Wenig Sorge im Fischerei-Streik
Von Erwin Leuschner,
Swakopmund/Walvis Bay
Zum ersten Mal seit Namibias Unabhängigkeit gibt es für die Arbeitsbedingungen von Hochseefischern eindeutige Richtlinien: Mit der gestrigen Unterzeichnung der Absichtserklärung (MoU) wurden Mindestlöhne, Arbeitsstunden und noch mehr festgelegt. Ob die aber mehr als streikenden 1000 Fischer, die seit Wochen bessere Löhne sowie die Zahlung für Überstundenarbeit fordern, wieder zurück zur Arbeit gehen werden, war gestern nicht in Erfahrung zu bringen.
„Dieser Streik ist illegal und wurde von keiner anerkannten Gewerkschaft gutgeheißen. Es liegt lediglich in den Händen der Fischer, die Arbeit wieder aufzunehmen“, sagte Bro-Mathew Shinguadja, Staatssekretär im Arbeitsministerium, gestern bei der Gelegenheit in Swakopmund. Er ergänzte und machte deutlich: „Wir sind aber (über die aktuelle Situation) nicht besorgt.“
Paulus Hango, Präsident der Gewerkschaft NASAWU (Namibia Seaman and Allied Workers Union), kritisierte dabei die Anforderungen der streikenden Fischer. „Die schießen sich selber in den Fuß“, sagte er. Denn: „Sie fordern Überzeitzahlungen, aber gewöhnlich bekommen Hochseefischer Kommission oder sogar Anteile für ihren Fang, der im Gegensatz zu den Überstunden deutlich mehr ist“, sagte er. Und: „Namibia ist das einzige Land weltweit, in dem Hochseefischer Überstundenvergütung fordern.“ Auch er zeigte sich nicht besorgt, da die streikenden Fischer nach seinen Angaben „nur 1,5 Prozent aller Angestellten“ in der Fischerei darstellen würden.
Die Verhandlungen für die Absichtserklärung haben laut Shinguadja im Oktober 2014 begonnen. Als Grund dafür nannte er die wesentlichen Voraussetzungen des Arbeitsgesetzes, die in der Fischerei nicht eingehalten worden seien. „Die Fischerei ist besonders, weil die Bedingungen im Gegensatz zu anderen Industrien völlig anders sind“, sagte er. Man habe sämtliche Firmen und Schiffe besucht und sich über die Bedingungen informiert und danach die Verhandlungen für einheitliche Regeln aufgenommen. Unter anderem haben Fischer nun das Recht, binnen 24 Stunden mindestens zehn Stunden zu ruhen.
Laut Medienberichten streiken mehr als 1000 Fischer in Walvis Bay und Lüderitzbucht, die bessere Arbeitsbedingungen sowie mehr Gehalt fordern. Der Streik habe vor rund zwei Wochen begonnen, die Arbeiter seien dazu von der „nichtanerkannten“ Gewerkschaft MMMC (Metal Mining, Maritime and Construction) aufgerufen worden. MMMC sei eine Schwestergesellschaft von NANLO (Namibia National Labor Organisation), dessen Präsident sei Evilastus Kaaronda.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
Zu diesem Artikel wurden keine Kommentare hinterlassen