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Wenn die Kondome tanzen
Wenn die Kondome tanzen

Wenn die Kondome tanzen

An der Deutschen Höheren Privatschule Windhoek hat das inzwischen Tradition: dass die Schüler unter der Leitung des Lehrerehepaars Christiane und Klaus Wiemann ihre eigenen Theaterstücke gestalten. Auch die jüngste Inszenierung der DHPS ist auf dem eigenen Mist der Schüler gewachsen - und gibt treffend Einblick in deren Welt.

Um erste Liebe geht es in "Unsere Welt" ("Our World"). Um Sex und Aufklärung, um Schwangerschaft und Kondome, Aids und Alkohol. Und darum, dass die Eltern und Lehrer zwar immer so aufgeklärt tun, aber sich ja oft doch nicht trauen, die Dinge beim Namen zu nennen. Das ist heute nicht viel anders als zu Frank Wedekinds Zeiten.

Die Auseinandersetzung mit dem Jahrhundertwendestück "Frühlingserwachen" soll einer der Momente gewesen sein, die einen Anstoß zu der Theaterinszenierung gegeben haben, die in der vergangenen Woche in der Aula der DHPS aufgeführt wurde. Zu Wedekinds Zeiten brachte noch der Storch die Kinder, und da konnte frau dann auch noch vom Nur-Im-Heu-Liegen schwanger werden. Heute hat sich daran nicht so viel geändert, finden die Schülerinnen und Schüler der DHPS. Trotz Sexualkunde-Unterricht ab der vierten Klasse.

Die Theater-AG persifliert in "Our World" mit vielen Szenen das Verhalten von Erwachsenen, wenn es um Aufklärungsfragen geht. Da demonstriert beispielsweise der Biologielehrer bei der Elternversammlung, wie im Schulunterricht mit Bananen der richtige Gebrauch von Kondomen geübt wird - und muss feststellen, dass sich ein Großteil der Mütter blamiert, weil sie selbst nicht wissen, wie man die Dinger hantiert. Im Rahmen der Aids-Aufklärungskampagnen werden die Verhüterli ständig propagiert - aber wehe, ein solches gerät in Mutterns Staubsauger, wenn sie bei Sohnemann unterm Bett reinemacht! "Du hast das doch nicht etwa benutzt?", will sie entgeistert wissen.

"Aber nein, nicht doch", beschwichtigt der 18-jährige Mark (Ashley Wheal) mit roten Ohren. Natürlich hat er es nicht benutzt. Deshalb ist seine Freundin ja nun auch schwanger. Und muss die Schule verlassen. Wie so etwas enden kann, war im vergangenen Jahr in den namibischen Tageszeitungen zu lesen, als eine 17-jährige schwangere Schülerin in Windhoek von ihrem Freund ermordet wurde, weil der die Konsequenzen der Schwangerschaft und Schulentlassung fürchtete. Eine tragische Begebenheit, die die Theater-AG in "Our World" verarbeitet hat. "Wir wollten unser Stück aber zu einem glücklicheren Ende kommen lassen", sagt Klaus Wiemann. Nur trotzdem die Frage aufwerfen, wem es eigentlich nützt, wenn ein schwangeres Mädchen die Schule verlassen muss.

"Our World" zeigt die Welt der Jugend aus der Perspektive der DHPS-Schülerinnen und Schüler. Die Fragen und Probleme, mit denen sie sich herumplagen, die Dinge, die ihnen wichtig sind: Skaten, etwa. Tanzen und Party machen. Die erste Verabredung. "Wir sind am Start und die Welt ist groß", rappen die Kids in Anlehnung an den Song von Absolute Beginners. "Wir ham kein Ziel, aber wir fahr'n los". Und die Eltern und Lehrer haben einfach so überhaupt keine Ahnung.

"Der Ernst des Lebens lauert ständig hinter jeder Ecke, und Ihr verpennt das Wochenende unter Eurer Decke", kontern die Lehrer in ihrem Song (getextet von Irmtraud Koch). Und der Frust der Erwachsenen ob der Planlosigkeit der Jugend ist genauso gut nachzuvollziehen.

Gesang und Tanz waren auch dieses Mal wieder Teil des Theaterschauspiels an der DHPS. Wer die bisherigen Inszenierungen unter Leitung des Wiemann-Duos gesehen hat, mochte anfangs vielleicht ein wenig enttäuscht gewesen sein von "Our World". Nicht so stark durchstrukturiert schien dieses Stück. Der sonst übliche Wortwitz schien zu fehlen, wurde ersetzt durch viel Volkstheater-Komik. Tabubruch schön und gut, aber wenn Kondome über die Bühne tanzen, fünf Minuten dem Einkauf von Tampons gewidmet werden und Jungs an der Pinkelrinne eine Choreographie ausführen, ist das nur begrenzt lustig. Jedenfalls aus der Perspektive von Nicht-mehr-Pubertierenden.

Die Schülerinnen und Schüler jedenfalls, um deren Welt es hier ging, hatten sichtlich ihren Spaß an der Inszenierung. Das Stück ließ denn auch viel Freiraum zur Kreativität, belegten doch viele der Akteure zwei, drei oder mehr Rollen.

Tanya Detering wie immer voller Elan - mal als genüsslich ihr Knoblauchbrot mampfende Lehrerin, dann wieder als übereifriger Sicherheitsbeamter oder schwerhöriger Opa Eduard, der immer nur Bahnhof versteht. Patrick Reissner war köstlich als beflissener und etwas weltfremder Biologielehrer in den Hochwasser-Hosen. Und Mona Tjingaete, die schon in der "Sommernachtstraum"-Inszenierung der DHPS durch ihr typisches Understatement-Schauspiel aufgefallen war, war dieses Mal wieder recht amüsant als Oma beim Friseur.

"Our World" war Theater von Jugendlichen für Jugendliche. Man muss es Christiane und Klaus Wiemann zugute halten, dass sie den Schülerinnen und Schülern ihre Welt gelassen haben. Auch wenn diese Welt - z.B. in Szenen, in denen arme, minderbemittelte Bürger vorkommen - noch sehr unbekümmert mit Klischees umgeht.

Die Schauspieler haben sich ihre Rollen selbst ausgesucht, selbst daran gefeilt, selbst die Themen auf den Tisch gebracht. Die aktuelle Drogenproblematik an Schulen gehörte ursprünglich auch dazu. Doch dafür war in dieser Version von "Unsere Welt" kein Platz, "denn das ist noch mal ein ganz anderes Thema", sagt Christiane Wiemann. Vielleicht eines für die nächste Theaterproduktion der DHPS.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-23

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