Weißes Gold
Gespendete Muttermilch für einen gesunden Start ins Leben
Von Theresa Lang
Ein bisschen versteckt in den verwinkelten und weitverzweigten Gängen der Mediklinik – hinter einer unscheinbaren Tür – verbirgt sich Birgitt Mayers Refugium. Ein kleiner Vorraum, dahinter ein etwas größerer – alle vier Wände vollgestellt mit Kühltruhen und technischen Geräten. Die Klimaanlage brummt angestrengt und lässt kalte Luft in die Mitte des Raumes stürzen. Kühl und steril wirkt der Raum, alles andere als gemütlich und einladend. Aber genau so muss es sein – das ist die perfekte Umgebung für die Schätze, die Birgitt Mayer hier hütet. Die beiden Kühltruhen sind gefüllt mit kostbarer Muttermilch – feinsäuberlich abgefüllt und beschriftet.
Muttermilch ist wohl die gesündeste Nahrung für Neugeborene, da sind sich Experten einig. Trotzdem ist Stillen keineswegs selbstverständlich. Besonders Mütter von Frühchen haben oft Schwierigkeiten ihr Baby mit der eigenen Brustmilch zu versorgen. Bisher mussten die Frauen dann auf Milchpulver zurückgreifen, doch die bekommt vielen Babys nicht gut. Immer wieder kommt es zu schweren Darminfektionen und Verdauungsbeschwerden. Das weiß Birgit Mayer aus langjähriger Berufserfahrung. Daher war es ihr eine Herzensangelegenheit den namibischen Frauen eine Alternative zu eröffnen. Gemeinsam mit Professor Clarissa Pieper hat sie Namibias erste Muttermilchbank ins Leben gerufen und beweist damit, wie innovativ das Natürlichste der Welt sein kann.
Letztes Jahr im April hat Birgit Mayer die erste Muttermilch pasteurisiert. Sie lehnt über einer der Gefriertruhen. Auf dem Deckel liegt ein großes Notizbuch. Darin hält die Krankschwester die Geschichte der Brustmilchbank fest. In ordentlichen Reihen listet sie auf, wie viele Mütter schon Milch vorbeigebracht haben – 36 waren es bisher – und wie viele Babys davon profitiert haben: „Mindestens 100 Kinder im Staatskrankenhaus und nochmal 70 Kinder im Privatsektor“, erzählt Birgit Mayer stolz.
Birgit Mayer ist froh darüber, wie gut das Angebot der Brustmilchbank bisher angenommen wird.
„Da kommt die Schwester, die die Milch bringt“,
wird sie immer öfter auf ihren Touren durch Windhoeks Krankenhäuser begrüßt. Dennoch sind die ersten Reaktionen nicht immer positiv: Das eigene Baby mit Milch aus der Brust einer fremden Frau zu füttern – dagegen hätten frischgebackenen Mutter ab und zu Vorbehalte. Aber die erfahrene Krankenschwester sieht das pragmatisch. Mit guten Argumenten und viel Einfühlungsvermögen habe sie bisher jede Mama überzeugen können.
Dass sich die Muttermilchbank in die Räumlichkeiten der Mediklinik eingemietet hat, ist kein Zufall. Die Kühlkette der sensiblen Kost darf keinesfalls unterbrochen werden. „Wir brauchen immer Strom“, sagt Birgit Mayer. „Wenn der ausfällt, muss sichergestellt sein, dass ein Generator anspringt und die Gefriertruhen am Laufen hält.“ Diese Vorrausetzung hat die Mediklinik erfüllt. Außerdem hat der Ort noch weitere Vorteile. Zum Beispiel sind die Wege kurz. Birgit Mayer, die in der Klinik als Krankenschwester auf der Frühchen-Station arbeitet, nutzt ihre Mittagspause häufig, um neueingetroffene Milchreserven zu pasteurisieren. Dazu nutzt sie einen Pasteurisierer. Das Gerät – gestiftet von Erongo Med – erhitzt die Milch auf 63 Grad und kühlt sie dann schnell auf vier Grad herunter. „Das tötet alles ab. Dann wissen wir, dass mit der Milch alles in Ordnung ist“, erklärt Mayer. Anschließend wird die Milch tiefgefroren eingelagert.
Bei den Muttermilch-Spenden herrschen ähnlich strenge Sicherheitsvorkehrungen, wie bei Blutspenden. Mütter müssen sich vor der Spende auf HIV und Hepatitis testen lassen. Außerdem füllen sie ein sogenanntes Gesundheitsformular aus. „Darin werden unter anderen die Ernährung und Medikamenteneinnahme abgefragt“, erklärt die Krankenschwester. Kommt eine Mutter als Spenderin in Frage, bringt sie ihre überschüssige Milch tiefgefroren zu Schwester Birgit Mayer. Die verwahrt die weiße Flüssigkeit so lange bis sie gebraucht wird. Erst dann wird sie abgetaut, in sterile Flaschen gefüllt, pasteurisiert und erneut eingefroren. Bei jedem Pasteurisierungsvorgang wird anschließend eine Probe ins Labor geschickt und auf Verunreinigungen und Medikamentenrückstände getestet. „Wenn dabei was gefunden wird, dann müssen wir die ganze Einheit wegwerfen“, so Birgit Mayer.
Momentan wird die Milch nur an Frühchen abgegeben, die weniger als 1,5 Kilogramm wiegen. „Wenn wir irgendwann mehr Spendermilch zur Verfügung haben, würden wir das Maximalgewicht gerne erhöhen“, erklärt Mayer. Momentan können sich Frauen, die zu wenig Milch produzieren, noch nicht direkt an die Brustmilchbank wenden. Die Verteilung läuft aktuell ausschließlich über die Krankenhäuser.
Die Brustmilchbank ist eine gemeinnützige Organisation, die sich ausschließlich durch Spenden und Sponsoren finanziert. „Unsere großen Sponsoren sind Erongo Med und Ohlthaver & List, ohne die könnten wir das gar nicht machen“, sagt Mayer. Finanziell stehe die Muttermilchbank zwar aktuell noch auf wackeligen Beinen, sagt die Krankenschwester, aber das hält sie nicht davon ab, Pläne für die Zukunft zu machen. Ein langfristiges Ziel seien „Satellit-Banken“, also Filialen der Windhoeker Muttermilchbank im ganzen Land, um die riskanten Transportwege zu verkürzen. „Aber das ist noch ferne Zukunftsmusik“, winkt Birgit Mayer ab und lacht.
Jeder Tropfen zählt
Mütter, die Milch spenden möchten, können sich an Birgit Mayer unter 0 81 129 2641 wenden. Weitere Informationen finden sich online unter www.nbmb.com.na.
Ein bisschen versteckt in den verwinkelten und weitverzweigten Gängen der Mediklinik – hinter einer unscheinbaren Tür – verbirgt sich Birgitt Mayers Refugium. Ein kleiner Vorraum, dahinter ein etwas größerer – alle vier Wände vollgestellt mit Kühltruhen und technischen Geräten. Die Klimaanlage brummt angestrengt und lässt kalte Luft in die Mitte des Raumes stürzen. Kühl und steril wirkt der Raum, alles andere als gemütlich und einladend. Aber genau so muss es sein – das ist die perfekte Umgebung für die Schätze, die Birgitt Mayer hier hütet. Die beiden Kühltruhen sind gefüllt mit kostbarer Muttermilch – feinsäuberlich abgefüllt und beschriftet.
Muttermilch ist wohl die gesündeste Nahrung für Neugeborene, da sind sich Experten einig. Trotzdem ist Stillen keineswegs selbstverständlich. Besonders Mütter von Frühchen haben oft Schwierigkeiten ihr Baby mit der eigenen Brustmilch zu versorgen. Bisher mussten die Frauen dann auf Milchpulver zurückgreifen, doch die bekommt vielen Babys nicht gut. Immer wieder kommt es zu schweren Darminfektionen und Verdauungsbeschwerden. Das weiß Birgit Mayer aus langjähriger Berufserfahrung. Daher war es ihr eine Herzensangelegenheit den namibischen Frauen eine Alternative zu eröffnen. Gemeinsam mit Professor Clarissa Pieper hat sie Namibias erste Muttermilchbank ins Leben gerufen und beweist damit, wie innovativ das Natürlichste der Welt sein kann.
Letztes Jahr im April hat Birgit Mayer die erste Muttermilch pasteurisiert. Sie lehnt über einer der Gefriertruhen. Auf dem Deckel liegt ein großes Notizbuch. Darin hält die Krankschwester die Geschichte der Brustmilchbank fest. In ordentlichen Reihen listet sie auf, wie viele Mütter schon Milch vorbeigebracht haben – 36 waren es bisher – und wie viele Babys davon profitiert haben: „Mindestens 100 Kinder im Staatskrankenhaus und nochmal 70 Kinder im Privatsektor“, erzählt Birgit Mayer stolz.
Birgit Mayer ist froh darüber, wie gut das Angebot der Brustmilchbank bisher angenommen wird.
„Da kommt die Schwester, die die Milch bringt“,
wird sie immer öfter auf ihren Touren durch Windhoeks Krankenhäuser begrüßt. Dennoch sind die ersten Reaktionen nicht immer positiv: Das eigene Baby mit Milch aus der Brust einer fremden Frau zu füttern – dagegen hätten frischgebackenen Mutter ab und zu Vorbehalte. Aber die erfahrene Krankenschwester sieht das pragmatisch. Mit guten Argumenten und viel Einfühlungsvermögen habe sie bisher jede Mama überzeugen können.
Dass sich die Muttermilchbank in die Räumlichkeiten der Mediklinik eingemietet hat, ist kein Zufall. Die Kühlkette der sensiblen Kost darf keinesfalls unterbrochen werden. „Wir brauchen immer Strom“, sagt Birgit Mayer. „Wenn der ausfällt, muss sichergestellt sein, dass ein Generator anspringt und die Gefriertruhen am Laufen hält.“ Diese Vorrausetzung hat die Mediklinik erfüllt. Außerdem hat der Ort noch weitere Vorteile. Zum Beispiel sind die Wege kurz. Birgit Mayer, die in der Klinik als Krankenschwester auf der Frühchen-Station arbeitet, nutzt ihre Mittagspause häufig, um neueingetroffene Milchreserven zu pasteurisieren. Dazu nutzt sie einen Pasteurisierer. Das Gerät – gestiftet von Erongo Med – erhitzt die Milch auf 63 Grad und kühlt sie dann schnell auf vier Grad herunter. „Das tötet alles ab. Dann wissen wir, dass mit der Milch alles in Ordnung ist“, erklärt Mayer. Anschließend wird die Milch tiefgefroren eingelagert.
Bei den Muttermilch-Spenden herrschen ähnlich strenge Sicherheitsvorkehrungen, wie bei Blutspenden. Mütter müssen sich vor der Spende auf HIV und Hepatitis testen lassen. Außerdem füllen sie ein sogenanntes Gesundheitsformular aus. „Darin werden unter anderen die Ernährung und Medikamenteneinnahme abgefragt“, erklärt die Krankenschwester. Kommt eine Mutter als Spenderin in Frage, bringt sie ihre überschüssige Milch tiefgefroren zu Schwester Birgit Mayer. Die verwahrt die weiße Flüssigkeit so lange bis sie gebraucht wird. Erst dann wird sie abgetaut, in sterile Flaschen gefüllt, pasteurisiert und erneut eingefroren. Bei jedem Pasteurisierungsvorgang wird anschließend eine Probe ins Labor geschickt und auf Verunreinigungen und Medikamentenrückstände getestet. „Wenn dabei was gefunden wird, dann müssen wir die ganze Einheit wegwerfen“, so Birgit Mayer.
Momentan wird die Milch nur an Frühchen abgegeben, die weniger als 1,5 Kilogramm wiegen. „Wenn wir irgendwann mehr Spendermilch zur Verfügung haben, würden wir das Maximalgewicht gerne erhöhen“, erklärt Mayer. Momentan können sich Frauen, die zu wenig Milch produzieren, noch nicht direkt an die Brustmilchbank wenden. Die Verteilung läuft aktuell ausschließlich über die Krankenhäuser.
Die Brustmilchbank ist eine gemeinnützige Organisation, die sich ausschließlich durch Spenden und Sponsoren finanziert. „Unsere großen Sponsoren sind Erongo Med und Ohlthaver & List, ohne die könnten wir das gar nicht machen“, sagt Mayer. Finanziell stehe die Muttermilchbank zwar aktuell noch auf wackeligen Beinen, sagt die Krankenschwester, aber das hält sie nicht davon ab, Pläne für die Zukunft zu machen. Ein langfristiges Ziel seien „Satellit-Banken“, also Filialen der Windhoeker Muttermilchbank im ganzen Land, um die riskanten Transportwege zu verkürzen. „Aber das ist noch ferne Zukunftsmusik“, winkt Birgit Mayer ab und lacht.
Jeder Tropfen zählt
Mütter, die Milch spenden möchten, können sich an Birgit Mayer unter 0 81 129 2641 wenden. Weitere Informationen finden sich online unter www.nbmb.com.na.
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Allgemeine Zeitung
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