Weniger Wachstum erwartet
Besonders schwer habe es die Rohstoffpreise und die Auslandsnachfrage getroffen. „Die globalen wirtschaftlichen Unsicherheiten wirken sich auf den namibischen Export und die Preise auf den Märkten aus. Vor allem Uran hat schwer gelitten und stand zuletzt bei unter 40 US-Dollar pro Pfund. Die meisten Uranminen machen somit Verluste“, erklärte kürzlich in Windhoek James Cumming, Leiter für Forschung bei der Finanzberater- und Börsenmaklerfirma Simonis Storm Securities. Seine Vorhersage für das Wachstum von Namibias Bruttoinlandprodukt (BIP) 2013 liegt bei 4,3 Prozent - das ist leicht unter der April-Prognose der Zentralbank von 4,4 Prozent. Auch der deutschsprachige Wirtschaftsexperte Klaus Schade hält ein langsameres Wirtschaftswachstum für möglich.
Die First National Bank Namibia (FNB) ist weniger zuversichtlich: Der Chef für Forschung und Entwicklung, Daniel Motinga, hat einer aktuellen Erklärung seine Juni-Prognose von 4,5 auf 3,9 Prozent nach unten korrigiert. „Ich glaube, die Wirtschaft ist im ersten Halbjahr 2013 um 2,8 Prozent gewachsen; die stärksten Impulse erwarte ich im zweiten Halbjahr“, erklärte Motinga schriftlich. Der Ökonom erwarte nur ein leicht verbessertes Wachstum im privaten Verbrauch/Konsum (von 8,0 Prozent im Jahr 2012 auf 8,3 Prozent in 2013). Zudem ist er der Ansicht, dass die Investitionsausgaben 2013 das Niveau des vergangenen Jahres nicht halten können.
Motinga ist sich aber sicher, dass die Uranbranche langsam aber sicher zulegt. „Langer Heinrich hat seine Produktion im zweiten Quartal 2013 im Vergleich zum ersten um 10,0 Prozent steigern können, trotz der niedrigen Preise aufgrund der Fukushima-Katastrophe“, erklärt der FNB-Ökonom. Ebenso erwarte der Wirtschaftsfachmann, dass die Landwirtschaft stark zur Konjunktur des Landes beitragen werde.
„In BIP-Zahlen gesehen hatte der Landwirtschaftssektor in der Tat im ersten Quartal dieses Jahres um rund 50 Prozent zugelegt. Die Farmer haben aufgrund der Dürre eine Vielzahl an Tieren verkauft und ihre Herden reduziert, aber eigentlich keinen wirklichen Wert generiert“, sagte Cumming im AZ-Gespräch. Er warnt vor den Folge dieser aggressiven Verkäufe und den darauffolgenden Auswirkungen der kommenden Monate - die Aktivitäten seien nicht nachhaltig.
Der leitende Mitarbeiter von Simonis Storm blickt jedoch relativ optimistisch ins kommende Jahr. „Die US-Wirtschaft scheint an Fahrt zu gewinnen, der Euroraum steht offenbar vor einer positiven Wende und China zeigt starkes - wenn auch etwas langsameres - Wachstum“, so Cumming, der daraus schlussfolgert, dass dies die Rohstoffpreise in die Höhe treiben und den Export Namibias anregen werde. „Außerdem gibt es große private und staatliche Entwicklungen im Baugewerbe“, erklärt wiederum Schade. Diese Bauaktivitäten sind laut Cumming eine Konstante der namibischen Wirtschaft, abgesehen von leichten Schwankungen.
Von Clemens von Alten, Windhoek
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Allgemeine Zeitung
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