Wenn manche Piepols kalt kriegen
Wir sind jetzt mos in der Jahreszeit der Wechselbäder. Gerade haste Dir ´was abgefroren, da schlägt die Temperatur auf Hitze um. Abgesehen von der Erfahrung der Trockenzeit, wenn auch am Tage die Luft noch kalt bleibt und damit im Lande der Braven weltbekannte Klarsicht herrscht. Ungetrübt und scharf rücken die Berge dann einfach näher. Und die Wintersonne scheint herrlich auf Buckel, Bast und Grind. Die Sonne is aber auch im Winter net nich zu unterschätzen. Das bringen Dir nich nur Strahlungsexperten bei, die anraten Kopf und Haut nich zu lange ungeschützt hinzuhalten.
Und gehste dann in den Schatten isses sofort kalt. Und war die Sonne am Nachmittag eben noch wohlig warm, kriecht die Kälte sommer xhou-xhou aus den Ecken, wenn der Tagesstern hinterm Berg versinkt. Gegen Kälte kannste Dich bekanntlich besser schützen als gegen Bullenhitze. Und der Nam-Winter steigert in kalt-klirrender Nacht auch noch den Glanz der Milchstraße, die ja ohnehin fast das ganze Jahr gut zu sehen is. Mittlerweile werden die Schmuckkästchen am Nachthimmel immer mehr beliebt und die Leut wollen mehr darüber wissen.
Als die Sonne im Westen kürzlich an einem kalten Abend in Klein Windhoek gerade hinter den Horizont eingetaucht war und die Dunkelheit sich noch nich richtig ausgebereitet hatte, fielen auf einem noch jungen Omumborongbonga-Baum plötzlich ein Haufen Piepols ins Auge. Wir kennen diese Federviecher als Mausvögel, genauer auf gut Deutsch gesagt, so bringt mir ein Piepolkenner bei, müssen die Weißrückenmausvögel heißen. „Aber ich hab´ bei denen noch keinen weißen Rücken gesehen“, motze ich. Die Piepolbenenner erkennen aber etwas Helles auf dem Rücken dieser Obst- und Pflanzenfresser, die gern frisch aus der Saat aufgegangene Blumenpflänzchen abzupfen, dass nix mehr übrig bleibt und sonstwas im Garten anstellen, um den Mensch bedonnert zu machen.
Zurück zur kalten Abenddämmerung in Ovenduka beim Omumborongbonga-Baum. Da verschmelzen die Piepols in der Baumkrone sowahr zu einem geometrisch exakt gefiederten Ball, also sie ballen sich gegen die Kälte zusammen, dass nach allen Seiten nur lange Schwanzfedern rausstecken. Und Vereinzelte überlegen noch, wie sich sich dem Federball angliedern können. Um das Zusammenwirken zu schildern, reicht auf Deutsch die Metapher des Balls aus. Aber auf Afrikaans kannste dem Piepolverhalten noch eins mehr abgewinnen: Hulle koek saam. Das kannste so nich net nich ins Deutsche, höchstens ins Wellblechdeutsch übertragen.
Zusammengeballt kann man der Kälte trotzen. Eigentlich ein feines Modell des Zusammenspiels, eine bedrohliche Nacht zu überstehen. Und ein Beispiel für den egoistischen Menschen, dass intelligentes und überlegtes Zusammenwirken wrachtach einen Unterschied macht und zu spürbarem Erfolg führt. Damit is jedoch nich gesagt, dass die pure Ansammlung und Versammlung von Menschen allein schon eine symbiotische Konstellation wäre. Da herrscht ein himmelweiter Unterschied zwischen Zusammenwirken auf ein Ziel hin oder formlose Vermassung.
Die Jahreszeit schreitet weiter voran, wie die staubigen Augustwinde, die Dornkätzchen am Swarthaak und diverse Veldfeuer es ansagen, derweil in Tsoaxhaobmund der kälteste Monat angebrochen is. Mensch und Tier im Inland müssen sich bei steigender Temparatur in diesem Jahr auf Schlimmeres vorbereiten, denn in der Metropole droht das Wasser auszugehen. Und sowahr, die Leut sparen einfach noch nich! Wasser- und Weidemangel verlangen gutes Disponieren.
Und unsere Milchfarmer kriegen noch schwer. Der Supermarkt bietet Sonderpreise an, Speschills, sagen die Leut. Aber der Sonderpreis hilft dem Melkstall einfach nich weiter, wenn es soviel Freiraum gibt, dass der Nachbar aus Südafrika ohne Widerspruch auf den kleinen Nam-Mark dumpen darf, bevor er die Milch in den Oranje schüttet.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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