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Wenn in der Wüste der Bär tobt

Wer seine Heimet kennt, kann sie lieben lernen. Wer sie liebt, will sie bewahren. 32 namibische Waisenkinder aus den beiden SOS-Kinderdörfern in Windhoek und Tsumeb erlebten vielleicht zum ersten Mal ihre Heimat im Kulala Tented Kamp in Soussusvlei.

"Springbocks, Springbock, Springbock." Ohrenbetäubender Lärm von acht Kids, die völlig aus dem Häuschen sind. Schließlich hatte Lou gesagt, dass der Teamgeist, das Anfeuern, das Zusammenhalten, während des Spiels letztlich immer den Sieger ausmache. Lou, das ist einer, der mitreißt, was nicht felsenfest in der Wüste steht. Er schreit, lacht, strahlt fast rund um sein braun gebranntes Gesicht, rennt von Team Oryx über die Springbocks und die Ostrichs hin zu den Jackals und wieder zurück. Der dunkelgrüne Safari-Hut klebt durch die schweißnassen Haare am Kopf fest . Lou spinne, sagen seine Kollegen. Prima, dann passt ja alles.


Lou Bergholz hat den Kopf voller Flausen und die besten Spiele im Koffer. Er arbeitet seit 15 Jahren mit Kindern zusammen, robbt mit ihnen durch nordamerikanischen Busch und baut schließlich aus nichts wie Holz und Stroh eine Hütte zum Übernachten. Der Vorgesetzte des quirligen Amerikaners heißt Paul Newman und ist Hollywood-Legende. Vor vielen Jahren gründete der "Hole in the wall", eine Organisation, die Natur für kranke Kinder erlebbar macht. Die Zusammenarbeit zwischen Newman und Wilderness Safaris ist durch einen Besuch des Schauspielers in Namibia vor zwei Jahren entstanden. "Newman überlegt dann nicht lange, sondern setzt seine Ideen schnell um und in Wilderness Safaris haben wir einen tollen Partner gefunden", erzählt Bergholz.


Die Idee hinter dem Projekt ist einfach:Kinder, die ihr eigenen Land aus finanziellen Gründen nicht bereisen können, sollen eine Chance bekommen, ihre Heimat wirklich kennzulernen. Entscheidend ist die behutsame und sanfte Form eines Tourismus, der viel weiter wirken soll als nur die vier Tage während des Camps. Hinzu kommt die Chance auf Ferien mit Kindern in einer schönen Umgebung. In Botswana gibt es bereits Wilderness Camps für Waisen oder kranke Kinder, in Namibia startete Children in the wilderness jetzt mit drei Gruppen " 32 Kinder, die für vier Tage im Kulala Tented Camp sind. Und die Waisenkinder treffen im Camp echte Vorbilder. Sunday Nelenge und Theo Shungu sind selbst im Waisenhaus groß geworden und sind heute erfolgreiche Manager in der Touristenbranche.


Und sie werden mit ganz neuen Herausforderungen konfrontiert:Bob Forbes, ebenfalls Tour-Guide, erzählte den Kindern, dass eine Oryx-Antilope auf dem Rücken braun und am Bauch weiß sei, auffallendes Merkmal seien die schwarz-weißen Streifen im Gesicht. "Wir haben dann die wohl einzige Albino-Oryx im südlichen Afrika getroffen und meine Glaubwürdigkeit sank von zehn auf null", erzählt Forbes schmunzelnd.


Für die Kinder wiegt wohl das Erlebnis, die Freude und der große Spaß den Wermutstropfen der kurzen Zeit und, dass sie wieder ins Waisenhaus müssen, auf. "Ich bin so glücklich, dass ich das sehen durfte. Ich wusste nicht, wie wunderschön mein Land ist", schwelgt die 16-jährige Sharon Smith in der Freude über ihr Erlebnis.


Dass die Tourguides ebenso viel Spaß haben wie die Kinder wird bei der Preisverleihung am letzten Tag im Camp deutlich. Jedes der 32 Mädchen und Junges bekommt einen Preis für eine besondere Leistung, die sich während den Aktivitäten herauskristallisiert hat:Dünen in Sousousvlei hinaufkriechen, die Berge erklimmen, in den Naturpools schwimmen und tauchen, bei der Talentshow am Abend tanzen, singen, erzählen, zuhören, jeden Tag lachen und sogar essen. Es gibt den "Besten Sanddünen-Kletterer-Preis", den "Delfin-Vogel-Preis" und den "Camp-Fleischesser-Preis" , den Immanuel bekommt. Der 13-jährige steht ganz betreten auf und marschiert zu Lou. Douw, Lloyd, Sunday, Theo und die anderen Tourguides stehen Spalier und skandieren " Manu, Manu, Manu". Jeden Kindernamen beleben sie mit Musik. Immanuel ist irritiert. Bei der Preisübergabe ist es dann um ihn geschehen, die Tränen kullern über sein Gesicht. Als Sunday ihn umarmt und ein bisschen kitzelt, muss er wieder kichern. Lachend weint er sich durch die vielen Umarmungen wieder zu seinem Platz auf dem Deck des Swimmingpools. Am Morgen hatte der kleine Kerl zwei Traumfänger gebastelt. Der kleine Traumfänger sei dafür, dass er im nächsten Jahr wieder kommen könne. Wofür der große ist, wollte er partout nicht verraten.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-23

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