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Wilde Seide aus der Kalahari: Aus einer Landplage wird eine Erfolgsgeschichte

Die Seidenkokons der Haarraupe Gonometa postica sind eine Landplage in der Kalahari. Jetzt aber soll die kommerzielle Nutzung der wilden Seide Abhilfe schaffen.

Die Raupe Gonometa postica verursacht jährlich das Sterben von Hunderten Rindern und Antilopen in der Kalahari. In Trockenjahren frisst das Wild und Vieh die Kokons der Raupe. Die klebrige Substanz, die den Kokon zusammenhält, kann es verdauen; die eigentliche Seide jedoch nicht. In den Mägen der Tiere verheddern sich die Fäden mit anderer aufgenommener Nahrung: das Resultat ist die Bildung von Bällchen aus unverdaulicher Seide und Pflanzenmaterial, die zu verklebten Mägen, Verstopfung und schließlich zum Tod führen.

1996 verendeten rund 20000 Springböcke im Süden Namibias. Sowohl kommerzielle als auch Kommunalfarmer erleiden jährlich schwere Verluste durch die Kokons der Haarraupe. Im Afrikaansen wird sie "Brandwurm? genannt wegen der Irritation, die das Haar der Raupe hinterlässt, wenn es mit der Haut von Menschen in Berührung kommt.

Für Farmer gab es bisher nur eine Lösung: Die Seidenbällchen operativ aus den Mägen der betroffenen Rinder zu operieren. Eine chemische Bekämpfung der Schädlinge hat sich als unpraktikabel erwiesen. Zum einen ist das Verbreitungsgebiet viel zu groß ist, zum anderen wäre eine solche Vorgehensweise mit hohen Kosten verbunden. Der dritte Faktor ist das Ökosystem: Der Mist der Raupe ist ein wichtiger Dünger für die Bäume und Büsche in der Kalahari, während die Eier und Larven der Gonometa postica eine Nahrungsquelle für rote Wespen und verschiedene Arten von Fliegen darstellen.

Wildseide-Experte Ian Cummings hat jedoch eine perfekte Lösung parat. Seit zwei Jahren lässt er die Kokons der Haarraupe ernten und verarbeitet sie zu Seide. Das Produkt nennt sich "Kalahari Wild Silk? und ist in bunten, flauschigen Tüchern und Schals zu haben.

Cummings hat seine Erfahrungen mit Seide in Madagaskar gesammelt. Dort wird seit Jahrhunderten wilde Seide produziert. Sie nimmt einen wichtigen Stellenwert im Leben der ländlichen Bevölkerung ein. So wickelt man beispielsweise Tote in Seidentücher, erzählt Cummings' Ehefrau Jenny. Das Ehepaar hat in Madagaskar und später auch in Südafrika jahrelang in der etablierten Seidenindustrie gearbeitet, Märkte erschlossen und die Einfärbung von wilder Seide initiiert.

Als Ian Cummings von dem Problem der Gonometa postica in der Kalahari erfuhr, siedelte er in den namibischen Südenort Leonardville um, wo Kalahari Wild Silk nun seinen Sitz hat.

Er habe drei Jahre in der Kalahari Nachforschungen betrieben, um herauszufinden, ob eine Nutzung der wilden Seide nachhaltig ist, sagt Cummings. Die Machbarkeitsstudie wurde von der kanadischen Firma Oxfam finanziert und vom namibischen Landwirtschaftsministerium unterstützt. Heute ist Cummings überzeugt: "Jeder Beteiligte in dieser Angelegenheit ist ein Gewinner.?

Rund 300 Farmarbeiter verdienen sich ein Nebeneinkommen mit dem Ernten der Seidenkokons. Nur Kokons, aus denen die Motten bereits geschlüpft sind, werden geerntet. Sieben Tonnen Rohseide hat Kalahari Wild Silk in zwei Jahren geerntet. "Ich schätze, dass momentan weitere 1000 Tonnen Kokons in der Kalahari herumliegen?, sagt Ian Cummings.

Im Oktober 2004 startete Kalahari Wild Silk mit dem Weben. Die Firma hat heute 18 Festangestellte. Bisher werden vor allem Schals und dekorative Tücher hergestellt. Die Ibenstein Weberei bei Dordabis hat ebenfalls mit der Verarbeitung der Seide begonnen. Bisher gibt es allerdings nur eine offizielle Verkaufsstelle für die Produkte von Kalahari Wild Silk: in der Design Gallery in der Maerua Mall von Windhoek. Cummings und seine Frau Jenny betreiben außerdem einen Stand auf dem Biomarkt, der jeden Samstag bei der Stephanuskirche in Windhoek stattfindet. Und dann gibt es noch eine Verkaufsstelle in Kapstadt.

Für Cummings ist klar, dass der nächste Schritt die umfassende Vermarktung von Kalahari Wild Silk wäre. Doch gerade zu diesem kritischen Zeitpunkt ist die Förderung des namibischen Landwirtschaftsministeriums zu einem Ende gekommen. Das Ministerium hatte im vergangenen Jahr die namibische Geschäftswelt aufgerufen, in das Großprojekt zu investieren. Der Aufruf stieß auf taube Ohren. "Die Seidenindustrie ist in Namibia noch gänzlich unbekannt?, sagt Jenny Cummings. "Mein Mann ist der Einzige, der sich damit auskennt.? Nun sucht das südafrikanische Ehepaar auf eigene Faust nach Investoren.

Eines steht für die Cummings fest: Sie wollen das Projekt nicht aufgeben. "Unsere Leidenschaft gehört der wilden Seide?, sagt Jenny Cummings. Kalahari Wild Silk schafft Arbeitsplätze im unterentwickelten Süden des Landes. Es erlöst die Farmer von einer Landplage. Und irgendwann wird es Profite abwerfen, die zu einem weiteren Ausbau dieser neuen Industrie führen können.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-23

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