Wenn Frauen zu Freiwild werden
„Frauen sind berechtigt, eigene Entscheidungen zu treffen und sollten von ihren männlichen Partnern nicht allein deshalb ermordet werden, weil sie die Beziehung mit ihnen beendet haben“.
Dass eine derart selbstverständliche und damit überflüssige Feststellung gestern Teil einer Strafmaßverkündung wurde, zeigt zweierlei: Zum einen drückt sie eine rhetorische Kapitulation der Justiz aus, die der andauernden Gewalt an Frauen ebenso fassungs-, wie hilf-und sprachlos gegenübersteht. Zum anderen suggeriert die fast triviale Formulierung, wie sehr es vielen der patriarchalisch geprägten Männer in Namibia an Anstand, Respekt, Toleranz und Nächstenliebe fehlen muss, dass sich ein Richter zu einer derart banalen Belehrung genötigt sieht.
Wer als Richter zu einer solchen Floskel greift, der hat schon alles gesehen, der hat bereits sämtliche Adjektive erschöpft und endlos wiederholt, mit denen sich die oft als häusliche Gewalt verharmloste
Barbarei beschreiben lassen. Und der hat eingesehen, dass härtere Strafen keine Abschreckung für Männer darstellen, die ihre Lebenspartner als Eigentum betrachten, über das sie vermeintlich frei verfügen können.
Was also bleibt, wenn sich Männer, für die Gleichberechtigung ein Fremdwort und Gewalt ein legitimes Mittel der Konfliktlösung ist, durch Abschreckung nicht aufhalten lassen? Wenn im Wettrüsten der Vorschläge sogar Alkoholverbote, Gebetsstunden oder Selbstverteidigungskurse für Frauen empfohlen werden und Worte wie Todesstrafe, Kastration und Selbstjustiz fallen?
Vielleicht bleibt nur die Resignation. Und der hilflose Appell an ein Moralverständnis, das eigentlich selbstverständlich sein sollte.
Marc Springer
Dass eine derart selbstverständliche und damit überflüssige Feststellung gestern Teil einer Strafmaßverkündung wurde, zeigt zweierlei: Zum einen drückt sie eine rhetorische Kapitulation der Justiz aus, die der andauernden Gewalt an Frauen ebenso fassungs-, wie hilf-und sprachlos gegenübersteht. Zum anderen suggeriert die fast triviale Formulierung, wie sehr es vielen der patriarchalisch geprägten Männer in Namibia an Anstand, Respekt, Toleranz und Nächstenliebe fehlen muss, dass sich ein Richter zu einer derart banalen Belehrung genötigt sieht.
Wer als Richter zu einer solchen Floskel greift, der hat schon alles gesehen, der hat bereits sämtliche Adjektive erschöpft und endlos wiederholt, mit denen sich die oft als häusliche Gewalt verharmloste
Barbarei beschreiben lassen. Und der hat eingesehen, dass härtere Strafen keine Abschreckung für Männer darstellen, die ihre Lebenspartner als Eigentum betrachten, über das sie vermeintlich frei verfügen können.
Was also bleibt, wenn sich Männer, für die Gleichberechtigung ein Fremdwort und Gewalt ein legitimes Mittel der Konfliktlösung ist, durch Abschreckung nicht aufhalten lassen? Wenn im Wettrüsten der Vorschläge sogar Alkoholverbote, Gebetsstunden oder Selbstverteidigungskurse für Frauen empfohlen werden und Worte wie Todesstrafe, Kastration und Selbstjustiz fallen?
Vielleicht bleibt nur die Resignation. Und der hilflose Appell an ein Moralverständnis, das eigentlich selbstverständlich sein sollte.
Marc Springer
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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