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Wenn Teddies kunstvoll Kritik üben

Drei Jahre hatten namibische Künstler warten müssen, um endlich wieder den größten Kunstevent des Landes - und damit auch sich selbst - feiern zu können: Nachdem die Standard Bank nach über 20-jähriger Tradition das Sponsorship für den landesweiten Kunstwettbewerb an Bank Windhoek abgegeben hatte, wurde aus der Biennale eine Triennale. "Wir haben ein Jahr verloren", bedauert etwa Erik Schnack. Mitgemacht hat der Mixed-Media-Künstler trotzdem wieder - und mit seiner Installation "Helping Hands" auch glatt den ersten Preis in der Kategorie "Dreidimensional" abgeräumt.

Zum ersten Mal dabei ist dagegen Graphiker Andrew Weir. Auch für ihn hat es sich gelohnt, denn seine witzigen, digital bearbeiteten Kopfbilder mit dem Titel "Brain Damage" wurden mit dem Hauptgewinn in der Kategorie "Digital" gekürt. In der letzten von drei Kategorien, "Zweidimensional", gewann Josia Shilongo mit seiner Pastell- und Kohlezeichnung "Modern Crucifixion". "Diese Zeichnung soll meine negativen Gefühle und die vieler anderer Menschen aus meiner Umgebung wiederspiegeln", erklärte er. "Der Begriff der Kreuzigung dient dabei als Metapher für den Druck und die Ängste, die viele Menschen hier verspüren, vor allem die Angst vor der Wahrheit."

Auch andere Künstler haben sich mit kritischen Themen wie Armut und der allgemeinen Verunsicherung vieler Menschen auseinandergesetzt. Als besonders originell fällt da die Teddy-Bär-Installation von Felicia Swartz ins Auge. Die junge Künstlerin hat ein paar Dutzend Spielzeugbären aus Abfallpapier und Plastik gebastelt, jedem Teddy hängt ein kleines Kärtchen um den Hals. "A gift of a different kind" (ein etwas anderes Geschenk) steht darauf, und jede Karte enthält eine andere Definition von Armut. Swartz machte den zweiten Platz bei den dreidimensionalen Werken mit dieser außergewöhnlichen Installation. Kollege Jost Kirsten dagegen, zuletzt Hauptgewinner der Standard Bank Biennale, musste für seine ästhetische Dolfholz-Skulptur mit dem dritten Platz vorlieb nehmen.

Gar nicht freuen mochte sich Fotografin Helga Kohl für ihren zweiten und dritten Platz in der Kategorie "Digital". "Meine klassische Fotografie in die Kategorie Digital zu stecken!", empört sich die Künstlerin, die im Gegensatz zu vielen namibischen Kollegen nicht auf Digital-Kamera umgestiegen ist und die digitale Bearbeitung von Fotos als "Mogelei" empfindet. "Die haben am Freitag die klassische Fotografie in Namibia begraben!", bedauert Kohl. Die Künstlerin hat mit ihren beiden Bildern "Together" und "Friendship" wieder zwei herausragende Architekturfotografien geschaffen. Sie fordert eine eigene Kategorie für klassische Fotografie - oder zumindest eine Beurteilung in der Sparte "Zweidimensional".

Wenig motivierend empfanden viele Künstler außerdem die Preisgelder in einer Gesamthöhe von knapp N$ 30.000. Mit den 6000 Dollar für einen ersten Preis seien noch nicht mal die Materialkosten für die eingereichten Arbeiten gedeckt. "In diesem Jahr gab es als ersten Preis der Braai-Kompetisie (Grillwettbewerb) in Gobabis 70 Tausend Namibia-Dollar", gibt eine Künstlerin zu bedenken. Bei einem Angelwettbewerb im Norden sei der Gewinner mit einem Motorboot im Gegenwert von 130 Tausend Dollar belohnt worden. "Ich gehe dann lieber mal fischen und brate mir nebenbei ein Steak", so das Fazit der Künstlerin, die sich aus persönlichen Gründen nicht an der Triennale beteiligt hatte.

Nichtsdestotrotz herrschte am Freitag im Gartencafé der Nationalgalerie ausgelassen festliche Stimmung. Die Verantwortlichen sprachen sich ihren gegenseitigen Respekt und Dank aus und betonten die Bedeutung dieser zwar noch in den Kinderschuhen steckenden, aber dennoch hoffnungstragenden Ausstellung. "Die Qualität der Veranstaltung, das hohe Engagement seiner Organisatoren, die Fähigkeiten der Jurymitglieder, die Rigorosität der Auswahl, das alles kündigt an, dass über kurz oder lang die Bank Windhoek Triennale einer der Haupttermine auf der Agenda der zeitgenössischen afrikanischen Kunst werden kann und auch in Sichtweite der internationalen Agenda rückt", wünschte sich etwa Chefjuror Prof. Yacouba Konaté. Neben ihm hielten auch Joseph Madisia, Direktor der Nationalgalerie, Chris Matthee, amtierender Hauptmanager der Bank Windhoek sowie Rev. Willem Konjore, Minister für Jugend, nationalen Service, Sport und Kultur eine Rede, die ebenfalls die allgegenwärtige Zufriedenheit mit der Ausstellung und der guten Zusammenarbeit sowie die Hoffnungen für die Zukunft zum Ausdruck brachten.

Die Ausstellung kann noch bis zum 21. Oktober in der National Art Gallery besichtigt werden.


Die Gewinner

Kategorie: Zweidimensional
Gewinner: Josia Shilongo - "Modern Crucifixion" (Kohle- und Pastellzeichnung)
2. Platz: Martin Bosman - "Mother" (Akryl auf Leinwand)
3. Platz: Anita Stein - "Lagunenberg" (Kohle und Bleistift auf Papier)

Kategorie: Dreidimensional
Gewinner: Erick Schnack - "Helping Hands" (Installation)
2. Platz: Felicia Swartz - "Gift of a different kind - Teddy Bears" (Installation)
3. Platz: Jost Kirsten - "Ruin" (Installation)

Kategorie: Digital
Gewinner: Andrew Weir - "Brain Damage" (Leinwand Druck - digital veränderte Bilder)
2. Platz: Helga Kohl - "Together" (Fotografie)
3. Platz: Helga Kohl - "Friendship" (Fotografie)

Special Award der Jury:
Trudie Dicks - "Lollipop Garden/Hawathia Lolly" (Druck)

Sonderauszeichnungen der Jury ("Honorable Mention"):
Mark Hoffman - "Very still Life" (Mixed Media)
Tony Figuera - "Huambo Statue" (Foto auf Leinwand)
John Nampala - "Be clean on 2010 World Cup" (Töpferei/Keramik)

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-23

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