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Wenn Schüler zweifeln, gilt: erst Beruf lernen, dann zum Studium

Das Jahr 2008 ist zur Hälfte vorbei, und für Schüler, die in wenigen Monaten ihren Abschluss machen wollen, drängt sich immer deutlicher die Frage auf: Was tun nach der Schule? Berufsausbildung, Studium oder erstmal auf dem Campingplatz in München rackern und Geld verdienen (freilich kombiniert mit hohem Spaßfaktor)? Die Antwort auf diese Frage hat Ulrich Lehmann, Studienberater an der Deutschen Höheren Privatschule (DHPS) Windhoek, sofort parat: "Wer sich nicht sicher ist, soll erstmal einen Beruf lernen", sagt er.

Jugendliche, egal ob sie in der 10., 12. oder 13. Klasse sind, haben nur selten eine klare Vorstellung, wie ihr weiterer Karriereweg aussehen und wohin er führen soll. Eine Berufsausbildung ist deshalb ein guter Kompromiss, weil sie die Jugendlichen mindestens zwei Jahre Zeit und damit an Reife für die Entscheidung über den künftigen Lebensweg gewinnen, dabei schon ihr erstes Geld verdienen und zudem danach bereits einen Berufsabschluss in der Tasche haben. Danach habe man ein "klareres Bild" über die Zukunft, meint Lehmann. An seiner Schule sieht es statistisch so aus, dass zwei Drittel aller Abgänger nach der Schule oder einer Berufsausbildung ein Studium aufnehmen, bei den Abiturienten sind es fast alle Abgänger, die ihren Weg an einer Hochschule fortsetzen.

Um den Jugendlichen bei ihrer Entscheidung zu helfen, hat die DHPS ein spezielles Programm aufgelegt. Außerdem kommen Vertreter von verschiedenen Hochschulen aus Namibia, Südafrika und auch Deutschland regelmäßig an die DHPS, um über das Studium an ihren Einrichtungen zu informieren. Die Fachhochschule (Polytechnic) richtet zudem jedes Jahr einen Karriere-Tag aus. "Wichtig ist, dass auch die Eltern einbezogen werden", weiß DHPS-Studienberaterin Vera Gretschel. Deshalb würden die Hochschulen auch Abendveranstaltungen anbieten. Gretschel meint: "Etwa 25 Prozent der Schüler wissen zu Beginn der 11. Klasse, was sie machen wollen - bei denen sehen die Leistungen und Noten in den letzten Schuljahren dann auch viel besser aus."

Eine gute Möglichkeit, sich hautnah ganz über Berufsinhalte zu informieren, ist das Betriebspraktikum. Dieses ist für DHPS-Schüler der 9. Klasse Pflicht (1 Woche), die Experten empfehlen aber ein weiteres Praktikum in der 11. Klasse (während der Ferien). "Wegen der Reife", erläutert Berufsberater Lehmann, allerdings: "Das machen leider viel zu wenige." Dabei hilft ein zwei- bis dreiwöchiges Betriebspraktikum beim Entscheidungsprozess für Beruf & Karriere den jungen Menschen viel mehr, als die Ferien auf der Farm oder am Strand zu vergammeln.

Die DHPS dient als "Sprungbrett" fürs Studium. Voraussetzung dafür sind die Abschlüsse NSSC (Namibian Senior Secondary Certificate, Nachfolger des HIGCSE, wird in Namibia und Südafrika akzeptiert) und das deutsche Abitur bzw. ab 2009 (erster Jahrgang) die Deutsche Internationale Abiturprüfung (DIAP). Etwa 80% der Abgänger gehen laut DHPS-Statistik zum Studium nach Südafrika, ca. fünf Prozent zur namibischen Universität (UNAM) und der Rest in andere Länder der Welt, führt er aus. Noch heute herrschen Unwissen und Unsicherheit bei Eltern und Schülern über die Studienmöglichkeiten - deshalb an dieser Stelle eine kurze Zusammenfassung.

Studieren in Südafrika: Direkte Anfragen an die Hochschulen im Nachbarland sollten stets an das Büro für internationale Studenten der jeweiligen Universität gerichtet werden. Das NSSC der DHPS ist in Südafrika anerkannt, da an der DHPS alle für die Zulassung notwendigen Fächer auf dem so genannten higher level unterrichtet und abgeschlossen werden. Bei der Zulassung zu südafrikanischen Universitäten steht das DIAP bzw. Abitur dem NSSC in keiner Weise nach; es wird bei der Zulassung zu einigen Fachbereichen sogar über dem NSSC bewertet.

Wer einen deutschen Pass hat, zahlt geschätzte N$ 70000 Studiengebühren pro Jahr und somit einen ca. dreimal so hohen Betrag wie ein Student mit einem namibischen Pass (Status: SADC-Student). Für Studenten mit Daueraufenthaltsgenehmigung (permanent residence) variieren die Gebühren von Hochschule zu Hochschule.

In Südafrika liegt die Ausländerquote pro Jahr bei ca. 72000 Studenten (im Vergleich zu 2007 gleich bleibend), die mit etwa 48000 nie ausgeschöpft wird. Universitäten in Kapstadt oder Stellenbosch sind sehr beliebt und deshalb schnell "besetzt". Die Auswahl erfolgt nach Noten und mittels Eignungstests, auch der Bewerbungszeitpunkt wird berücksichtigt. An anderen Hochschulen (z.B. in Bloemfontein, East London, Port Elisabeth, Pretoria) gibt es stets freie Plätze. "Die Kapregion ist sehr beliebt - wer sich also nur darauf konzentriert, muss deshalb mit Absagen rechnen", sagt Gretschel, die dazu rät, für das Studium auch andere Hochschulen bzw. Standorte in Betracht zu ziehen. Die Hochschulen in Südafrika akzeptieren das Englisch-Niveau der DHPS-Abgänger, auch der Abiturienten. "Das Englisch im DIAP ist laut Aussagen von allen betroffenen Behörden mehr als ausreichend für das Studium, die Angst der Eltern ist also unbegründet", erklärt DHPS-Verwaltungsleiter Johannes Barabas.

Studieren im deutschsprachigen Raum: Mit DIAP hat man die Zugangsberechtigung für alle Hochschulen in Deutschland, Österreich, Liechtenstein, Luxemburg und der Schweiz (im Übrigen zu allen Hochschulen in Europa, den USA und in Australien). Wer mit DIAP in Deutschland studiert, hat geschätzte Kosten (Gebühren, Unterkunft usw.) von N$ 150000 pro Studienjahr.
Studienbewerber in Deutschland mit dem NSSC - der den Abschluss des Deutschen Sprachdiploms II (C1-Prüfung) einschließt, weil dieses Teil des Pflichtlehrstoffs an der DHPS ist - haben folgende Möglichkeiten: 1. Sie können ein Jahr an der UNAM oder in Südafrika studieren und sich somit die Zugangsberechtigung für Deutschland erwerben - die Fakultät darf dann aber nicht gewechselt werden. Kosten (inkl. Kurse und Unterkunft): geschätzte N$ 70000. 2. Sie können einen verpflichtenden, einjährigen Vorbereitungskurs beim Studienkolleg in Deutschland belegen und sind dann für die deutschen Hochschulen zulassungsberechtigt. Kosten (inkl. Unterkunft): geschätzte N$ 150000. Wer also mit dem DIAP in der Tasche studieren will, spart nicht nur ein Jahr Zeit, sondern auch Geld und eröffnet sich eine breite, internationale Auswahl der Hochschulen.

Eine weitere Finanzierungsmöglichkeit für ein Studium in Deutschland ist das Stipendium, wie es z.B. von Bayer, BMW, Mercedes, SAP und Siemens angeboten wird. "Die Unternehmen sind noch nie so gezielt an die Schulen herangetreten wie jetzt - wegen der Zweisprachigkeit suchen sie gezielt nach Abgängern von Auslandsschulen", erklärt Barabas. Und er hat noch einen Tipp: Studieren in Österreich wird immer attraktiver, weil Gebühren und Lebenshaltungskosten weit unter denen in Deutschland liegen.

Weitere Informationen: Rund ums Studium informieren an der DHPS Vera Gretschel (Studienberaterin), Tel. 061-373132 und Ulrich Lehmann (Studienberater für Deutschland), Tel. 061-373124. Info- und Recherchetipp im Internet - Studium in Südafrika: www.hesa-enrol.ac.za/mb/abus.htm, Studium in Deutschland: www.studieren.de/ und www.studienwahl.de und www.daad.de; Berufsbilder bzw. -beschreibungen (aus deutscher Perspektive): www.infobub.arbeitsagentur.de/kurs/index.jsp

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-25

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