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Wie aus stachligen Früchten? ein edler Tropfen gewonnen wird

Was ist das? Es ist klar, schmeckt fruchtig, nicht zu süß, eignet sich zum Verzehr und das nicht nur nach einem schweren Essen?

Die Rede ist von Obstwasser oder Obstbrand, wie Schnaps sonst noch bezeichnet wird. Es ist jedoch nicht von einem x-beliebigen Schnaps die Rede, sondern von Kaktusfeigenschnaps aus Namibia.

Die Turksvy, wie die Frucht des Kaktusfeigengewächses hier genannt wird, stammt vermutlich aus Mexiko. Bei Berührung verankern sich feine, kaum sichtbare Stacheln fest in der Haut und lösen einen unangenehmen Juckreiz aus. Deshalb machen die meisten Leute einen großen Bogen um den stachligen Gesellen. Zu ihnen gehören allerdings nicht Eugen und Angelika Gehr.

Die beiden gebürtigen Badenser aus Eschbach im Markgräflerland waren seit 25 Jahren im Hotelfach tätig, bis sie im Jahr 2000 permanent nach Namibia zogen. Auf ihrer Farm Ousema Süd, bei Okahandja, betreiben sie seitdem Viehzucht. Doch die riesigen Flächen auf dem Farmgelände, auf denen sich die Turksvy-Gewächse ausgebreitet hatten, ließen Eugen Gehr keine Ruhe. "Irgend-etwas muss man doch noch daraus machen können", so der rührige Badenser. Kaktusfeigensaft und -marmelade hatten die beiden schnell mehr als genug in ihrer Vorratskammer. Nach einiger Überlegung kam der Gedanke, aus den Früchten Schnaps zu brennen.

Jedes Jahr ab Mai fangen diese an zu reifen. "Dann müssen wir schnell sein", so Angelika Gehr, "denn sonst sind die Paviane vor uns da." Ihnen scheinen die Stachelhärchen nichts auszumachen. Die Früchte werden geerntet, gewaschen und zerstampft - eingemaischt, wie es in der Fachsprache heißt. Anschließend wird Gärhefe zugesetzt. Je nachdem wie viel Sonneneinstrahlung die Früchte abbekommen haben, dauert der Gärprozess entsprechend länger, denn Sonne sorgt für den Fruchtzuckergehalt in der Frucht, der für die Gärung unentbehrlich ist. Das fertig Gegorene wird in einen großen Kessel geschöpft, der über einem Wasserbad erhitzt wird. Der Dampf des Suds schlägt sich an einer Kupferspirale nieder, kühlt aus und wird wieder in einen flüssigen Zustand versetzt. Der erste Destilliervorgang ist abschlossen. Beim Verdampfen allerdings trennt sich bereits "leichter" Alkohol vom "schweren" Alkohol. Letzterer fließt wieder zurück zum Gegorenen, wo er erneut vom Wasserbad erhitzt und in den Destilliervorgang eingebunden wird. Nachdem der Rohbrand abgeschlossen ist, wird dieser Vorgang wiederholt. Dies ist der so genannte Feinbrand, der nach einer Wiederholung zum Verbrauch in der Flasche landet.

Seit Juni haben Gehrs endlich eine Genehmigung für das kommerzielle Brennen vom Handelsministerium erhalten. Dies war eine langwierige Angelegenheit, da in Namibia zum ersten Mal eine Lizenz für Branntwein-Vertrieb beantragt wurde. Zwischenzeitlich war das Ehepaar auf der Suche nach geeigneten Flaschen, in die das schmackhafte Wässerchen nun gefüllt wird. Da Glasflaschen mit Schraubverschluss nicht in Namibia hergestellt werden, mussten Gehrs bis nach Südafrika fahren, wo sie letztendlich fündig wurden. Jetzt können sich Genießer und Schnapsdrosseln freuen, denn bald werden Spirituosenläden in Okahandja, Otjiwarongo, Windhoek und Swakopmund den fruchtigen Kaktusfeigenbrand und auch Kaktusfeigenlikör von Gehr in den Regalen führen.

Der Likör aus den stacheligen Früchten wird durch eine Mischung von Kaktusfeigensaft und -schnaps hergestellt. Er ist auf vielfältige Weise verwendbar, denn nicht nur pur, sondern als Beigabe für manchen Nachtisch, schmeckt er ganz hervorragend - leicht säuerlich und trotzdem fruchtig. Auch mit Sekt gemischt ist er wirklich nicht zu verachten.

Übrigens - das Wort Schnaps kommt aus der Niederdeutschen Sprache und ist verwandt mit dem Wort "schnappen", was sich darauf bezieht, dass der Schnaps meist in einem schnellen Schluck aus einem kleinen Glas getrunken wird - wohl bekomm's.

Mehr Informationen über den Kakutsfeigenschnaps bekommen Sie von Angelika und Eugen Gehr, Telefon: 067-306261

Info:

Die Kaktusfeige sind essbare Beerenfrüchte, die von so genannten Opuntia ficus indica stammen, die ihren Ursprung vermutlich in Mexiko hat. Die Frucht besitzt außer 7-10% Zucker noch weitere wertvolle Inhaltsstoffe wie Kalium, Kalzium, Magnesium und Phosphor. Außerdem sind in ihr Vitamine der B-Gruppe und ein verhältnismäßig hoher Gehalt an Vitamin C zu finden. Auch wird den Früchten eine Cholesterinspiegel senkende Wirkung zugeschrieben.

US-Forscher sollen festgestellt haben, dass der Verzehr von Kaktusfeigenextrakt, vor einem feucht-fröhlichen Abend, die Katersymptome am folgenden Morgen erheblich verringert.

Regelmäßiger Verzehr von Blüten des Feigenkaktus, soll den Harndrang und die Funktion von Blase und Prostata positiv beeinflussen. Über Umweg, nämlich mit Hilfe einer Laus, liefert der Feigenkaktus den roten Farbstoff Cochenille. Die so genannte Cochenille-Laus, die auf dem Kaktus lebt und sich von seinem Saft ernährt, ist der eigentliche Produzent des hochwertigen Karmin- oder Cochenillerot. Diesen Naturfarbstoff setzt die Industrie zum Färben von Textilien, Lebensmitteln, alkoholischen Getränken und Lippenstiften ein.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-15

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