Weiteres Rudel schlägt zu
Von Dirk Heinrich
Windhoek/Palmwag
Die Nachricht verbreitete sich im kommunalen Hegegebiet Torra am Mittwochmorgen sehr schnell. Ein anscheinend sechsköpfiges Löwenrudel hatte in der Gegend von Palmpos südlich von Palmwag drei Rinder gerissen. Auch Fritz Schenk, Betreiber der Palmwag-Lodge und -Konzession erreichte die Nachricht in Swakopmund. Er machte sich sofort auf den Weg zurück nach Palmwag, um Schlimmeres zu verhindern, da die aufgebrachten Kommunalfarmer alle Löwen töten wollten. „Wir haben die ganze Nacht angesessen, aber die Löwen kamen nicht zurück. Wir werden auch heute Nacht wieder ansitzen, um die Löwen zu betäuben, einen mit einem GPS-Satelliten-Peilsender auszurüsten und die Raubkatzen in der Palmwag-Konzession auszusetzen“, sagte gestern Morgen der ehemalige Naturschutzbeamte, der im Etoscha-Nationalpark oft mit Löwenproblemen zu tun hatte.
Neben Schenk und seinem Sohn Fritz Junior sowie Angestellten der Palmwag Lodge waren auch der Tierarzt Dr. Axel Hartmann vom SRT (Save the Rhino Trust) mit von der Partie sowie freiwillige Helfer von AfriCat Nord. Fast alle Personen waren am vergangenen Freitag bei dem von Schenk einberufenen Treffen zum Thema Löwenkonflikte in der Palmwag-Lodge zugegen (AZ berichtete) und hatten ihre Unterstützung zugesagt. Generell war beschlossen worden, den Löwenbestand zu reduzieren, aber zahlreichen Organisationen und Privatunternehmen zufolge soll dies wissenschaftlich geschehen. Die Kommunalfarmer dagegen wollen nur die Zahlen drastisch verringern, da sie darin die Lösung ihrer Probleme sehen.
Gestern Morgen machte sich Schenk mit einigen anderen wieder auf den Weg nach Slangpos, wo in den frühen Morgenstunden am vergangenen Samstag Löwen ein Rind gerissen hatten und daraufhin ein junger Mähnenlöwe getötet und eine Löwin mit Halsband angeschossen wurde (AZ berichtete). Zwei Nächte später schlugen die Löwen wieder zu und rissen zwei weitere Rinder von Jan Rhyn. Schenk konnte im Huab-Rivier unweit des Viehpostens Slangpos schließlich die angeschossene Löwin finden – sie war tot und fast aufgefressen gewesen. Allem Anschein nach war sie noch am vergangenen Samstag oder am Sonntag der Schusswunde erlegen. Es handelt sich nicht wie anfangs vermutet um die Löwin „Angela“ (Xpl-75), die mit einem Halsband mit Satellitenpeilsender im Rahmen des Desertlion-Projektes ausgerüstet worden war, sondern um eine andere Löwin des siebenköpfigen Rudels, die einen einfachen VHF-Peilsender am Halsband trug. Fritz Schenk hat das Halsband ab- und mitgenommen.
Im Augenblick wird die Hilfe für die Kommunalfamer von den jeweiligen Privatpersonen und -unternehmen aus eigener Tasche finanziert. „Es wäre gut, wenn wir Sponsoren für Satellitenpeilsender bekommen könnten, damit wir so viele Löwen wie möglich besendern und somit die Kommunalfarmer warnen können, wenn sich die Löwen ihren Krälen nähern und möglicherwiese eingreifen können“, sagte Schenk gestern auf Nachfrage. Ein GPS-Satelliten-Peilsender kostet 30000 Namibia-Dollar.
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Allgemeine Zeitung
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