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Warum wir hier den Mai besingen sollen

Eberhard Hofmann
In der deutschen Sprache, bzw. bei den Leuten, die in dem Land dieser Sprache wohnen, wird der Mai mos als besonderer Monat besungen und bis in die Lyrik hinein mit hingebungsvoller Sprache bedacht. Diese Monatsstellung is dort unangefochten, gewiss auch deshalb, weil dann schon ´mal mit biekie Sonnenschein gerechnet werden kann. Wenn europäische Experten ´nen Text für oder über Namibia verfassen, worin eine oder mehrere Jahreszeiten ´ne Rolle spielen, dann schaffen die das in der Regel nich, sich auf die südliche Halbkugel, also auf den Wendekreis des Steinbocks umzustellen, weil die zum Beispiel in unserem Frühling immer noch von (ihrem) Herbst reden. Das is aber nur ein mildes Beispiel des Eurozentrismus. Es gibt Schlimmere. Zum Beispiel die schulmeisterliche und herablassende Haltung, dass wir hier nich wüssten, wie wir unsere Landesgeschichte zu interpretieren hätten. Denn das wüssten nur die dort zwischen Oder und Rhein, nach der Art „Führer befiehl, wir folgen“. Die hamse nich mehr alle. Aber lass uns nich vom besseren Thema abschweifen. Der Monat Mai im Lande der Braven nach gutem Regen!

Der namibische Spätsommer und Herbst zeigen sich nach guter Regenzeit deutlich durch stief Dickpänse - auch Dornheuschrecke und Dikpense genannt - in Gebüsch und Gras. Und selbige Jahreszeit bringt aus dem roten Sand der Kalahari Trüffel hervor, nach denen sich Eingeweihte die Hacken ablaufen und das Warzenschwein sich den Nasenrüssel aufreiben wird. Wenn die Sonne am Wendekreis des Steinbocks dann Kehrt macht, sind der kartoffelformige Speisepilz des roten Untergrunds und die Dickpänse von der Saisonbühne verschwunden. Pardon, bitte Geduld mit der neuen deutschen Rechtschreibung: Päns wird abgeleitet von Pansen, is mos logisch und viel sinnvoller als bleddy „Schifffahrt“ mit drei f´n F´s, was bürokratisch-teutonische Sprachtüftler zu verantworten haben ! Jetzt isses auch Zeit, dass die Freunde des Südsternhimmels sich bei klirrender Nachtkälte versammeln, um weitab der künstlichen Lichter der Städte in das nächtliche All zu lugen.

Und es is Zeit, dass selbst ein Küchenmuffel zum Schälmesser und zu den Kalahari-Trüffeln greift. Gemeint sind unterirdisch wachsende, runzlige dunkelbraune Fruchtkörper, die genau wie Kartoffeln in ihrer Größe zwischen dem Golfball und dem Kricketball oder in ellipsoider Form dem Gänse-Ei variieren. Der Kalahari-Trüffel - Du darfst den Speisepilz auch weiblich mit „die Trüffel“ ansprechen, sagt das Wörterbucht - wird in der Fachliteratur als „selten“ beschrieben. Genau deshalb zahlste für ein Trüffel-Gericht im Restaurant ein halbes Vermögen. Und deshalb musste auf dem Bio-Markt oder im Warenhaus sommer vinnach zugreifen, wenn die leicht nach Pilz riechenden, mit sandiger Kruste bedeckten Kostbarkeiten ausliegen.

Keine Angst vor dem Schälen. Eine Rübe und eine Kartoffel sind schwieriger zu pellen als der Trüffel. Das Schälmesser trennt die verklebte Sandkruste wüst leicht. Aber Du musst wrachtach aufpassen, dass die Kalahari-körnige Schale nich das weiße, blau geänderte Fruchtfleisch berührt und den Sand überträgt. Na ja, ´n paar Sankörner gelangen dann doch in Schmortiegel und auf den Speiseteller und knirschen zwischen den Zähnen. Dennoch, Deinen Gästen und Dir läuft´s Wasser im Mund zusammen. Am besten isses natürlich, wenn Trüffel als Hauptgericht und nich als Garnierung zum Fleisch gereicht werden, auf Zwiebeln und Pellkartoffeln, und mit einem guten Tropfen Rotwein vom Kap der Guten Hoffnung, im Mai-Juni versteht sich.

Dickpäns-Dornheuschrecke

Mit dem Eintritt der kalten Nächt´ verlassen die Dickpänse die Buschbühne. Die Sattelschrecke oder Dornenschrecke (Hetrodes pupus) hat der Windhoeker Erich Selck schon 1997 ausführlich und gründlich in AZ-Tourismus beschrieben. Das Krabbelbiest beeindruckt die Leut´ immer wieder, die entweder neugierig werden oder sich angeekelt abwenden. Das gilt aber nich für Perlhühner, Hofhühner und manch Raubvogel. Am allerwenigstens gilt das für die Dickpänse selbst, die sich auf der Pad bekanntlich an ihren überfahrenen Artgenossen ergötzen, um danach womöglich selbst überfahren zu werden, um damit wiederum nachrückenden Fressern der eigenen Art zur Nahrung zu dienen.

Bei Versorgungsmangel im Flüchtlingslage von Osire östlich von Otjiwarongo haben die Insasssen in der Vergangenheit sich einmal beklagt, dass sie aus Hunger Dickpänse verspeist hätten. Im Prinzip und von der Substanz her is das nich viel anders, als wenn man Mopane-Raupen verzehrt, ganz egal ob roh oder geröstet. Mit dem Unterschied, dass Dickpänse zwar hauptsächlich Pflanzenfresser sind, aber ansonsten Vogelfutter, Hühnchenknochen am Rastplatz oder ihre eigenen Artgenossen net nich verschmähen.

Trüffel und Dickpäns markieren und bereichern die vergängliche Jahreszeit jeweils auf ihre Art.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-23

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