Wachstumsfaktor Kleingewerbe
Die 8. Auflage der jährlichen Ausstellung für kleine und mittelgroße Unternehmen (Small and Medium Entreprises, SME) wurde gestern offiziell in Windhoek eröffnet. In den Tagen zuvor waren die Organisatoren, die Initiative SMEs Compete, mit dem Aufbau der Stände im NamPower-Kongresszentrum beschäftigt. Eigenen Angaben zufolge wurden rund 80 Aussteller erwartet: 70 Vertreter des SME-Sektors sowie zehn weitere Organisationen und Sponsoren. Die Messe endet am morgigen Freitag (2. August).
„Der SME-Sektor bleibt der Wachstumsmotor jeder Wirtschaft“, erklärte gestern Daniel Motinga, Ökonom der First National Bank (FNB) Namibia, die zusammen mit der staatlichen Entwicklungsbank und der kommerziellen Konkurrenz, Bank Windhoek, die Messe finanziell unterstütze. Motinga unterstrich die Relevanz wirtschaftlicher Kenntnisse und wie diese einem bei der Geschäftsführung behilflich sein können. „Laut Angaben der Zentralbank läuft die Verschuldung Namibias darauf hinaus, dass jeder Haushalt für jeden Namibia-Dollar, den er besitzt, 80 Cent schuldet und lediglich 20 Cent zum Ausgeben hat.“, erklärte der Wirtschaftsexperte.
Darüber hinaus erklärte der FNB-Fachmann, dass man anhand des Kauf- bzw. Ausgabeverhaltens der Verbraucher und der entsprechenden Ausgaben immer einen Trend erkennen könne, der für die Unternehmensplanung und Ausrichtung des Gewerbes ein nützlicher Indikator sei. „Im Jahr 2002 betrugen die namibischen Haushaltsausgaben 23 Milliarden“, erklärte Motinga. Dabei enthalte der größte Ausgabenkorb – wie heute auch – Nahrungsmittel, Getränke und Tabakwaren. Vor knapp elf Jahren hätten Ausgaben für Wasser, Elektrizität, Wohnung usw. den dritten Platz eingenommen. „Heute nehmen Wohn- und Lebenskosten den zweiten Platz unserer Ausgaben ein. Tendenzen wie diese sollten bei der Unternehmensgründung und –führung berücksichtigt werden“, riet der Ökonom.
„Die größten Herausforderungen im SME-Sektor Namibias sind der mangelnde Zugang zu Finanzdienstleistungen und zu Absatzmärkten sowie die fehlenden Kenntnisse, was die Unternehmensführung betrifft“, meinte Robert Eiman, Leiter der SME-Abteilung bei der First National Bank. Sein Kollege Motinga fügte hinzu, dass die Formalisierung des SME-Sektors problematisch sei, wodurch der informelle Sektor weiter wachse. Doch auch im formellen Kleingewerbe hapere es an gewissen Stellen: Laut dem FNB-Wirtschaftsfachmann lassen lediglich rund 22 Prozent des Windhoeker SME-Sektors ihre Unternehmenszahlen prüfen. „Ihr müsst eure Bilanz prüfen, um zu wissen, wie es um eure Geschäfte steht, bevor man weiter in ein unrentables Unterfangen investiert“, so Motinga.
Von Clemens von Alten,
Windhoek
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Allgemeine Zeitung
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