deutsche Kolonialre­gierung entschied daher im Jahre 1911, um einen eisernen künstlichen Anlegekai zum Löschen der Schiffsfrachten zu errichten, da zu jenem Zeitpunkt der einzige Tiefseehafen, Walvis Bay, von den Engländern besetzt war. Die neue Anlegestelle sollte ursprünglich 640 Meter lang werden und mit zwei Fünf-Tonnen- und zwei Drei-Tonnen-Kränen sowie einer Bahn­schiene ausgerüstet sein. Die Bauarbeiten wurden von der deutschen Ingenieursfirma Grün u. Bilfin­ger aus Mannheim in Deutschland durchgeführt, die auch ähnliche Hafenstrukturen in allen anderen deutschen Kolonien errichtete, so z.B. eine weitere Hafenanlegestelle in Lomé/Togo (1911), einen Hafen in Duala/Kamerun (1913/14) und eine Flussuferfestigung in Tanga/Tansania (1911/13). Der Baubeginn unserer Brücke fällt in das Jahr 1912 und bei Kriegsausbruch im August 1914 war lediglich etwa ein Drittel der neuen Landungsbrücke fertiggestellt. Die Konstruktionsarbeiten wurden 1914 aufgrund des Ausbruchs des Ersten Weltkrieges komplett eingestellt. Nach dem Krieg machte der Verlust der Hafenfunktion für Swakpmund die Landungsbrücke, ebenso wie alle anderen Hafenanlagen, obsolet. Im Jahre 1919 wurde der nördliche Teil mit einem hölzernen Gehweg für Spaziergänger und Angler ausgestattet. Diese Idee erwies sich als äußerst populär, da sie das Angeln mit der Handleine oder der Angelrute und das Spaziergehen ermöglichten, sportliche Aktivitäten also, bei dem neben dem Fischen frischer Seefische auch frische Seeluft geschnappt und ein Blick von weitem auf die Küstenstadt geworfen werden konnte. Zeit ihres Bestehens war die „Brücke“ das Ziel aller Urlauber und Spaziergänger, die sich hier den Wind um die Nase wehen lassen oder einfach nur meditativ in die Wellen blicken und das Panorama des Küstenortes Swakopmunds bewundern konnten. Zahllose Schulkinder und Angler haben hier geangelt, manch ein Seelachs wurde hier aus dem Meer gezogen und manch ein geräucherter Katfisch hat aus dem Meer über die Brücke den Weg in die Räucheröfen der Swakp­munder gefunden. Da die Stahlbrücke naturgemäß dem aggressiven Seewasser, der Feuchtigkeit und dem Seenebel und daher dem Rost ausgesetzt war, verschlechterte sich der Zustand der ehemaligen Anlegestelle derart, dass in den frühen 80er Jahren dringende Reparaturarbeiten durchgeführt werden mussten; Kostenpunkt 300000 N$. Die Brücke wurde 1986 wieder für Angler und Fußgänger eröffnet. Ende der 90er Jahre hatte der Swakopmund Stadtrat keine Wahl, die Brücke erneut für die Öffentlichkeit zu schließen, nachdem Untersuchungen belegten, dass die Struktur für den menschlichen Verkehr wieder extrem unsicher geworden war. Im September 1997 wurde der „Rettet die Brücke!“-Hilfsfonds gegründet, der in den nächsten acht Jahren die beachtliche Summe von 360000 N$ einsammeln konnte. Aufgrund der äußerst kostspieligen Reparaturarbeiten, der rapiden Eskalation der Bau- und Materialkosten und der nur langsamen Kapitalsammlung des Hilfsfonds wurde die Erneuerung der Brücke immer wieder verzögert. Der Rat entschied zu guter letzt, schließlich doch den Hauptteil der Kosten der Runderneuerung der Brücke zu finanzieren. Da sie eines der auffälligsten Wahrzeichen von Swakopmund ist, nahm der Swakopmunder Stadtrat im Jahr 2005 erneut das ehrgeizige Renovierungsprojekt der Swakopmunder Brücke in Angriff. Zum Schluss stellte der Swakopmunder Stadtrat zwei Mio. N$ für das am 30. Juni 2005 endende Finanzjahr zur Verfügung. Diese Summe schloss die 360000 N$ mit ein, die durch den „Rettet die Brücke!“-Hilfsfonds gesammelt wurde, der bereits im Jahre 1997 gegründet worden war. Die Renovierungsarbeiten umfassten allerdings nur die ersten 17 Paare der Betonpfeiler, deren Betonverschalungen wieder gesäubert, repariert und versiegelt wurden. Der alte verrostete Stahlüberbau wurde entfernt und mit Betonbalken in ungefähr den gleichen Maßen wie die Eisenstreben ersetzt. Der zweite – seeseitige – Abschnitt der Anlagestellte blieb vorerst getrennt und für den menschlichen Verkehr geschlossen. Erst in den letzten Jahren wurde auch der seeseitige Teil der Brücke restauriert und in eine Austernbar umfunktioniert. Die Swakopmunder Brücke ist vermutlich das bedeutensde Stück des industriellen Kulturerbes Namibias. Einerseits erinnert sie an die Periode, als Swakopmund noch eine Hafenstadt war. Dieser Hafenfunktion verdankt die Ortschaft Swakopmund ihre Entstehung. Andererseits erinnert die Brücke lebhaft an die Zäsur, die der Ausbruch des Ersten Weltkrieges dem Land verursachte. Die Brücke wurde nie fertiggestellt, und bis auf den heutigen Tag erinnert im Grunde nur ihr Torso an das einstmalig ambitionierte Vorhaben, hier eine mehr als einen halben Kilometer lange Anlagebrücke zu errichten. An den ehemaligen Swakopmunder Hafen erinnern heute lediglich die Hafenmole, der Leuchtturm, der ehe­malige Zollschuppen (heute Swakopmunder Museum) und eben diese ehemalige Landungsbrücke. Die Bau­arbeiten endeten im August 1914 voll­kommen unerwartet, verursacht durch den Ausbruch des Ersten Weltkrieges. Nach dem Krieg lagen noch Jahre lang die Bauteile für die nicht fertiggestellte Brücke am Strand he­rum und wurden die verrosteten Kräne langsam verschrottet. ­Einzelne Baumeißel für den Bau der Brücke haben überlebt, einer davon kann am Eingang der Brücke studiert werden (wird derzeit dank einer Initiative der Swakopmunder Bürgerinitiative SRA in Walvis Bay restauriert, gesponsert von O&L, d.R.). Nur eben der Torso der Brücke hat bis auf den heutigen Tag überlebt. Seit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs ist die Brücke unvoll­ständig geblieben. Die Brücke ist aber auch ein Beleg für die Tatsache, dass ohne ihre periodische Erneuerung, Restaurierung und Umfunktionierung sie schon lange nicht mehr existieren würde und bereits vor geraumer Zeit dem Rost und Seewasser zum Opfer gefallen wäre. Dadurch hat sie auch bereits eine Erhaltungsgeschichte und weist eindeutige Denkmalseigenschaften auf. Viele ganz alte Südwester haben hier zum ersten Male den Fuß auf afrikanischen Boden gesetzt, an einer Winde aus dem Kahn gehievt, der sie vom Dampfer an Land brachte. Ganze Generationen von Swakopmundern haben später hier geangelt und viele Einwohner und Inländer haben sie während der Urlaube zum Prominieren und Spaziergehen genutzt. Die Brücke wird immer auch eine touristische Attraktion bleiben. Die Stadt tut gut daran, sie weiterhin zu erhalten. Dass eine industrielle Installation aus Stahl an der Nahtstelle zwischen Meer und Land hunderte Jahre lang überdauert hat, ist keine Selbstverständlichkeit. Das besondere an der Swakopmunder Brücke ist auch, dass sie eine Brücke der Erinnerung an den alten Swakopmunder Hafen und die Katastrophe des Ersten Weltkrieges darstellt. Es ist zu hoffen, dass in hundert Jahren noch einmal an ihre Entstehungsgeschichte erinnert werden kann!“ Dr. Andreas Vogt

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-23

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