Wettbewerbsfähigkeit hinkt hinterher
Ökonom: Internationale Weltbank- und WEF-Berichte sollen Namibia als Wegweiser dienen
Von Clemens von Alten, Windhoek
Wenn Namibia mit anderen Wirtschaftsmärkten dieser Welt und vor allem innerhalb der Region mithalten will, muss das Land mehr tun, um sein Potenzial zu entfalten. Das sagte am Donnerstag in Windhoek Ökonom Klaus Schade, der sich für das Institut für Öffentliche Politforschung (Institute for Public Policy Research, IPPR) im Detail damit befasst hatte, wie Namibia in den Berichten des Weltwirtschaftsforums (WEF) und der Weltbank abschneidet.
Namibia tritt auf der Stelle
Das Fazit ist ernüchternd: Sowohl im WEF-Bericht zur globalen Wettbewerbsfähigkeit (Global Competitiveness Report) als auch in dem Doing Business Report 2019 der Weltbank habe sich Namibia jeweils um einen Platz in der Rangliste verschlechtert. „Es ist sehr wichtig, dass Namibia in diesen Berichten gut abschneidet“, sagte IPPR-Direktor Graham Hopwood. „Doch es hat äußerst wenige Verbesserungen, möglicherweise sogar Verschlechterungen gegeben.“ Dem pflichtete Schade bei und ergänzte, dass diese Publikationen Namibia als „Wegweiser“ dienen sollten, zumal sich die Inhalte „mit den hiesigen Entwicklungszielen und Ambitionen decken“.
Im Wettbewerbsindex des Weltwirtschaftsforums hat sich Namibia von Platz 99 aus 135 Ländern im Vorjahr, auf Platz 100 aus inzwischen 140 Staaten verschlechtert. Zum Vergleich: Südafrika steht an 67. Stelle, Botswana auf Platz 90, Mauritius auf Platz 49 und die Seychellen auf Platz 74. „Die Region hat sich nicht wirklich verbessert und viele SADC-Länder sind etwas abgerutscht“, erklärte der Wirtschaftsexperte. „Namibia steht im afrikanischen Vergleich unterhalb der Sahara an sechster und auf dem gesamten Kontinent an zehnter Stelle, was die Wettbewerbsfähigkeit betrifft“, so Schade.
Wettbewerb im Fokus
Besonders Namibias Arbeitsmarkt (Besteuerung, Arbeitnehmerrechte usw.), Finanzsystem (notleidende Kredite, Versicherungsprämien usw.) und Institutionen (Eigentumsrechte, Pressefreiheit usw.) sollen recht gut abgeschnitten haben. Auch bei der Straßeninfrastruktur, der wirtschaftlichen Stabilität, der Transparenz des Staatshaushaltes und der richterlichen Unabhängigkeit habe das Land Pluspunkte gesammelt.
„Als klare Schwächen wurden vor allem beschränkte Marktgröße, die mangelnde Dynamik in der Wirtschaft, das verbesserungswürdige Gesundheitssystem sowie die unzureichende Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnologie (ICT) identifiziert“, erklärte Schade weiter und betonte vor allem die hohe Importrechnung Namibias, den Mangel an Innovation und die begrenzte Lebenserwartung der Namibier. Zudem hinke das Land bei sowohl der Elektrifizierungsrate als auch der Verwaltung von Land bzw. Grundbesitz hinterher. „Wir könnten uns in einer besseren Wirtschaftslage befinden, hätten wir uns bemüht, diese Bereiche zu verbessern“, unterstrich der Ökonom.
Geschäfte vereinfachen
Auch im sogenannten Doing Business Report 2019 der Weltbank, der die Leichtigkeit von geschäftlichen Aktivitäten verschiedener Länder bewertet, schneide Namibia bescheiden ab. „Wir belegen hier aus insgesamt 190 Ländern den 107. Platz und haben uns somit gegenüber dem Vorjahresbericht um eine Stellung verschlechtert“, erklärte Schade und betonte, dass sich Namibia unter den 16 SADC-Mitgliedsstaaten vom 4. auf den 7. Platz verschlechtert habe.
Denn nach Ansicht der Weltbank hat sich Namibia in nur drei Bereichen verbessert: bei der Vertragsdurchsetzung, bei der Ausstellung von Baugenehmigungen und bei der Grundbesitzregistrierung. In anderen Kategorien trete das Land auf der Stelle oder habe sich verschlechtert. „Die Leichtigkeit hat sich im vergangenen Jahrzehnt in Botswana, Namibia und Südafrika deutlich verschlechtert“, so der Ökonom. Es dauere in Namibia durchschnittlich 66 Tage, um ein Unternehmen zu gründen, womit das Land nach Meinung der Weltbank nur auf dem drittletzten Platz innerhalb der SADC-Region landet. „Der Zeitaufwand hat sich seit dem 2010-Bericht nicht verändert, obwohl wir eigens dafür eine Behörde (BIPA) geschaffen haben“, bemerkte Schade.
Potenzial entfalten
In seiner Präsentation unterstrich der Ökonom, dass administrative Änderungen und die Nutzung moderner Kommunikationstechnik bereits einen großen Unterscheid machen können: „Namibias Bewertung bei der Vertragsdurchsetzung hat sich aufgrund einfacher Reformen deutlich verbessert, wie durch die Einführung einer elektronischen Verwaltung (e-filing).“ Gerade Schüler und Jugendliche sollten auf den digitalen Wandel – die sogenannten vierte industrielle Revolution – besser vorbereitet werden.
Ferner erklärte Schade, dass die Regierung auch schleunigst die Beschlüsse der zweiten nationalen Landkonferenz umsetzen sollte, um Zugang zu städtischen Bauland zu ermöglichen. Auch müsse eine engere Koordination mit dem Privatsektor stattfinden, um Entwicklungs- und Wirtschaftsstrategien effektiver zu gestalten. „Indes werden auch Forschungs- und Entwicklungsinvestitionen benötigt, um die Innovationskraft zu fördern“, so der Wirtschaftsexperte.
Außerdem stehe der grenzüberschreitende Handel Namibias vor unnötigen Hürden: „Obwohl wir Mitglied der Zollunion SACU sind, variieren die Dokumentationsanforderungen stark“, erklärte Schade. Beispielsweise belaufe sich der Zeitaufwand namibischer Warenimporte im Schnitt auf drei Stunden, während der Exportvorgang 90 Stunden beanspruche. „Das schränkt nicht nur regionale Wertschöpfungsketten ein und dämpft das namibische Ziel, ein regionales Logistikzentrum zu werden, sondern beeinträchtigt auch die Wettbewerbsfähigkeit hiesiger Unternehmen“, sagte der Ökonom.
Wenn Namibia mit anderen Wirtschaftsmärkten dieser Welt und vor allem innerhalb der Region mithalten will, muss das Land mehr tun, um sein Potenzial zu entfalten. Das sagte am Donnerstag in Windhoek Ökonom Klaus Schade, der sich für das Institut für Öffentliche Politforschung (Institute for Public Policy Research, IPPR) im Detail damit befasst hatte, wie Namibia in den Berichten des Weltwirtschaftsforums (WEF) und der Weltbank abschneidet.
Namibia tritt auf der Stelle
Das Fazit ist ernüchternd: Sowohl im WEF-Bericht zur globalen Wettbewerbsfähigkeit (Global Competitiveness Report) als auch in dem Doing Business Report 2019 der Weltbank habe sich Namibia jeweils um einen Platz in der Rangliste verschlechtert. „Es ist sehr wichtig, dass Namibia in diesen Berichten gut abschneidet“, sagte IPPR-Direktor Graham Hopwood. „Doch es hat äußerst wenige Verbesserungen, möglicherweise sogar Verschlechterungen gegeben.“ Dem pflichtete Schade bei und ergänzte, dass diese Publikationen Namibia als „Wegweiser“ dienen sollten, zumal sich die Inhalte „mit den hiesigen Entwicklungszielen und Ambitionen decken“.
Im Wettbewerbsindex des Weltwirtschaftsforums hat sich Namibia von Platz 99 aus 135 Ländern im Vorjahr, auf Platz 100 aus inzwischen 140 Staaten verschlechtert. Zum Vergleich: Südafrika steht an 67. Stelle, Botswana auf Platz 90, Mauritius auf Platz 49 und die Seychellen auf Platz 74. „Die Region hat sich nicht wirklich verbessert und viele SADC-Länder sind etwas abgerutscht“, erklärte der Wirtschaftsexperte. „Namibia steht im afrikanischen Vergleich unterhalb der Sahara an sechster und auf dem gesamten Kontinent an zehnter Stelle, was die Wettbewerbsfähigkeit betrifft“, so Schade.
Wettbewerb im Fokus
Besonders Namibias Arbeitsmarkt (Besteuerung, Arbeitnehmerrechte usw.), Finanzsystem (notleidende Kredite, Versicherungsprämien usw.) und Institutionen (Eigentumsrechte, Pressefreiheit usw.) sollen recht gut abgeschnitten haben. Auch bei der Straßeninfrastruktur, der wirtschaftlichen Stabilität, der Transparenz des Staatshaushaltes und der richterlichen Unabhängigkeit habe das Land Pluspunkte gesammelt.
„Als klare Schwächen wurden vor allem beschränkte Marktgröße, die mangelnde Dynamik in der Wirtschaft, das verbesserungswürdige Gesundheitssystem sowie die unzureichende Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnologie (ICT) identifiziert“, erklärte Schade weiter und betonte vor allem die hohe Importrechnung Namibias, den Mangel an Innovation und die begrenzte Lebenserwartung der Namibier. Zudem hinke das Land bei sowohl der Elektrifizierungsrate als auch der Verwaltung von Land bzw. Grundbesitz hinterher. „Wir könnten uns in einer besseren Wirtschaftslage befinden, hätten wir uns bemüht, diese Bereiche zu verbessern“, unterstrich der Ökonom.
Geschäfte vereinfachen
Auch im sogenannten Doing Business Report 2019 der Weltbank, der die Leichtigkeit von geschäftlichen Aktivitäten verschiedener Länder bewertet, schneide Namibia bescheiden ab. „Wir belegen hier aus insgesamt 190 Ländern den 107. Platz und haben uns somit gegenüber dem Vorjahresbericht um eine Stellung verschlechtert“, erklärte Schade und betonte, dass sich Namibia unter den 16 SADC-Mitgliedsstaaten vom 4. auf den 7. Platz verschlechtert habe.
Denn nach Ansicht der Weltbank hat sich Namibia in nur drei Bereichen verbessert: bei der Vertragsdurchsetzung, bei der Ausstellung von Baugenehmigungen und bei der Grundbesitzregistrierung. In anderen Kategorien trete das Land auf der Stelle oder habe sich verschlechtert. „Die Leichtigkeit hat sich im vergangenen Jahrzehnt in Botswana, Namibia und Südafrika deutlich verschlechtert“, so der Ökonom. Es dauere in Namibia durchschnittlich 66 Tage, um ein Unternehmen zu gründen, womit das Land nach Meinung der Weltbank nur auf dem drittletzten Platz innerhalb der SADC-Region landet. „Der Zeitaufwand hat sich seit dem 2010-Bericht nicht verändert, obwohl wir eigens dafür eine Behörde (BIPA) geschaffen haben“, bemerkte Schade.
Potenzial entfalten
In seiner Präsentation unterstrich der Ökonom, dass administrative Änderungen und die Nutzung moderner Kommunikationstechnik bereits einen großen Unterscheid machen können: „Namibias Bewertung bei der Vertragsdurchsetzung hat sich aufgrund einfacher Reformen deutlich verbessert, wie durch die Einführung einer elektronischen Verwaltung (e-filing).“ Gerade Schüler und Jugendliche sollten auf den digitalen Wandel – die sogenannten vierte industrielle Revolution – besser vorbereitet werden.
Ferner erklärte Schade, dass die Regierung auch schleunigst die Beschlüsse der zweiten nationalen Landkonferenz umsetzen sollte, um Zugang zu städtischen Bauland zu ermöglichen. Auch müsse eine engere Koordination mit dem Privatsektor stattfinden, um Entwicklungs- und Wirtschaftsstrategien effektiver zu gestalten. „Indes werden auch Forschungs- und Entwicklungsinvestitionen benötigt, um die Innovationskraft zu fördern“, so der Wirtschaftsexperte.
Außerdem stehe der grenzüberschreitende Handel Namibias vor unnötigen Hürden: „Obwohl wir Mitglied der Zollunion SACU sind, variieren die Dokumentationsanforderungen stark“, erklärte Schade. Beispielsweise belaufe sich der Zeitaufwand namibischer Warenimporte im Schnitt auf drei Stunden, während der Exportvorgang 90 Stunden beanspruche. „Das schränkt nicht nur regionale Wertschöpfungsketten ein und dämpft das namibische Ziel, ein regionales Logistikzentrum zu werden, sondern beeinträchtigt auch die Wettbewerbsfähigkeit hiesiger Unternehmen“, sagte der Ökonom.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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