Was Fußspuren verraten
Weltweit erste Konferenz mit Fährtenlesern
Von Anne Odendahl, Windhoek
„Die Konferenz war ein Experiment, das hervorragend gelungen ist, weil sich Experten ganz verschiedener Wissenskulturen auf Augenhöhe austauschen konnten“, sagt Tilman Lenssen-Erz von der Forschungsstelle Afrika der Universität Köln. Gemeinsam mit dem auf Höhlenmalerei spezialisierten Wissenschaftler Andreas Pastoors vom Neanderthal-Museum Mettmann bei Düsseldorf organisierte er die Fachtagung. Die „International Conference on Prehistoric Human Tracks” fand vom 11. bis 14. Mai an der Universität Köln und im Neanderthal-Museum statt. Als wissenschaftliche Konferenz konzipiert und damit auf den Wissensaustausch ausgerichtet, bot sie die weltweit erstmalige Gelegenheit, dass indigene, akademische und aus der Naturschutzpraxis kommende Experten über denselben Gegenstand diskutieren: den menschlichen Fußabdruck. So wurden neben rund 50 Archäologen, Paläoanthropologen und Kuratoren auch drei San, die bereits erfolgreich bei „Tracking in Caves“ mitgearbeitet haben, eine indigene Fährtenleserin der Aborigines Australiens sowie Batek aus dem malaysischen Regenwald eingeladen.
Wissenstransfer mal anders
Ziel war es, mit praktischen Demonstrationen an Spurenfeldern und in Gesprächsrunden einen methodischen Wissenstransfer zu ermöglichen - in diesem Fall von Süd nach Nord. Dazu wurden, neben konventionellen Vorträgen, auch Kommunikationsformate gewählt, die im akademischen Austausch ungewohnt, bei indigenen Gemeinschaften aber üblicher sind. „Für die indigenen Fährtenexperten ist eine Konferenz mit formalen Vorträgen eine ganz ungewohnte Umgebung, daher haben wir den gemeinsamen Austausch damit begonnen, dass alle Teilnehmer im Kreis um ein Feuer herum saßen. Auf diese Weise konnte jeder über das Erzählen persönlicher Erfahrungen sein Wissen ungezwungen mitteilen“, meint Lenssen-Erz. Er und Pastoors vom Neanderthal-Museum waren es auch, die 2013 mit den drei namibischen Trackern /Ui Ga!o, /Ui Kxunta und Tsamkxao Ciqae die Pyrenäenhöhlen im Süden Frankreichs untersuchten.
Ergebnisse festhalten
Auf diesen ersten Konferenztag mit seinen unkonventionellen Austauschformaten folgten zwei Tage mit Vorträgen, mehrere davon in Ko-Autorenschaft mit und unter Beteiligung von indigenen Experten. Auf dem letzten Konferenztag wurde zusammen mit den indigenen Experten erarbeitet, wie sie in ihren heimischen Gemeinschaften vom Verlauf und dem Zweck der Konferenz berichten möchten. So soll ein Community-Report entstehen, in dem die Fährtenexperten ihre persönlichen Eindrücke und Erlebnisse im Kontext der Tagung illustrieren können. Bestandteile, die darüber hinausgehen und das allgemeine Wissen zu Spuren betreffen, werden so verfasst, dass sie als allgemeingültiges Anschauungsmaterial dienen und unabhängig vom Kontext der Tagung genutzt werden können.
Unterschiedliche Wissenskulturen verbinden
Die Konferenz stand unter der Schirmherrschaft des Präsidenten der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Hermann Parzinger, und fand in Kooperation mit der Deutschen UNESCO-Kommission statt. Parzinger betonte in seiner Begrüßungsrede, dass die Konferenz die Verbindung ganz unterschiedlicher Wissenskulturen modellhaft vorspiele. Besonders bestärkend für die Veranstalter war, dass auch in der medialen Berichterstattung in Deutschland die Gleichwertigkeit verschiedener Wissenskulturen deutlich gemacht wurde. So zitiert „Die Zeit“ den südafrikanischen Tracker und Autoren Louis Liebenberg, dass Fährtenlesen das Allerletzte sei, was künstlicher Intelligenz gelingen werde. Denn selbst die modernsten Messinstrumente könnten nicht annähernd so viele Informationen aus Spuren herauslesen wie die indigenen Spezialisten.
Lenssen-Erz von der Universität Köln sieht in dem Wissen der indigenen Fährtenleser eine wertvolle Ergänzung: „Die Konferenz hat gezeigt, dass tiefgründiges Expertenwissen nicht nur in einem bestimmten, zumal westlichen Kulturzusammenhang entstehen kann. Das Wissen anderer Kulturen kann also auch für die westliche Wissenschaft bereichernd sein.“
Folgekonferenz in Namibia?
Er ist sich sicher, dass der Austausch zwischen den Experten verschiedener Bereiche und mit der Öffentlichkeit bedeute, dass die Konferenz kein einmaliges Ereignis bleiben dürfe. „Es muss unbedingt eine Folgekonferenz geben, und die sollte eher dort stattfinden, wo indigene Fährtenexperten selber leben“, meint Lenssen-Erz. Ob das möglicherweise auch Namibia sein kann, ist noch offen.
„Die Konferenz war ein Experiment, das hervorragend gelungen ist, weil sich Experten ganz verschiedener Wissenskulturen auf Augenhöhe austauschen konnten“, sagt Tilman Lenssen-Erz von der Forschungsstelle Afrika der Universität Köln. Gemeinsam mit dem auf Höhlenmalerei spezialisierten Wissenschaftler Andreas Pastoors vom Neanderthal-Museum Mettmann bei Düsseldorf organisierte er die Fachtagung. Die „International Conference on Prehistoric Human Tracks” fand vom 11. bis 14. Mai an der Universität Köln und im Neanderthal-Museum statt. Als wissenschaftliche Konferenz konzipiert und damit auf den Wissensaustausch ausgerichtet, bot sie die weltweit erstmalige Gelegenheit, dass indigene, akademische und aus der Naturschutzpraxis kommende Experten über denselben Gegenstand diskutieren: den menschlichen Fußabdruck. So wurden neben rund 50 Archäologen, Paläoanthropologen und Kuratoren auch drei San, die bereits erfolgreich bei „Tracking in Caves“ mitgearbeitet haben, eine indigene Fährtenleserin der Aborigines Australiens sowie Batek aus dem malaysischen Regenwald eingeladen.
Wissenstransfer mal anders
Ziel war es, mit praktischen Demonstrationen an Spurenfeldern und in Gesprächsrunden einen methodischen Wissenstransfer zu ermöglichen - in diesem Fall von Süd nach Nord. Dazu wurden, neben konventionellen Vorträgen, auch Kommunikationsformate gewählt, die im akademischen Austausch ungewohnt, bei indigenen Gemeinschaften aber üblicher sind. „Für die indigenen Fährtenexperten ist eine Konferenz mit formalen Vorträgen eine ganz ungewohnte Umgebung, daher haben wir den gemeinsamen Austausch damit begonnen, dass alle Teilnehmer im Kreis um ein Feuer herum saßen. Auf diese Weise konnte jeder über das Erzählen persönlicher Erfahrungen sein Wissen ungezwungen mitteilen“, meint Lenssen-Erz. Er und Pastoors vom Neanderthal-Museum waren es auch, die 2013 mit den drei namibischen Trackern /Ui Ga!o, /Ui Kxunta und Tsamkxao Ciqae die Pyrenäenhöhlen im Süden Frankreichs untersuchten.
Ergebnisse festhalten
Auf diesen ersten Konferenztag mit seinen unkonventionellen Austauschformaten folgten zwei Tage mit Vorträgen, mehrere davon in Ko-Autorenschaft mit und unter Beteiligung von indigenen Experten. Auf dem letzten Konferenztag wurde zusammen mit den indigenen Experten erarbeitet, wie sie in ihren heimischen Gemeinschaften vom Verlauf und dem Zweck der Konferenz berichten möchten. So soll ein Community-Report entstehen, in dem die Fährtenexperten ihre persönlichen Eindrücke und Erlebnisse im Kontext der Tagung illustrieren können. Bestandteile, die darüber hinausgehen und das allgemeine Wissen zu Spuren betreffen, werden so verfasst, dass sie als allgemeingültiges Anschauungsmaterial dienen und unabhängig vom Kontext der Tagung genutzt werden können.
Unterschiedliche Wissenskulturen verbinden
Die Konferenz stand unter der Schirmherrschaft des Präsidenten der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Hermann Parzinger, und fand in Kooperation mit der Deutschen UNESCO-Kommission statt. Parzinger betonte in seiner Begrüßungsrede, dass die Konferenz die Verbindung ganz unterschiedlicher Wissenskulturen modellhaft vorspiele. Besonders bestärkend für die Veranstalter war, dass auch in der medialen Berichterstattung in Deutschland die Gleichwertigkeit verschiedener Wissenskulturen deutlich gemacht wurde. So zitiert „Die Zeit“ den südafrikanischen Tracker und Autoren Louis Liebenberg, dass Fährtenlesen das Allerletzte sei, was künstlicher Intelligenz gelingen werde. Denn selbst die modernsten Messinstrumente könnten nicht annähernd so viele Informationen aus Spuren herauslesen wie die indigenen Spezialisten.
Lenssen-Erz von der Universität Köln sieht in dem Wissen der indigenen Fährtenleser eine wertvolle Ergänzung: „Die Konferenz hat gezeigt, dass tiefgründiges Expertenwissen nicht nur in einem bestimmten, zumal westlichen Kulturzusammenhang entstehen kann. Das Wissen anderer Kulturen kann also auch für die westliche Wissenschaft bereichernd sein.“
Folgekonferenz in Namibia?
Er ist sich sicher, dass der Austausch zwischen den Experten verschiedener Bereiche und mit der Öffentlichkeit bedeute, dass die Konferenz kein einmaliges Ereignis bleiben dürfe. „Es muss unbedingt eine Folgekonferenz geben, und die sollte eher dort stattfinden, wo indigene Fährtenexperten selber leben“, meint Lenssen-Erz. Ob das möglicherweise auch Namibia sein kann, ist noch offen.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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