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Wenn der Teamgeist individuelle Klasse schlägt

Die Hockey-Damen holen überraschend den Afrika-Cup im Hallenhockey. In einem dramatischen Finale gewann Namibia am Sonntag gegen Südafrika im Shoot-Out. Damit haben sie sich für die Weltmeisterschaft in Deutschland qualifiziert. Die Herren spielten ebenfalls ein hervorragendes Turnier, legten den Grundstein für ihre Finalniederlage jedoch bereits beim Auftaktspiel am Freitag.
Emanuel Hege
Den Tränen nahe umarmte Magy Mengo ihre jüngeren Mitspielerinnen, als ob sie sie nie wieder loslassen wollte. Nur Sekunden zuvor hatte die überragende namibische Torhüterin Petro Stoffberg das Finale der Afrikameisterschaft im Hallenhockey entschieden, indem sie den dritten Shoot-Out-Versuch der Südafrikanerinnen parierte. Nach dem Erfolg 2011 nun der zweite Titel und die zweite Qualifikation für die Hallenhockey-Weltmeisterschaft. Mengo, Kapitänin des Teams und überragende Spielerin des Turniers, war damals schon dabei: „2011 war ich noch eine der Jüngeren, jetzt bin ich die Erfahrene und ich bin so stolz. Unsere Mädels haben so viel Selbstbewusstsein gezeigt.“ Trainer Erwin Handura nominierte für das Turnier in Swakopmund ein Team mit einem Altersdurchschnitt von 21 Jahren. Der Finalgegner aus Südafrika, deren Damen teilweise auf professioneller Ebene Hockey spielen, hatte hingegen einen Altersschnitt von 27 Jahren - die perfekte Underdog-Geschichte. „Wir haben immer an uns geglaubt“, sagte Handura nach dem Spiel. „Wir haben alles für unser Land gegeben und jetzt fahren wir zum zweiten Mal zur WM.“

Doch Freud und Leid liegen auch im Sport eng beieinander. Während den Damen die Überraschung gelang, verloren die Herren das Finale denkbar knapp mit 1:2. Die Truppe von Trainer Trevor Cormack traf ebenfalls auf Südafrika und geriet früh in Rückstand. Auch eine überlegene zweite Halbzeit und der Anschlusstreffer durch den wertvollsten Spieler des Turniers, Brynn Cleak, war am Ende nicht genug. „Wir haben ein tolles Turnier gespielt, aber es ist natürlich schade, im Finale zu verlieren. Ich bin trotzdem sehr stolz auf die Mannschaft“, sagte Cormack über seine Spieler, denen die Enttäuschung nach dem Spiel ins Gesicht geschrieben war.

Der Weg zum Finale

Am Hallenhockey-Afrika-Cup im Swakopmunder Sportzentrum „The Dome“ nahmen am Wochenende drei Nationen teil. Diese machten nicht nur den Kontinentaltitel unter sich aus, sie kämpften zudem um die Qualifikation für die Weltmeisterschaft 2018 in Berlin. Südafrika, bei den Damen und Herren als Favorit in das Turnier gestartet, Gastgeber Namibia und der krasse Außenseiter Simbabwe. Jedes Team spielte zweimal gegen jeden Gegner, ehe die jeweils zwei besten Herren- und Damenteams am Sonntag die Endspiele austrugen.

Die namibischen Damen verloren ihr Auftaktspiel am Freitag gegen Südafrika nach einem 1:1-Pausenstand noch mit 1:4. Ein Schock für Mengo, die sich ein engeres Ergebnis zum Einstieg gewünscht hatte: „In der zweiten Halbzeit haben wir uns kurz nicht konzentriert. Das war der Moment, als wir das Spiel aus der Hand gegeben haben.“ Auch das zweite Spiel gegen die Kaprepublik am Samstag ging verloren. Diesmal sogar mit 0:7. Bei den Spielen gegen Simbabwe konnte die Handura-Truppe unterdessen glänzen, indem sie Freitag und Samstag jeweils einen 3:1-Sieg einfuhr.

Geheimtraining und Wende

Auch Südafrika gewann die Spiele gegen Simbabwe und somit zeichnete sich früh das erwartete Finale ab. Der Verlauf des entscheidenden Duells sprengte allerdings alle Erwartungen. Nach den deutlichen Niederlagen in der Vorrunde zeigte das Team im Endspiel ein nicht gekanntes Selbstbewusstsein. Namibia nahm das Heft in die Hand, hatte über weite Strecken mehr Ballbesitz und verteidigte so, dass Südafrika oft nur durch lange unkontrollierte Bälle in die Gefahrenzone gelangen konnte.

Bereits in der zweiten Minute schoss Marcia Venter vor rund 200 Fans das 1:0 für Namibia. Südafrika war sichtlich geschockt von der breiten Brust der Gastgeberinnen, dank ihrer individuellen Klasse glichen sie jedoch aus und gingen sogar in Führung. Auf der anderen Seite verwandelte Gillian Hermanus einen Strafstoß zum 2:2-Halbzeitstand. Mitte der zweiten Hälfte folgte dann die erste Schwächephase der namibischen Hockeydamen und sieben Minuten vor dem Ende das 3:2 für Südafrika.

Am Abend vor dem Finale hatte Handura eine außerordentliche Trainingseinheit angeordnet. Um 21 Uhr und mit zwei Partien in den Beinen verpasste der Trainer seinen Damen den letzten Feinschliff. „Ich wollte noch einige Dinge loswerden und durchspielen“, erklärte Handura im Nachhinein diese ungewöhnliche Maßnahme. Die Frage, ob das Geheimtraining den Frauen letztlich das nötige Selbstbewusstsein gegeben hätte, konnte Handura in der Stunde des Triumphs nicht beantworten.

Verunsicherung war bei seinen Spielerinnen durch den Gegentreffer zum 2:3 ganz offensichtlich keine aufgekommen. Die Körpersprache signalisierte stattdessen Kampfbereitschaft und Siegeswillen. Marcia Venter schaffte mit ihrem zweiten Treffer der Partie das, was kaum einer für möglich gehalten hatte: 25 Sekunden vor dem Ende rettete sie Namibia mit dem 3:3-Ausgleich in den Shoot-Out. „Ich wollte nicht antreten und habe es unseren jüngeren Spielerinnen überlassen - sie waren so gut. Und Petro, sie ist einfach eine Weltklasse-Torhüterin“, staunte Mengo nach dem 2:1-Erfolg im Shoot-Out.

Unentschieden stärkt Namibia

Die Herren waren am Freitag besser in das Turnier gestartet. Nach 27 Minuten führte die Mannschaft um Kapitän Russel Bartlett mit 3:1 gegen Südafrika. Die Favoriten aus dem Süden gerieten daraufhin unter Druck und agierten nervös. Trotzdem gelang ihnen elf Minuten vor dem Ende der Anschlusstreffer und 20 Sekunden vor dem Abpfiff der Ausgleich zum 3:3. „Wir haben nicht erwartet, so gut zu starten“, sagte Bartlett nach dem Spiel, „aber es ist natürlich enttäuschend, so kurz vor Ende den Ausgleich zu kassieren.“ Der bittere Gegentreffer in der letzten Minute hatte jedoch noch ganz andere Auswirkungen. Anstatt das Momentum eines überraschenden Auftaktsieges auf die namibische Seite zu ziehen, gab das starke Comeback-Team den Südafrikanern die Selbstsicherheit, die sie am Ende zum Meister machte. Das Team von Coach Pierre le Roux zeigte nach dem schwachen Start kaum noch Unsicherheiten und dominierte im weiteren Verlauf das Turnier.

Im zweiten Spiel unterlag Namibia den Südafrikanern am Samstag deutlich mit 1:9. Gegen Simbabwe behielten die Hausherren indes mit 8:3 (Freitag) und 8:4 (Samstag) zweimal klar die Oberhand. „Wir haben unsere Chancen nicht genutzt und einen unglücklichen Gegentreffer erhalten“, resümierte Coach Cormack nach der 1:2-Finalniederlage, bei der Namibia jedoch auf Augenhöhe agierte. Cormack will positiv auf den bevorstehenden Afrika-Cup im Feldhockey blicken, um dort einen neuen Anlauf zu nehmen.

„Die Mannschaft ist heute über sich hinaus gewachsen“‚ sagte Marc Nel, Präsident des hiesigen Hockeyverbandes (NRU), nach dem packenden Damen-Finale. „Für die Vorbereitung auf die WM müssen wir nun neue Gespräche führen. Wir müssen die Sponsoren wieder ins Boot holen und wir hoffen, dass auch die Regierung erkennt, welche Bedeutung dieser Sport für das Land hat.“

Für die Damen geht es im August beim Afrika-Cup im Feldhockey ebenfalls raus auf den großen Platz. Im September starten sie dann ihre Vorbereitung auf die WM 2018 in Deutschland. Für eine Reihe von Testspielen wird man dann wohl wieder nach Südafrika fahren. Magy Mengo, die zur wertvollsten Spielerin des Turniers ernannt wurde, schwärmt von dem Potenzial ihrer jungen Mitspielerinnen und glaubt an eine erfolgreiche Zukunft dieses Teams. Die Medizinstudentin weiß, was die Qualifikation für die Nationalmannschaft bedeutet: „Jetzt geht die Arbeit erst richtig los.“

Emanuel Hege

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-24

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