Wasser, rotbraune Felshänge und blauer Himmel
Anfang Januar hatten uns Freunde zu einer Rudertour auf dem Oranje, dem südlichen Grenzfluss Namibias, eingeladen. Unsere Gruppe von zwölf Personen traf sich auf dem Campingplatz eines Bootsverleihers auf dem südafrikanischen Ufer des Oranje.Wir unternahmen die Tour ohne bezahlte Führung, da unsere Freunde sie schon häufig gemacht hatten. Wir würden uns selbst verpflegen und drei Mal am Ufer im Freien übernachten.
Der Raum auf den aufblasbaren Gummibooten, so genannten "Crocks", ist beschränkt und zu viel Gewicht erschwert das Rudern. Jedes Boot hat Platz für zwei Personen, die hintereinander sitzen, für eine Kühlkiste oder eine Kiste mit Kochgerätschaften, zwei wasserdichte Seesäcke für Kleidung und Schlafsachen sowie ein ebenfalls wasserdicht verschließbares Plastikfässchen für Proviant.
Zwei Garnituren mit etwas Unterwäsche zum Wechseln mussten für die 4 Tage reichen. In eine kleine Kühltasche packten wir Sonnenöl, Nussriegel und was sonst wir unterwegs benötigen würden, denn alles Gepäck musste fest auf den Booten vertäut werden, konnte also nicht vor dem Abend geöffnet werden. Besonders wichtig ist es, immer genügend Trinkwasser zur Hand zu haben.
Schließlich hatten alle ihr Gepäck organisiert und der Bootsverleiher brachte uns und unsere sechs Boote noch etwa 15 km stromabwärts, damit wir gleich in der unberührten Natur waren. Alle legten ihre leuchtend roten oder blauen Rettungswesten an und bestiegen ihre Boote. Mein Mann und ich als ausgemachte Landratten kamen je in ein Boot mit einem erfahrenen Ruderer. Die Strömung nahm uns langsam mit und wir lernten zu rudern - immer rhythmisch paddeln und vor allem den Oberkörper still halten und nur die Arme bewegen, damit das Boot sich nicht im Zickzack sondern gerade voranbewegt.
Der erfahrene Ruderer sitzt hinten und besorgt das Steuern, der Vordermann muss das Boot voranbewegen und auf Felsen und andere Hindernisse achten. Es gibt die so genannten "Seekühe", runde Felsen dicht unter der Oberfläche, die kaum im
Voraus zu erkennen sind und auf denen ein Boot manchmal hängen bleibt. Meist schurrt es allerdings langsam darüber weg und wird von selbst wieder flott. Wo die Strömung stärker ist, erkennt man Felsen unter Wasser daran, dass sich an der Oberfläche kleine V-Heckwellen bilden. Dann gilt es in das breite Ende des V zu zielen, um zwischen den Klippen hindurchzurudern. Zunächst hatten wir ruhiges Wasser. Wenn wir eine "Seekuh" gerammt hatten, drehte sich das Boot langsam um sich selbst und gewährte uns einen wunderschön gemächlichen Rundblick auf die grünen Ufer, die darauf folgenden schroffen, völlig kahlen Felshänge und den blauen Himmel. Manchmal sahen wir Riesenreiher und Graureiher, einmal rief ein Seeschreiadler und verschiedene kleinere Vögel zwitscherten im Ufergebüsch. Von der spiegelnden Wasserfläche aus gesehen bot die raue Wüstenlandschaft ein völlig anderes Bild als von der staubigen Straße.
Bald erreichten wir die erste kleinere Stromschnelle. Nun hieß es unbeirrt und kräftig rudern, damit das Boot genug Geschwindigkeit behielt, um gesteuert werden zu können. Außerdem musste ich als Vordermann auf eventuelle Felsen achten. Die Strömung beschleunigte unsere Fahrt, der Bug klatschte gegen die Wellen, das Wasser spritzte ins Boot und Adrenalin in den Kreislauf. Eine tolle Abwechslung zu dem bisherigen stillen Dahingleiten.
Nach etwa einer halben Stunde machten wir Halt, um das Gepäck wo nötig besser zu verteilen. Dann ging es weiter vorbei an den beeindruckenden Felsformationen. Die vielen Schichtungen der rotbraunen Faltengebirge, in die der Fluss sich hier eingeschnitten hat, weisen die erstaunlichsten Windungen auf, die unter enormem Druck entstanden sein müssen. Ein erfahrener Geologe könnte sicher darin lesen, wie in einem aufgeschlagenen Buch. Wir als Laien genossen die bizarren Formen, die vielen Schattierungen von Rostbraun und Ocker und das Spiegelbild der zackigen Berge im Wasser. Mittags fanden wir eine flache Uferstelle mit einem Rasen aus Quecke und einigen schattigen, mit goldgelben Kugelblüten bedeckten Weißdornbäumen (Acacia karroo), räumten ein paar Dornenzweige beiseite und holten Tunasalat in Dosen, Brot, Käse, Äpfel und Fruchtsaft aus unserer blauen Tonne hervor. Dann folgte eine ausführliche Siesta. Uns taten Schultern und Arme weh von der ungewohnten Bewegung und die Haut zwischen Daumen und Zeigefinger protestierte gegen die Beanspruchung durch das Paddeln. Eine freundliche Krankenschwester, die mit von der Partie war, verklebte unsere Hände prophylaktisch mit Pflaster und bewahrte uns damit vor richtigen Blasen.
Bei der Weiterfahrt brannte die Sonne und wir tauchten häufig unsere Tücher in das Wasser, um uns damit zu kühlen. Gegen 5 Uhr suchten wir uns wieder eine flache grasige Uferstelle als Nachtquartier. Es hatte sich ein ziemlich starker Wind erhoben, deshalb benutzten wir unsere Boote als Windschutz und Kopfstück für unsere "Betten". Sie waren ideal als Ablage für unsere Sachen, die dadurch sauber blieben.
Die Nächte waren so kühl, dass wir im Trainingsanzug in den Schlafsack stiegen. Wir schliefen herrlich unter den Sternen und erwachten erfrischt vom dem Duft eines eben angezündeten Holzfeuers und vom Klappern des Kaffeekessels. Der nächste Tag verging ebenso gemächlich mit Baden im Fluss, Rudern, Ruhen - immer vor der Kulisse der vorüberziehenden gebirgigen Ufer. Bei dem vielen Wasser hatte ich eine vielfältigere Vegetation am Ufer erwartet. Sie bestand jedoch meist aus Tamarisken (Tamarix usneoides), die hier kräftige Bäume bilden, aus "Wit Karee" (Rhus pendulina), der hier teils als dichtes Gesträuch auftritt und dann wie Bambus wirkt, oft auch große Bäume bildet, deren Wurzeln teilweise vom Wasser freigespült waren und dann wie Mangroven aussahen. An einer Stelle waren diese Wurzeln so dick wie richtige Stämme und konnten wir in ihrem Schatten Mittagsrast machen. Weite Uferstrecken und viele Inseln waren dicht mit Phragmites-Ried bewachsen und ab und zu sah man Trauerweiden (Salix mucronata), den namibischen Ebenholzbaum (Euclea pseudebenus), recht oft goldgelb blühende Weißdornbäume und leider auch schon viel Prosopis.
Am dritten Tag hatten wir eine Stromschnelle namens "Sjambok" zu bewältigen [Afr. "Sjambok" ist eine lange steife Peitsche, die ursprünglich aus Flußpferdhaut angefertigt wurde]. Der Fluss bahnt sich hier seinen Weg durch eine enge, tiefe Schlucht und unsere Freunde baten uns mit Rücksicht auf unser fortgeschrittenes Alter lieber zu Fuß zu gehen, bis sie uns unterhalb der Stromschnelle wieder aufladen konnten. Allerdings hatten sie uns aus lauter Fürsorglichkeit viel zu früh an Land gesetzt, so dass wir in sehr unwegsamem Gelände sehr viel weiter laufen mussten, als nötig gewesen wäre. Umso schöner war es, danach wieder im Boot sitzen und sich ausgiebig nassplantschen und abkühlen zu können.
Auf einer ziemlich langen Strecke des Oranje vor Außenkehr gibt es keine Landemöglichkeiten. Deshalb mussten wir am letzten Morgen ungewohnt früh aufbrechen und bis 12 Uhr stramm rudern, denn zu dem Zeitpunkt sollten wir beim Norothsama River Resort bei Außenkehr abgeholt werden. Wir schafften es auf die Minute und nahmen nur ungern von dem gemächlichen Leben in der faszinierenden Welt aus Wasser, saftiger Vegetation und schroffer Berglandschaft Abschied.
Der Raum auf den aufblasbaren Gummibooten, so genannten "Crocks", ist beschränkt und zu viel Gewicht erschwert das Rudern. Jedes Boot hat Platz für zwei Personen, die hintereinander sitzen, für eine Kühlkiste oder eine Kiste mit Kochgerätschaften, zwei wasserdichte Seesäcke für Kleidung und Schlafsachen sowie ein ebenfalls wasserdicht verschließbares Plastikfässchen für Proviant.
Zwei Garnituren mit etwas Unterwäsche zum Wechseln mussten für die 4 Tage reichen. In eine kleine Kühltasche packten wir Sonnenöl, Nussriegel und was sonst wir unterwegs benötigen würden, denn alles Gepäck musste fest auf den Booten vertäut werden, konnte also nicht vor dem Abend geöffnet werden. Besonders wichtig ist es, immer genügend Trinkwasser zur Hand zu haben.
Schließlich hatten alle ihr Gepäck organisiert und der Bootsverleiher brachte uns und unsere sechs Boote noch etwa 15 km stromabwärts, damit wir gleich in der unberührten Natur waren. Alle legten ihre leuchtend roten oder blauen Rettungswesten an und bestiegen ihre Boote. Mein Mann und ich als ausgemachte Landratten kamen je in ein Boot mit einem erfahrenen Ruderer. Die Strömung nahm uns langsam mit und wir lernten zu rudern - immer rhythmisch paddeln und vor allem den Oberkörper still halten und nur die Arme bewegen, damit das Boot sich nicht im Zickzack sondern gerade voranbewegt.
Der erfahrene Ruderer sitzt hinten und besorgt das Steuern, der Vordermann muss das Boot voranbewegen und auf Felsen und andere Hindernisse achten. Es gibt die so genannten "Seekühe", runde Felsen dicht unter der Oberfläche, die kaum im
Voraus zu erkennen sind und auf denen ein Boot manchmal hängen bleibt. Meist schurrt es allerdings langsam darüber weg und wird von selbst wieder flott. Wo die Strömung stärker ist, erkennt man Felsen unter Wasser daran, dass sich an der Oberfläche kleine V-Heckwellen bilden. Dann gilt es in das breite Ende des V zu zielen, um zwischen den Klippen hindurchzurudern. Zunächst hatten wir ruhiges Wasser. Wenn wir eine "Seekuh" gerammt hatten, drehte sich das Boot langsam um sich selbst und gewährte uns einen wunderschön gemächlichen Rundblick auf die grünen Ufer, die darauf folgenden schroffen, völlig kahlen Felshänge und den blauen Himmel. Manchmal sahen wir Riesenreiher und Graureiher, einmal rief ein Seeschreiadler und verschiedene kleinere Vögel zwitscherten im Ufergebüsch. Von der spiegelnden Wasserfläche aus gesehen bot die raue Wüstenlandschaft ein völlig anderes Bild als von der staubigen Straße.
Bald erreichten wir die erste kleinere Stromschnelle. Nun hieß es unbeirrt und kräftig rudern, damit das Boot genug Geschwindigkeit behielt, um gesteuert werden zu können. Außerdem musste ich als Vordermann auf eventuelle Felsen achten. Die Strömung beschleunigte unsere Fahrt, der Bug klatschte gegen die Wellen, das Wasser spritzte ins Boot und Adrenalin in den Kreislauf. Eine tolle Abwechslung zu dem bisherigen stillen Dahingleiten.
Nach etwa einer halben Stunde machten wir Halt, um das Gepäck wo nötig besser zu verteilen. Dann ging es weiter vorbei an den beeindruckenden Felsformationen. Die vielen Schichtungen der rotbraunen Faltengebirge, in die der Fluss sich hier eingeschnitten hat, weisen die erstaunlichsten Windungen auf, die unter enormem Druck entstanden sein müssen. Ein erfahrener Geologe könnte sicher darin lesen, wie in einem aufgeschlagenen Buch. Wir als Laien genossen die bizarren Formen, die vielen Schattierungen von Rostbraun und Ocker und das Spiegelbild der zackigen Berge im Wasser. Mittags fanden wir eine flache Uferstelle mit einem Rasen aus Quecke und einigen schattigen, mit goldgelben Kugelblüten bedeckten Weißdornbäumen (Acacia karroo), räumten ein paar Dornenzweige beiseite und holten Tunasalat in Dosen, Brot, Käse, Äpfel und Fruchtsaft aus unserer blauen Tonne hervor. Dann folgte eine ausführliche Siesta. Uns taten Schultern und Arme weh von der ungewohnten Bewegung und die Haut zwischen Daumen und Zeigefinger protestierte gegen die Beanspruchung durch das Paddeln. Eine freundliche Krankenschwester, die mit von der Partie war, verklebte unsere Hände prophylaktisch mit Pflaster und bewahrte uns damit vor richtigen Blasen.
Bei der Weiterfahrt brannte die Sonne und wir tauchten häufig unsere Tücher in das Wasser, um uns damit zu kühlen. Gegen 5 Uhr suchten wir uns wieder eine flache grasige Uferstelle als Nachtquartier. Es hatte sich ein ziemlich starker Wind erhoben, deshalb benutzten wir unsere Boote als Windschutz und Kopfstück für unsere "Betten". Sie waren ideal als Ablage für unsere Sachen, die dadurch sauber blieben.
Die Nächte waren so kühl, dass wir im Trainingsanzug in den Schlafsack stiegen. Wir schliefen herrlich unter den Sternen und erwachten erfrischt vom dem Duft eines eben angezündeten Holzfeuers und vom Klappern des Kaffeekessels. Der nächste Tag verging ebenso gemächlich mit Baden im Fluss, Rudern, Ruhen - immer vor der Kulisse der vorüberziehenden gebirgigen Ufer. Bei dem vielen Wasser hatte ich eine vielfältigere Vegetation am Ufer erwartet. Sie bestand jedoch meist aus Tamarisken (Tamarix usneoides), die hier kräftige Bäume bilden, aus "Wit Karee" (Rhus pendulina), der hier teils als dichtes Gesträuch auftritt und dann wie Bambus wirkt, oft auch große Bäume bildet, deren Wurzeln teilweise vom Wasser freigespült waren und dann wie Mangroven aussahen. An einer Stelle waren diese Wurzeln so dick wie richtige Stämme und konnten wir in ihrem Schatten Mittagsrast machen. Weite Uferstrecken und viele Inseln waren dicht mit Phragmites-Ried bewachsen und ab und zu sah man Trauerweiden (Salix mucronata), den namibischen Ebenholzbaum (Euclea pseudebenus), recht oft goldgelb blühende Weißdornbäume und leider auch schon viel Prosopis.
Am dritten Tag hatten wir eine Stromschnelle namens "Sjambok" zu bewältigen [Afr. "Sjambok" ist eine lange steife Peitsche, die ursprünglich aus Flußpferdhaut angefertigt wurde]. Der Fluss bahnt sich hier seinen Weg durch eine enge, tiefe Schlucht und unsere Freunde baten uns mit Rücksicht auf unser fortgeschrittenes Alter lieber zu Fuß zu gehen, bis sie uns unterhalb der Stromschnelle wieder aufladen konnten. Allerdings hatten sie uns aus lauter Fürsorglichkeit viel zu früh an Land gesetzt, so dass wir in sehr unwegsamem Gelände sehr viel weiter laufen mussten, als nötig gewesen wäre. Umso schöner war es, danach wieder im Boot sitzen und sich ausgiebig nassplantschen und abkühlen zu können.
Auf einer ziemlich langen Strecke des Oranje vor Außenkehr gibt es keine Landemöglichkeiten. Deshalb mussten wir am letzten Morgen ungewohnt früh aufbrechen und bis 12 Uhr stramm rudern, denn zu dem Zeitpunkt sollten wir beim Norothsama River Resort bei Außenkehr abgeholt werden. Wir schafften es auf die Minute und nahmen nur ungern von dem gemächlichen Leben in der faszinierenden Welt aus Wasser, saftiger Vegetation und schroffer Berglandschaft Abschied.
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Allgemeine Zeitung
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