Wieder Doppelmoral
Eine rein mitmenschliche Initiative hat die Namibische Landwirtschaftsunion, NAU/NLU, in Bedrängnis gebracht. Aus hiesigen Kreisen wurde angeregt, den bereits vertriebenen weißen Farmern Simbabwes und ihren zu Hunderttausenden verjagten schwarzen Arbeitern Hilfe anzubieten. Dazu haben Angestellte der NAU Adressen (von Spendenkontos - siehe Bericht auf Seite 3) verbreitet, woraus für die Notleidenden eine bescheidene Hilfe erwachsen könnte. Eine mitmenschliches Signal, eine Geste der Solidarität - mehr wird es aus dem ariden Namibia mit seinen eigenen verschuldeten Farmern wohl kaum werden.
Ein reiner Formfehler in der Kommunikation und Wahrnehmung ließ den Eindruck entstehen, dass die NAU formal eine solche Hilfsaktion gestartet habe. Dem ist nicht so, wie der durch Fragen arg bedrängte NAU-Präsident Jan de Wet gestern morgen landesweit vor den Radionachrichten einem Funkreporter wiederholt beteuerte.
Die eigentliche Frage zur Situation der Entrechteten in Simbabwe besteht in der Definition der Not und will näher erläutert werden. Zum zweiten Mal in jüngerer Ggeschichte erlebt Namibia eine bodenlose Heuchelei, wessen Not Anerkennung und daher "offizielle Hilfe" verdiene und wessen Bedrängnis "eigenes Verschulden" sei.
Nach dem Kollaps der ersten Einheitsregierung Angolas 1975 kamen zigtausende schwarze, weiße und Flüchtlinge gemischter Herkunft über die Grenze herein. Weil sie sich nun auf dem von Südafrika verwalteten Territorium befanden, verweigerte der Hohe Flüchtlingskommissar der UNO humanitären Beistand. Ihre Not war nach dem notorisch doppelten UN-Maßstab "politisch nicht korrekt", es war "keine" Not. Nur die südafrikanische Armee, die Zivilbevölkerung Namibias und das Internationale Rote Kreuz reichten den Angolanern die Hand.
Die Heimkehr namibischer Exilanten und Flüchtlinge im Rahmen des UN-Lösungsplans Namibias vollzog sich 1989 jedoch mit voller Unterstützung der UNO, der Kirchen und der südafrikanischen Verwaltung. Beistand war hier anerkannt und "politisch korrekt".
Der Umstand, dass die NAU sich jetzt winden muss, um in der rassistischen Menschenvertreibung Simbabwes nicht als "politisch inkorrekt" oder als parteilich aufzufallen, ist ein wahres Trauerspiel. Dabei geht es überhaupt nicht um die Frage, ob die namibische Farmervertretung im Kollektiv oder die Landwirte individuell Not lindern wollen oder sollen. Bezeichnend ist vielmehr, dass die politische Notlage Simbabwes als auch der unterwürfige Zivilgeist in Namibia die rein humanitäre Frage, wieviel, durch wen und wie dringend Hilfe für Vertriebene im Nachbarland zu leisten sei, zum Politikum machen.
Eine neue Ära der Doppelmoral ist angebrochen. Die namibische Regierung hat Hilfe für Opfer eines tansanischen Eisenbahnunglücks geschickt, aber sie wird niemals weißen oder schwarzen Opfern des Mugabe-Rassismus helfen. Und schon legt die Gesellschaft sich dieselbe politische Selbstzensur auf.
Für uns alle ein Armutszeugnis.
Ein reiner Formfehler in der Kommunikation und Wahrnehmung ließ den Eindruck entstehen, dass die NAU formal eine solche Hilfsaktion gestartet habe. Dem ist nicht so, wie der durch Fragen arg bedrängte NAU-Präsident Jan de Wet gestern morgen landesweit vor den Radionachrichten einem Funkreporter wiederholt beteuerte.
Die eigentliche Frage zur Situation der Entrechteten in Simbabwe besteht in der Definition der Not und will näher erläutert werden. Zum zweiten Mal in jüngerer Ggeschichte erlebt Namibia eine bodenlose Heuchelei, wessen Not Anerkennung und daher "offizielle Hilfe" verdiene und wessen Bedrängnis "eigenes Verschulden" sei.
Nach dem Kollaps der ersten Einheitsregierung Angolas 1975 kamen zigtausende schwarze, weiße und Flüchtlinge gemischter Herkunft über die Grenze herein. Weil sie sich nun auf dem von Südafrika verwalteten Territorium befanden, verweigerte der Hohe Flüchtlingskommissar der UNO humanitären Beistand. Ihre Not war nach dem notorisch doppelten UN-Maßstab "politisch nicht korrekt", es war "keine" Not. Nur die südafrikanische Armee, die Zivilbevölkerung Namibias und das Internationale Rote Kreuz reichten den Angolanern die Hand.
Die Heimkehr namibischer Exilanten und Flüchtlinge im Rahmen des UN-Lösungsplans Namibias vollzog sich 1989 jedoch mit voller Unterstützung der UNO, der Kirchen und der südafrikanischen Verwaltung. Beistand war hier anerkannt und "politisch korrekt".
Der Umstand, dass die NAU sich jetzt winden muss, um in der rassistischen Menschenvertreibung Simbabwes nicht als "politisch inkorrekt" oder als parteilich aufzufallen, ist ein wahres Trauerspiel. Dabei geht es überhaupt nicht um die Frage, ob die namibische Farmervertretung im Kollektiv oder die Landwirte individuell Not lindern wollen oder sollen. Bezeichnend ist vielmehr, dass die politische Notlage Simbabwes als auch der unterwürfige Zivilgeist in Namibia die rein humanitäre Frage, wieviel, durch wen und wie dringend Hilfe für Vertriebene im Nachbarland zu leisten sei, zum Politikum machen.
Eine neue Ära der Doppelmoral ist angebrochen. Die namibische Regierung hat Hilfe für Opfer eines tansanischen Eisenbahnunglücks geschickt, aber sie wird niemals weißen oder schwarzen Opfern des Mugabe-Rassismus helfen. Und schon legt die Gesellschaft sich dieselbe politische Selbstzensur auf.
Für uns alle ein Armutszeugnis.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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