Waldschmidt blickt auf Rallye Dakar zurück: "Es war die Reise wert"
AZ: Erstmal Gratulation zu Deiner Leistung bei der Rallye. Wie hast du das Rennen empfunden und war es das, was du erwartet hast?
I. Waldschmidt: Am Anfang der Rallye habe ich mich oft gefragt, ob das Ganze noch technisch schwieriger wird. Vor allem die ersten drei Tage sind wir nur auf hartem Boden gefahren. Da ging es natürlich sehr schnell und somit auch gefährlich zu. Besonders wenn die Autos an einem vorbeirauschten, hat man es öfters mit der Angst zu tun gekriegt, weil viele von denen keine Rücksicht auf die Motorradfahrer nehmen. Eines der größten Probleme war auch die Müdigkeit. Meistens hab ich nur knapp vier oder fünf Stunden am Tag geschlafen und das zehrt natürlich an der Kraft. Doch im Großen und Ganzen war es die Reise auf jeden Fall wert.
AZ: Die Rallye wurde bis vor zwei Jahren in Nordafrika gefahren, dann im vergangenen Jahr wegen Terrorgefahr in Mauretanien nach Südamerika verlegt. Dein Traum war es eigentlich, in Afrika zu fahren. Wie schlimm war für Dich der Wechsel nach Argentinien und Chile?
I. Waldschmidt: Ich kann das nicht so wirklich beurteilen, weil ich die Rallye in Afrika nie gefahren bin. Mein Traum war es, beim Original zu fahren, das hat leider nicht geklappt. Davon abgesehen haben mir viele der erfahrenen Fahrer erzählt, dass die Rallye 2009 eine der schwersten in der Geschichte war. Durch die vielen verschiedenen Terrains war die Rallye vielseitiger und somit teilweise schwieriger. Auch die Dünen waren anders als in Afrika...
AZ: ...die Dünen haben Dir wohl besser gelegen als der harte und somit schnellere Untergrund? Kann man die sandigen Hügel in Südamerika mit denen in Namibia vergleichen?
I. Waldschmidt: Sie haben mir viel besser gelegen. Mit den ersten Dünen hatte ich jedoch einige Probleme. Die waren ganz anderes als die bei uns, ziemlich bewachsen. Zudem hatte es die Tage davor geregnet und dadurch waren die Dünen auch ziemlich hart. Danach wurden sie immer mehr wie unsere, obwohl die meisten immer noch mit leichter Vegetation überzogen waren. Darüber hinaus gab es immer wieder Abschnitte, wo nur kleine Dünenhügel das Bild prägten, da musste man immer an denen vorbei manövrieren. Zuletzt kamen dann weiße Dünen, die von der Textur her wie die in Namibia sind. Da hat es richtig Spaß gemacht und ich konnte durch meine Erfahrung auf dieser Art von Untergrund eine Menge Zeit gutmachen. Schade war jedoch, dass die vier größten Dünenetappen gekürzt wurden, weil die Autos nur sehr schwer vorankamen und immer wieder Probleme hatten. Das war sehr enttäuschend für mich.
AZ: Die Rallye Dakar birgt immer wieder Gefahren für Mensch und Maschine. Du selber musstest einen mittelschweren Sturz wegstecken. Wie nehmen die Fahrer die Gefahr wahr und was kann man tun, um diese zu minimieren?
I. Waldschmidt: Die zwei gefährlichsten Aspekte sind die überhöhte Geschwindigkeit und die Unerfahrenheit viele Fahrer. Vor allem am Anfang hatte ich mit viel Staub zu kämpfen. Dazu kommt, dass viele große Steine auf den Strecken lagen, die ein Motorradfahrer sehr schnell in Gefahr bringen konnten. Hier bin ich etwas unzufrieden mit den Organisatoren. Die hätten die Strecken jeden Tag abfahren und die großen Steine beseitigen können. Mein Unfall jedoch geht größtenteils auf meine eigene Kappe. Ich bin mit dem Streckenbuch (Roadbook) durcheinander gekommen und hab dann die Abzweigung verpasst. Wenig später bin ich dann in einen harten Lehmhügel gefahren und hab mich einige Male überschlagen. Ich hab zwar ziemlich stark geblutet und das medizinische Personal wollte mich nicht weiter fahren lassen, aber ich war so kurz vorm Ziel, da musste ich das Rennen beenden.
AZ: Du hast mit Sicherheit einige der besten Fahrer der Welt kennengelernt. Wie ist die Stimmung im Fahrerlager? Und wie ist das Verhältnis zwischen Top-Fahrern und Neulingen?
I. Waldschmidt: Zu Anfang habe ich immer mein eigenes Ding gemacht. Mit der Zeit lernt man dann aber die anderen Fahrer kennen und tauscht auch Tipps aus. Die besten Fahrer wie Marc Coma kann man immer um Rat fragen. Die waren eigentlich immer freundlich und hilfsbereit. Auch im Rennen merkt man, wer neu ist und wer nicht. Zu Beginn sind alle Neulinge, inklusive mir, immer zusammen gefahren und haben sich geholfen. Als die Strecken dann technischer wurden und ich immer mehr Plätze gutgemacht habe, bin ich mit den erfahrenen Fahrern durch die Wüste gefahren. Die haben mich dann auch immer wieder mal gefragt, wo ich gelernt habe, so gut in den Dünen zu fahren. Doch von den Besten hat man im Rennen selten oder nie etwas gesehen.
AZ: Die 9000 Kilometer wirken sich sehr auf das Material aus. Hattest Du irgendwelche Probleme mit Deinem Motorrad und bist Du zufrieden mit Deiner Maschine?
I. Waldschmidt: Ich bin äußerst zufrieden mit meinem Motorrad. Am fünften Tag ist der Motor von meinem Streckenbuch ausgebrannt, somit musste ich jenes dann manuell betätigen. Als ich im Lager angekommen bin, konnten wir einen Ersatzmotor einbauen, der jedoch nicht gepasst hat. Somit musste ich mir einen neuen für 400 Euro anschaffen, der gleich am nächsten Tag wieder nicht funktionierte. Doch dieses Mal war es nur das Kabel, das nicht richtig angeschlossen war. Glücklicherweise habe ich genug Reifen mit nach Südamerika gebracht. In den 18 Tagen musste ich zehn neue Hinter- und drei neue Vorderräder aufsetzten.
AZ: Das die Rallye einem Menschen viel abverlangt, ist klar, doch was ist größer - die mentale oder körperliche Herausforderung?
I. Waldschmidt: Ich glaube beides. Ich habe mich sehr lange, rund fünf Monate, körperlich auf die Rallye vorbereitet. Joggen und Muskeltraining zählte dabei zu meinem Tagesprogramm. Viele Fahrer mussten aufgrund ihrer schwachen körperlichen Kondition aufgeben. Ein riesiges Problem ist die Müdigkeit. Bei langen Strecken, die mental nicht sehr viel Anstrengung von einem abverlangen, merkt man das besonders. Bei der einen Etappe, die wegen schlechten Wetters abgesagt wurde, mussten wir fast 800 Kilometer auf einer Teerstraße fahren - da bin ich fast eingeschlafen.
AZ: Du hast Dein Debüt mit Bravur bestanden. Werden wir Ingo Waldschmidt irgendwann wieder bei der härtesten Rallye der Welt sehen?
I. Waldschmidt: Ich würde die Rallye sehr gerne nochmal fahren. Jetzt, da ich die Strecke und das ganze Drumherum kenne, würde ich wahrscheinlich beim nächsten Mal, falls es eines gibt, besser abschneiden. Aber ich habe die letzten zwei Jahre sehr viel von meiner Freizeit in die Vorbereitung gesteckt. Deshalb weiß ich nicht, ob ich das wieder machen würde. Wenn es jedoch mit dem Geld besser klappen sollte, würde ich direkt nächstes Jahr wieder fahren.
AZ: Danke für das Gespräch.
I. Waldschmidt: Am Anfang der Rallye habe ich mich oft gefragt, ob das Ganze noch technisch schwieriger wird. Vor allem die ersten drei Tage sind wir nur auf hartem Boden gefahren. Da ging es natürlich sehr schnell und somit auch gefährlich zu. Besonders wenn die Autos an einem vorbeirauschten, hat man es öfters mit der Angst zu tun gekriegt, weil viele von denen keine Rücksicht auf die Motorradfahrer nehmen. Eines der größten Probleme war auch die Müdigkeit. Meistens hab ich nur knapp vier oder fünf Stunden am Tag geschlafen und das zehrt natürlich an der Kraft. Doch im Großen und Ganzen war es die Reise auf jeden Fall wert.
AZ: Die Rallye wurde bis vor zwei Jahren in Nordafrika gefahren, dann im vergangenen Jahr wegen Terrorgefahr in Mauretanien nach Südamerika verlegt. Dein Traum war es eigentlich, in Afrika zu fahren. Wie schlimm war für Dich der Wechsel nach Argentinien und Chile?
I. Waldschmidt: Ich kann das nicht so wirklich beurteilen, weil ich die Rallye in Afrika nie gefahren bin. Mein Traum war es, beim Original zu fahren, das hat leider nicht geklappt. Davon abgesehen haben mir viele der erfahrenen Fahrer erzählt, dass die Rallye 2009 eine der schwersten in der Geschichte war. Durch die vielen verschiedenen Terrains war die Rallye vielseitiger und somit teilweise schwieriger. Auch die Dünen waren anders als in Afrika...
AZ: ...die Dünen haben Dir wohl besser gelegen als der harte und somit schnellere Untergrund? Kann man die sandigen Hügel in Südamerika mit denen in Namibia vergleichen?
I. Waldschmidt: Sie haben mir viel besser gelegen. Mit den ersten Dünen hatte ich jedoch einige Probleme. Die waren ganz anderes als die bei uns, ziemlich bewachsen. Zudem hatte es die Tage davor geregnet und dadurch waren die Dünen auch ziemlich hart. Danach wurden sie immer mehr wie unsere, obwohl die meisten immer noch mit leichter Vegetation überzogen waren. Darüber hinaus gab es immer wieder Abschnitte, wo nur kleine Dünenhügel das Bild prägten, da musste man immer an denen vorbei manövrieren. Zuletzt kamen dann weiße Dünen, die von der Textur her wie die in Namibia sind. Da hat es richtig Spaß gemacht und ich konnte durch meine Erfahrung auf dieser Art von Untergrund eine Menge Zeit gutmachen. Schade war jedoch, dass die vier größten Dünenetappen gekürzt wurden, weil die Autos nur sehr schwer vorankamen und immer wieder Probleme hatten. Das war sehr enttäuschend für mich.
AZ: Die Rallye Dakar birgt immer wieder Gefahren für Mensch und Maschine. Du selber musstest einen mittelschweren Sturz wegstecken. Wie nehmen die Fahrer die Gefahr wahr und was kann man tun, um diese zu minimieren?
I. Waldschmidt: Die zwei gefährlichsten Aspekte sind die überhöhte Geschwindigkeit und die Unerfahrenheit viele Fahrer. Vor allem am Anfang hatte ich mit viel Staub zu kämpfen. Dazu kommt, dass viele große Steine auf den Strecken lagen, die ein Motorradfahrer sehr schnell in Gefahr bringen konnten. Hier bin ich etwas unzufrieden mit den Organisatoren. Die hätten die Strecken jeden Tag abfahren und die großen Steine beseitigen können. Mein Unfall jedoch geht größtenteils auf meine eigene Kappe. Ich bin mit dem Streckenbuch (Roadbook) durcheinander gekommen und hab dann die Abzweigung verpasst. Wenig später bin ich dann in einen harten Lehmhügel gefahren und hab mich einige Male überschlagen. Ich hab zwar ziemlich stark geblutet und das medizinische Personal wollte mich nicht weiter fahren lassen, aber ich war so kurz vorm Ziel, da musste ich das Rennen beenden.
AZ: Du hast mit Sicherheit einige der besten Fahrer der Welt kennengelernt. Wie ist die Stimmung im Fahrerlager? Und wie ist das Verhältnis zwischen Top-Fahrern und Neulingen?
I. Waldschmidt: Zu Anfang habe ich immer mein eigenes Ding gemacht. Mit der Zeit lernt man dann aber die anderen Fahrer kennen und tauscht auch Tipps aus. Die besten Fahrer wie Marc Coma kann man immer um Rat fragen. Die waren eigentlich immer freundlich und hilfsbereit. Auch im Rennen merkt man, wer neu ist und wer nicht. Zu Beginn sind alle Neulinge, inklusive mir, immer zusammen gefahren und haben sich geholfen. Als die Strecken dann technischer wurden und ich immer mehr Plätze gutgemacht habe, bin ich mit den erfahrenen Fahrern durch die Wüste gefahren. Die haben mich dann auch immer wieder mal gefragt, wo ich gelernt habe, so gut in den Dünen zu fahren. Doch von den Besten hat man im Rennen selten oder nie etwas gesehen.
AZ: Die 9000 Kilometer wirken sich sehr auf das Material aus. Hattest Du irgendwelche Probleme mit Deinem Motorrad und bist Du zufrieden mit Deiner Maschine?
I. Waldschmidt: Ich bin äußerst zufrieden mit meinem Motorrad. Am fünften Tag ist der Motor von meinem Streckenbuch ausgebrannt, somit musste ich jenes dann manuell betätigen. Als ich im Lager angekommen bin, konnten wir einen Ersatzmotor einbauen, der jedoch nicht gepasst hat. Somit musste ich mir einen neuen für 400 Euro anschaffen, der gleich am nächsten Tag wieder nicht funktionierte. Doch dieses Mal war es nur das Kabel, das nicht richtig angeschlossen war. Glücklicherweise habe ich genug Reifen mit nach Südamerika gebracht. In den 18 Tagen musste ich zehn neue Hinter- und drei neue Vorderräder aufsetzten.
AZ: Das die Rallye einem Menschen viel abverlangt, ist klar, doch was ist größer - die mentale oder körperliche Herausforderung?
I. Waldschmidt: Ich glaube beides. Ich habe mich sehr lange, rund fünf Monate, körperlich auf die Rallye vorbereitet. Joggen und Muskeltraining zählte dabei zu meinem Tagesprogramm. Viele Fahrer mussten aufgrund ihrer schwachen körperlichen Kondition aufgeben. Ein riesiges Problem ist die Müdigkeit. Bei langen Strecken, die mental nicht sehr viel Anstrengung von einem abverlangen, merkt man das besonders. Bei der einen Etappe, die wegen schlechten Wetters abgesagt wurde, mussten wir fast 800 Kilometer auf einer Teerstraße fahren - da bin ich fast eingeschlafen.
AZ: Du hast Dein Debüt mit Bravur bestanden. Werden wir Ingo Waldschmidt irgendwann wieder bei der härtesten Rallye der Welt sehen?
I. Waldschmidt: Ich würde die Rallye sehr gerne nochmal fahren. Jetzt, da ich die Strecke und das ganze Drumherum kenne, würde ich wahrscheinlich beim nächsten Mal, falls es eines gibt, besser abschneiden. Aber ich habe die letzten zwei Jahre sehr viel von meiner Freizeit in die Vorbereitung gesteckt. Deshalb weiß ich nicht, ob ich das wieder machen würde. Wenn es jedoch mit dem Geld besser klappen sollte, würde ich direkt nächstes Jahr wieder fahren.
AZ: Danke für das Gespräch.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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