Wasserkrise am Kap: Notmaßnahmen zeigen Erfolge
Der gesamte Westteil des Stausees, der Kapstadt mit rund 40% seines Trinkwassers versorgt, ist komplett trocken, die Brücken ohne Funktion. Insgesamt ist der lebenswichtige Damm nur noch zu knapp 13% gefüllt - und damit am Nutzungslimit. Hätte Kapstadt nicht vor zehn Jahren gleich nebenan im Gebirge den Bergriver-Damm gebaut, der noch zu 53% gefüllt ist, säße die südafrikanische Küstenmetropole wohl jetzt schon lange auf dem Trockenen - mit verheerenden Folgen.
Day Zero verschoben
Inzwischen hat es die Hiobsbotschaft vom Kap in alle Welt geschafft: Kapstadt droht als erstem großen Ballungsraum weltweit das Wasser auszugehen. Doch noch ist es nicht so weit: Nachdem der Schreckenstermin noch im Januar immer näher gerückt und offiziell bereits auf den 12. April terminiert war, ist Day Zero, also der Tag, an dem hier kein Wasser mehr aus der Leitung fließt, zu Wochenbeginn fast einen ganzen Monat bis Mitte Mai nach hinten verlegt worden. Dann wären die sechs Dämme, aus denen Kapstadt bislang 97% seines Wasserbedarfs zieht, insgesamt nur noch zu 13% gefüllt sein - und damit für die Versorgung weitgehend unbrauchbar.
Um dieses Horrorszenario zu vermeiden, gelten ab Anfang Februar knallharte neue Restriktionen: Jeder Kapstädter darf von nun an maximal noch 50 Liter am Tag verbrauchen, was einer Waschmaschinenladung oder fünf Klospülungen entspricht. Knapp zwei Liter sind jeweils für Trinken, Kochen sowie zur täglichen Hygiene veranschlagt. Eine Dusche darf allenfalls 90 Sekunden dauern, was 15 Litern entspricht. Die neuen Restriktionen sind nötig, weil bisher weniger als die Hälfte der vier Millionen Kapstädter die erlaubte Wassermenge verbraucht. Nun soll der Gesamtverbrauch noch einmal drastisch reduziert werden: von derzeit 540 Mio. Liter auf 450 Mio. Liter pro Tag.
Die Perspektive wahren
Vielen Kapstädtern graut vor der Vorstellung, ab Day Zero stundenlang vor den 200 öffentlichen Wasserstellen für dann nur noch 25 Liter Wasser pro Tag anzustehen, das zur Hygiene absolute Minimum. Sicherheitskräfte sollen darüber wachen, dass es dann nicht zu Unruhen kommt. Doch trotz all des Hypes gilt es, Perspektive zu wahren: Seit Monaten schon verbrauchen die Kapstädter immer weniger Wasser (inzwischen nur noch halb so viel wie vor zwei Jahren) - und haben den zunächst bereits für Ende 2017 veranschlagten Day Zero dadurch immer weiter nach hinten geschoben. Auch haben Farmer aus einer vom Regen begünstigten Region gerade erst so viel Wasser in Kapstadts Dämme umgeleitet, dass der Puffer um einen Monat gewachsen ist. Und schließlich scheint es so, als würden neu installierte Pumpen die größten Dämme bis auf 5% ihres Fassungsvermögens auspumpen können - fast doppelt so viel wie vor kurzem angenommen.
Dennoch ist es sicher keine schlechte Idee, die Menschen durch die jetzt von Politik und Medien gemalten Horrorszenarien zum Wassersparen zu animieren. Denn allzu viele haben alle Warnungen seit Jahren in den Wind geschlagen und weit über die Verhältnisse gelebt.
Cycle Tour ist „wasserneutral“
Inzwischen wird jedoch um jeden Tropfen gerungen: Um mit gutem Vorbild voranzugehen, hat Westkap-Premier Helen Zille erklärt, sich nur noch zweimal die Woche kurz zu duschen - und ansonsten wie in ihrer Kindheit einen Waschlappen zu benutzen. Auch die Gastronomie hat reagiert: So bieten einige Restaurants statt Pasta gedünstete Gemüsesorten an, die auch mit Meerwasser präpariert werden können. Kunstlehrer malen an einigen Schulen mit ihren Kindern nicht mehr mit Wasserfarben, weil das Ausspülen der Pinsel zu viel Wasser kostet. Selbst die populäre Kapstädter Cycle Tour, an der Anfang März Zehntausende Radler teilnehmen, hat spezielle Vorkehrungen getroffen und wird die für das Rennen benötigten zwei Millionen Liter Wasser von außerhalb heranschaffen, wodurch das Großereignis „wasserneutral“ wird.
Mit einer ersten, leichten Entspannung der Lage ist dennoch frühestens zur Jahresmitte zu rechnen, weil Kapstadt 77% seines Niederschlages im Südwinter zwischen Juni und September erhält. Sollte es nach nun drei extremen Trockenjahren in Serie dann endlich wieder normal regnen, wäre die Metropole wohl gerettet, zumal die Stadtverwaltung besser vorausgeplant hat als viele Kritiker zugestehen. So sind die Verantwortlichen seit fast zehn Jahren dabei, die Wasserversorgung der Metropole auf eine breitere Grundlage zu stellen: Dazu gehört der Bau kleiner (aber noch teurer) Entsalzungsanlagen sowie das Anzapfen bislang ungenutzter Grundwasserspeicher. „Statistisch gesehen gibt es eine solch extreme Dürre maximal alle 400 Jahre“, sagt Helen Zille, Premierministerin der Provinz Westkap, die Kapstadt umgibt. „Es ist unmöglich, für solche Ausnahmesituationen zu planen, weil dies Unmengen an Geld verschlingen würde, das wir nicht haben.“
Dennoch: Die nun angegangenen Projekte dürften wohl bereits im April rund 250 Millionen Liter Wasser pro Tag zusätzlich ins System spülen - und könnten Kapstadt dann allen Horrorszenarien zum Trotz ohne den so gefürchteten Day Zero in die nächste Regenzeit tragen.
Wolfgang Drechsler, Kapstadt
Day Zero verschoben
Inzwischen hat es die Hiobsbotschaft vom Kap in alle Welt geschafft: Kapstadt droht als erstem großen Ballungsraum weltweit das Wasser auszugehen. Doch noch ist es nicht so weit: Nachdem der Schreckenstermin noch im Januar immer näher gerückt und offiziell bereits auf den 12. April terminiert war, ist Day Zero, also der Tag, an dem hier kein Wasser mehr aus der Leitung fließt, zu Wochenbeginn fast einen ganzen Monat bis Mitte Mai nach hinten verlegt worden. Dann wären die sechs Dämme, aus denen Kapstadt bislang 97% seines Wasserbedarfs zieht, insgesamt nur noch zu 13% gefüllt sein - und damit für die Versorgung weitgehend unbrauchbar.
Um dieses Horrorszenario zu vermeiden, gelten ab Anfang Februar knallharte neue Restriktionen: Jeder Kapstädter darf von nun an maximal noch 50 Liter am Tag verbrauchen, was einer Waschmaschinenladung oder fünf Klospülungen entspricht. Knapp zwei Liter sind jeweils für Trinken, Kochen sowie zur täglichen Hygiene veranschlagt. Eine Dusche darf allenfalls 90 Sekunden dauern, was 15 Litern entspricht. Die neuen Restriktionen sind nötig, weil bisher weniger als die Hälfte der vier Millionen Kapstädter die erlaubte Wassermenge verbraucht. Nun soll der Gesamtverbrauch noch einmal drastisch reduziert werden: von derzeit 540 Mio. Liter auf 450 Mio. Liter pro Tag.
Die Perspektive wahren
Vielen Kapstädtern graut vor der Vorstellung, ab Day Zero stundenlang vor den 200 öffentlichen Wasserstellen für dann nur noch 25 Liter Wasser pro Tag anzustehen, das zur Hygiene absolute Minimum. Sicherheitskräfte sollen darüber wachen, dass es dann nicht zu Unruhen kommt. Doch trotz all des Hypes gilt es, Perspektive zu wahren: Seit Monaten schon verbrauchen die Kapstädter immer weniger Wasser (inzwischen nur noch halb so viel wie vor zwei Jahren) - und haben den zunächst bereits für Ende 2017 veranschlagten Day Zero dadurch immer weiter nach hinten geschoben. Auch haben Farmer aus einer vom Regen begünstigten Region gerade erst so viel Wasser in Kapstadts Dämme umgeleitet, dass der Puffer um einen Monat gewachsen ist. Und schließlich scheint es so, als würden neu installierte Pumpen die größten Dämme bis auf 5% ihres Fassungsvermögens auspumpen können - fast doppelt so viel wie vor kurzem angenommen.
Dennoch ist es sicher keine schlechte Idee, die Menschen durch die jetzt von Politik und Medien gemalten Horrorszenarien zum Wassersparen zu animieren. Denn allzu viele haben alle Warnungen seit Jahren in den Wind geschlagen und weit über die Verhältnisse gelebt.
Cycle Tour ist „wasserneutral“
Inzwischen wird jedoch um jeden Tropfen gerungen: Um mit gutem Vorbild voranzugehen, hat Westkap-Premier Helen Zille erklärt, sich nur noch zweimal die Woche kurz zu duschen - und ansonsten wie in ihrer Kindheit einen Waschlappen zu benutzen. Auch die Gastronomie hat reagiert: So bieten einige Restaurants statt Pasta gedünstete Gemüsesorten an, die auch mit Meerwasser präpariert werden können. Kunstlehrer malen an einigen Schulen mit ihren Kindern nicht mehr mit Wasserfarben, weil das Ausspülen der Pinsel zu viel Wasser kostet. Selbst die populäre Kapstädter Cycle Tour, an der Anfang März Zehntausende Radler teilnehmen, hat spezielle Vorkehrungen getroffen und wird die für das Rennen benötigten zwei Millionen Liter Wasser von außerhalb heranschaffen, wodurch das Großereignis „wasserneutral“ wird.
Mit einer ersten, leichten Entspannung der Lage ist dennoch frühestens zur Jahresmitte zu rechnen, weil Kapstadt 77% seines Niederschlages im Südwinter zwischen Juni und September erhält. Sollte es nach nun drei extremen Trockenjahren in Serie dann endlich wieder normal regnen, wäre die Metropole wohl gerettet, zumal die Stadtverwaltung besser vorausgeplant hat als viele Kritiker zugestehen. So sind die Verantwortlichen seit fast zehn Jahren dabei, die Wasserversorgung der Metropole auf eine breitere Grundlage zu stellen: Dazu gehört der Bau kleiner (aber noch teurer) Entsalzungsanlagen sowie das Anzapfen bislang ungenutzter Grundwasserspeicher. „Statistisch gesehen gibt es eine solch extreme Dürre maximal alle 400 Jahre“, sagt Helen Zille, Premierministerin der Provinz Westkap, die Kapstadt umgibt. „Es ist unmöglich, für solche Ausnahmesituationen zu planen, weil dies Unmengen an Geld verschlingen würde, das wir nicht haben.“
Dennoch: Die nun angegangenen Projekte dürften wohl bereits im April rund 250 Millionen Liter Wasser pro Tag zusätzlich ins System spülen - und könnten Kapstadt dann allen Horrorszenarien zum Trotz ohne den so gefürchteten Day Zero in die nächste Regenzeit tragen.
Wolfgang Drechsler, Kapstadt
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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