Warnung wird zum Querschläger

Wenn Zwei sich streiten, freut sich der Dritte. Nachdem sich der Vorsitzende der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS), Prof. Dr. Norbert Lammert, mit einer wahrscheinlich unglücklich ausgedrückten Warnung ungewollt mit dem namibischen Präsidenten, Dr. Hage Geingob, angelegt hat, wird sich vermutlich auch ein Dritter freuen: nämlich genau die Chinese um die es ging.

Namibia sitzt momentan in einer finanziellen Zwickmühle und die Geingob-Regierung hat ein sehr dünnes Fell entwickelt. Teilweise weil sie in vieler Hinsicht den Schlamassel, den ihre Vorgänger verursacht haben (wenngleich dieselbe Partei), auslöffeln darf. Jetzt bindet ihnen die hohe Staatsverschuldung die Hände in einer Zeit, in der es wichtig wäre, gute Ideen und Vorsätze umzusetzen, damit die verbesserte Regierungsführung (alle Anfänge sind klein) unter Beweis gestellt werden kann.

Wenn es dann parteiintern genau aus der Richtung Vorwürfe hagelt, von wo die vorige Misswirtschaft herstammt, und weitere ehemalige Nichtstuer und mittlerweile Parteiabtrünnige (Stichwort Ex-Vizelandreformminister) sich als Messias feiern lassen, dann bekommt man einen dicken Hals. Ganz abgesehen von der Opposition, die natürlich zu Recht wettert.

Aber irgendwann reicht es dann sicherlich und ist es desto erstaunlicher, wenn der Partner Deutschland, auch noch als Moralapostel in die Bresche schlägt. Mit welchem Recht und Ton die Vorwürfe/Warnungen Lammerts auf dieser Ebene vorgetragen wurden lässt sich nicht sagen, aber irgendetwas ist da gewaltig schiefgelaufen.

Ein Grund mehr für den deutschsprachigen Bevölkerungsteil Namibias, endlich eine eigene Repräsentanz und Meinung zu entwickeln und diese auch bekanntzumachen. Es darf nicht angehen, dass sich jede Bemerkung der verschiedenen Parteien im Genozid-Konflikt (und ähnlichen Fragen, inklusive auf international-politischer Ebene) zum Querschläger für alle deutschsprachigen Namibier entwickelt und wir grundsätzlich als böse Kolonialisten ausgemacht werden.

Von Frank Steffen