Wahrheitskommission bleibt Tabu
Geingob schließt Aufarbeitung des Schicksals von SWAPO-Dissidenten aus
Von NMH, M. Springer, Windhoek
Bei einem Treffen mit Überlebenden der sogenannten Lubango-Kerker warnte Geingab gestern im Staatshaus zum widerholten Male davor, dass Namibia „in Flammen aufgehen“ könne, wenn in Form der Dissidenten-Frage die „Büchse der Pandora“ und mit ihr alte Wunden geöffnet würden. Demnach rief er dazu auf, die Vergangenheit ruhen zu lassen und den Blick nach vorne zu richten.
Schließlich hätten sich während des Befreiungskampfes vor allem Vertreter des südafrikanischen Apartheidregimes grober Menschenrechtsverletzungen schuldig gemacht und seien nach der Unabhängigkeit dennoch amnestiert worden. Geingob nannte in diesem Zusammenhang die berüchtigte Spezialeinheit Koevoet, der auch einige Mitglieder angehört hätten, die heute als Oppositionsabgeordnete im Parlament vertreten seien.
Geingob zufolge sei er selbst zwischenzeitlich beschuldigt worden, ein Spion des amerikanischen CIA zu sein und habe diese falsche Verdächtigung hinter sich gelassen. Ebenso sollten ehemalige SWAPO-Dissidenten, die wegen angeblicher Spionage für den Feind während des Befreiungskampfes festgenommen worden seien, „die Vergangenheit vergessen und ihr Leben fortsetzen“.
Für die Gruppe der Betroffenen, die gestern bei Geingob zu Gast war, ist dies nach eigener Darstellung unmöglich. So hob die Leiterin der sogenannten „Gruppe der Überlebenden und Verschwundenen“, Pauline Dempers, hervor, sie und ihre Leidensgenossen stünden noch heute unter dem Verdacht, für die südafrikanische Armee spioniert zu haben und würden deshalb vielfach ausgegrenzt und geächtet. Darüber hinaus würden sie noch immer von den Ereignissen während der Gefangenschaft verfolgt, die von „sadistischer Folter und unmenschlicher Erniedrigung“ geprägt gewesen sei.
Viele der Opfer würden an einer posttraumatischen Belastungsstörung und den körperlichen Folgen der Misshandlung leiden. Ferner würden sie weiterhin von den Erinnerungen an die Kerker heimgesucht, in denen „wir von anderen SWAPO-Genossen auf schändliche, inhumane und brutale Art und Weise durch Folter dazu gebracht werden sollten, unsere vermeintliche Tätigkeit als Spione zu gestehen“.
Die dabei verlorene Würde der Opfer könne nur wieder hergestellt werden, wenn das an ihnen begangene Unrecht anerkannt und aufgearbeitet werde. Dies sei Namibia auch den zahllosen Dissidenten schuldig, die durch Folter umgekommen oder seid ihrer Verhaftung verschwunden seien. Schließlich sei über deren Schicksal kaum etwas bekannt, weil die Regierung das Thema bisher immer verdrängt und totgeschwiegen und damit zur andauernden „Stigmatisierung und Diskriminierung“ der Opfer beigetragen habe.
Dies habe nach Darstellung des Überlebenden Justus Tsauseb dazu geführt, dass sowohl die Anzahl als auch die Identität der Vermissten bis heute unklar sei. Sicher sei lediglich, dass entgegen der Darstellung der SWAPO nicht nur 201 mutmaßliche Spione gefangen gehalten und nach der Unabhängigkeit freigelassen worden seien. Vielmehr stehe fest, dass über 2000 Gefangene bis heute nicht in die Heimat zurückgekehrt, sondern entweder verschwunden, oder umgebracht worden seien.
Die streckenweise emotionale Diskussion im Staatshaus fand am Ende einen leicht versöhnlichen Abschluss. Nachdem Geingob zunächst kategorisch eine Wahrheitskommission abgelehnt hatte, sicherte er der Delegation der Überlebenden nach ihrer Abreise zu, weiter mit ihnen im Gespräch bleiben und eine Annäherung suchen zu wollen.
Bei einem Treffen mit Überlebenden der sogenannten Lubango-Kerker warnte Geingab gestern im Staatshaus zum widerholten Male davor, dass Namibia „in Flammen aufgehen“ könne, wenn in Form der Dissidenten-Frage die „Büchse der Pandora“ und mit ihr alte Wunden geöffnet würden. Demnach rief er dazu auf, die Vergangenheit ruhen zu lassen und den Blick nach vorne zu richten.
Schließlich hätten sich während des Befreiungskampfes vor allem Vertreter des südafrikanischen Apartheidregimes grober Menschenrechtsverletzungen schuldig gemacht und seien nach der Unabhängigkeit dennoch amnestiert worden. Geingob nannte in diesem Zusammenhang die berüchtigte Spezialeinheit Koevoet, der auch einige Mitglieder angehört hätten, die heute als Oppositionsabgeordnete im Parlament vertreten seien.
Geingob zufolge sei er selbst zwischenzeitlich beschuldigt worden, ein Spion des amerikanischen CIA zu sein und habe diese falsche Verdächtigung hinter sich gelassen. Ebenso sollten ehemalige SWAPO-Dissidenten, die wegen angeblicher Spionage für den Feind während des Befreiungskampfes festgenommen worden seien, „die Vergangenheit vergessen und ihr Leben fortsetzen“.
Für die Gruppe der Betroffenen, die gestern bei Geingob zu Gast war, ist dies nach eigener Darstellung unmöglich. So hob die Leiterin der sogenannten „Gruppe der Überlebenden und Verschwundenen“, Pauline Dempers, hervor, sie und ihre Leidensgenossen stünden noch heute unter dem Verdacht, für die südafrikanische Armee spioniert zu haben und würden deshalb vielfach ausgegrenzt und geächtet. Darüber hinaus würden sie noch immer von den Ereignissen während der Gefangenschaft verfolgt, die von „sadistischer Folter und unmenschlicher Erniedrigung“ geprägt gewesen sei.
Viele der Opfer würden an einer posttraumatischen Belastungsstörung und den körperlichen Folgen der Misshandlung leiden. Ferner würden sie weiterhin von den Erinnerungen an die Kerker heimgesucht, in denen „wir von anderen SWAPO-Genossen auf schändliche, inhumane und brutale Art und Weise durch Folter dazu gebracht werden sollten, unsere vermeintliche Tätigkeit als Spione zu gestehen“.
Die dabei verlorene Würde der Opfer könne nur wieder hergestellt werden, wenn das an ihnen begangene Unrecht anerkannt und aufgearbeitet werde. Dies sei Namibia auch den zahllosen Dissidenten schuldig, die durch Folter umgekommen oder seid ihrer Verhaftung verschwunden seien. Schließlich sei über deren Schicksal kaum etwas bekannt, weil die Regierung das Thema bisher immer verdrängt und totgeschwiegen und damit zur andauernden „Stigmatisierung und Diskriminierung“ der Opfer beigetragen habe.
Dies habe nach Darstellung des Überlebenden Justus Tsauseb dazu geführt, dass sowohl die Anzahl als auch die Identität der Vermissten bis heute unklar sei. Sicher sei lediglich, dass entgegen der Darstellung der SWAPO nicht nur 201 mutmaßliche Spione gefangen gehalten und nach der Unabhängigkeit freigelassen worden seien. Vielmehr stehe fest, dass über 2000 Gefangene bis heute nicht in die Heimat zurückgekehrt, sondern entweder verschwunden, oder umgebracht worden seien.
Die streckenweise emotionale Diskussion im Staatshaus fand am Ende einen leicht versöhnlichen Abschluss. Nachdem Geingob zunächst kategorisch eine Wahrheitskommission abgelehnt hatte, sicherte er der Delegation der Überlebenden nach ihrer Abreise zu, weiter mit ihnen im Gespräch bleiben und eine Annäherung suchen zu wollen.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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