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Wettrennen um Effizienz

Namibische Studenten reisen zum Shell Eco-Marathon nach Pretoria
Clemens von Alten
Von Clemens von Alten

Windhoek/Pretoria

Wochenlang wurde der Prototyp der Namibia Eco Warriors auf einem verlassenen Grundstück in Windhoek getestet. „Kommende Woche müssen wir 9,6 Kilometer innerhalb von 25 Minuten zurücklegen können“, erklärte gestern James Haimbodi, der an der Namibischen Universität für Wissenschaft und Technik (NUST) Elektro- und Nachrichtentechnik studiert. Er, sechs weitere Studenten und ihr Studienleiter reisen am Mittwoch nach Pretoria. Dort startet am 25. Oktober der Shell Eco-Marathon Südafrika, bei dem junge Tüftler aus Afrika gegeneinander antreten, um sich auch für das große Finale in Europa zu qualifizieren. Die Schnelligkeit ist bei dem Wettbewerb eher zweitrangig – in erster Linie wird das energieeffizienteste Fahrwerk gesucht. Namibia ist zum ersten Mal dabei.



Effizienter Prototyp

Bei dem namibischen Prototyp handelt es sich um ein kniehohes, aerodynamisches Elektrofahrzeug, das mit einer 48-Volt-Batterie angetrieben wird. Das Gehäuse ist ein Geschenk der Universität von Johannesburg und dient dem NUST-Team als Steilvorlage zur Teilnahme. „Die gesamte Elektronik und Mechanik haben wir selbst entworfen und entwickelt“, sagte Haimbodi, der im AZ-Gespräch verriet, dass zum Beispiel alte Fahrradbremsen installiert wurden, während andere Bauteile maßgeschneidert werden mussten. Insgesamt bringe der Wagen 135 Kilogramm auf die Waage. „Es ist recht gemütlich“, sagte die auserkorene Fahrerin Sevelina Akawa, die elektrische Energietechnik an der NUST studiert. „Nur in der Sonne wird es in der kleinen Kabine etwas heiß, aber daran gewöhnt man sich.“

Für das Team aus Namibia war wichtig, Frauen auf dem Team zu haben: „Gerade die Ingenieurswelt scheint ein von Männern dominiertes Gewerbe zu sein und somit stand für uns von vornherein fest, dass wir auch Studentinnen auf dem Team haben werden“, fügte Haimbodi hinzu, der stolz ist, dass die Lenker in weiblichen Händen sind: „Damit wollen wir zeigen, dass sich Frauen unter den Männern durchaus behaupten können.“ Akawa freut sich indes, in Südafrika ihre Fahrkünste unter Beweis zu stellen. „Ein Führerschein habe ich zwar nicht, aber Fahren kann ich“, sagte die Ingenieursstudentin.



Von Theorie zur Praxis

„Das ist ein absoluter Höhepunkt für unsere Studenten“, erklärte Evert Strydom, NUST-Lektor in der Abteilung für Maschinenbau und Meerestechnik. „Dieser Wettbewerb bietet den Teilnehmern eine Gelegenheit, die gelernte Theorie unter Termindruck an einem echten Projekt mit echter Ausgabenplanung anzuwenden.“ Dem pflichtete der studierende James Haimbodi bei: „Die Theorie ist toll. Doch es ist eine ganz andere Erfahrung, das Gelernte in die Praxis umzusetzen und dabei Probleme zu lösen – das ist großartig.“ Dabei lobte der Dozent die Leistung und Zielstrebigkeit seines Teams. „Es ist harte Arbeit, ein komplettes Studium zu stemmen und gleichzeitig ein so intensives Projekt auf die Beine zu stellen“, sagte Strydom.

„Natürlich wollen wir sehr gerne gewinnen, doch auch wenn das nicht passiert, sind wir glücklich, solange wir nicht disqualifiziert werden“, meinte indes der berufstätige Ingenieur und NUST-Tutor, Fellemon Kaitungwa, der die Namibia Eco Warriors nach Südafrika begleiten wird. Denn dort wartet harte Konkurrenz auf die namibischen Teilnehmer. „Im vergangenen Jahr waren Länder wie Botswana, Nigeria, Sambia und Marokko vertreten“, so Haimbodi, der trotzdem vom ersten Platz träumt: „Das Siegerteam wird nämlich nach Italien eingeladen, um ein Werk des Luxuswagenherstellers Ferrari zu besuchen.“ Zudem können sich die Gewinner der ersten sechs Plätze auf Bargeldpreise freuen, während sich die Teams auf den ersten drei Plätzen für die Teilnahme am europäischen Finale qualifizieren.

Ganz egal wie sich die namibischen Studenten in Südafrika aber schlagen, die Ingenieursfakultät der NUST hat große Pläne: „Im kommenden Jahr hoffen wir 3D-Drucktechnologie in den Lehrplan aufzunehmen“, so Strydom, der hofft, dass die Studenten somit in der Lage wären, eigene Bauteile anzufertigen. „Wir könnten beispielsweise Kunststoffabfälle von der Windhoeker Mülldeponie wiederverwerten“, sagte der Ingenieursdozent.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-22

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