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Wert für Tourismus höher als die Jäger-Gage
Wert für Tourismus höher als die Jäger-Gage

Wert für Tourismus höher als die Jäger-Gage

Betr.: Leserbrief „Sachliche Debatte zu Löwen nötig“ vom Berufsjagdverband NAPHA (AZ, 9. Oktober 2013) Dass die Trophäenjagd dazu beigetragen hat, dass unter anderem die Löwen einen kommerziellen Wert haben und daher vielleicht einen gewissen Schutz genießen, mag ein plausibles Argument sein. Gleichzeitig ist es ebenso wichtig zu vermerken, dass der kollektive kommerzielle Wert der Wüstenlöwen für die namibische Tourismusbranche finanziell wahrscheinlich lukrativer ist als die Gage des einzelnen Trophäenjägers. Abgesehen vom finanziellen Aspekt ist die Webseite von Dr. Flip Stander äußerst interessant und bestimmt von unschätzbarem Wert für das nationale, regionale und internationale naturbewusste Ansehen Namibias. Zwischen Januar und Mai 2013 wurde diese Webseite (www. desertlion.info) genau 20716 Mal weltweit von Interessenten aus 88 verschiedenen Ländern angeklickt. Nicht nur das interessante Verhalten der Wüstenlöwen wird hier dokumentiert, sondern auch die Vielfalt anderer Tierarten, die diese aride Wüs­te zu ihrer Heimat gemacht haben; letztlich wird hier auch die wunderschöne, unberührte Wüstenlandschaft Namibias zur Schau gestellt. Die Debatte in den Medien hat nichts mit der Personifizierung einzelner Tiere oder persönlicher Diffamierung der verantwortlichen Personen zu tun, sondern es sollte einzig und allein dem Schutz eines einmaligen und fragilen Wüstenhabitats und dessen einzigartiger Bewohner gelten. Die Tatsache, dass die Skelettküste und der kürzlich proklamierte Dorob-Park bis dato schwer oder gar nicht zugänglich waren, ist der Hauptgrund für diesen Urzustand der Natur. Im Gegenteil sind, bis auf einige zerstreute Einzelgänger, fast alle Wüstenbewohner in der nördlichen Verlängerung der Namibwüste, nämlich im südwestlichen Angola, inzwischen durch das menschliche Eingreifen total ausgerottet worden – auch der Wüstenlöwe. Obwohl das Töten der Welpen durch die Übernahme fremder, dominanter Löwenmännchen durchaus schon dokumentiert wurde, ist dies nicht die Regel und wurde bis heute nicht wissenschaftlich einwandfrei bewiesen. Wie dem auch sei, durch das Trophähenjagen eines dominaten Löwenmännchens, z.B. den Xpl-77, fördert man die Übernahme eines normadischen aber vieleicht auch schwächeren Löwenmännchens, welcher sonst nie ein dominanter Rudel-Löwe geworden wäre. Dieser neue Löwe könnte die Welpen des dominanten Vorgängers töten, und die nächste Generation (mit schwächeren Genen) würde wiederum das nachhaltige Überleben der Wüstenlöwen nicht schaffen. Wegen der imposanteren Trophäe wird leider meist das große, dominante Löwenmännchen als „Problemtier“ identifiziert und zum Abschuss freigegeben. Wie von Dr. Stander schon mehrfach betont, hat die Trophäenjagd von hauptsächlich dominanten Mähnenlöwen in den letzten Jahren ein unausgewogenes Geschlechtsverhältnis verursacht, mit folgendem beachtlich gestörtem Sozialverhalten der Wüstenlöwen und sehr zweifelhafter nachhaltiger Nutzung. Es ist erschütternd und sehr bedauernswert, dass die örtliche Bevölkerung so manch grausame Methode anwendet, um Löwen wahllos zu dezimieren. Gerade deswegen sollte man mit der Vergabe der Genehmigungen (wenn überhaupt) mehr Diskretion an den Tag legen. Mit soviel Know-how und Daten, die Dr. Stander täglich vorbereitet und sogar teilweise kostenlos ins Netz stellt, sollten die Genehmigungen mit mehr Details steckbrief­ähnlich ausgestellt werden. Just durch diesen Abschuss von Xpl-77 wurde die harte Arbeit von Dr. Stander sowie die sorgfältige Ermittlung und Aufstellung dieser Datei abrupt zunichte gemacht. Nichtsdestotrotz sollte jeder Berufsjäger immer noch eine gesunde und nüchterne Portion Zurückhaltung walten lassen, ohne sich hinter einem Stück Papier zu verschanzen. Mit einer vorher gründlich vorgenommenen Recherche, sei es im Internet oder durch die Befragung der lokalen Bevölkerung, wäre der internationale Aufschrei, der schamlose grobe Eingriff in die Wissenschaft und das Spießrutenlaufen der Verantwortlichen nicht passiert. Rolf Wehnert, Windhoek

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-16

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