Wilderer werden zum Farmerjoch
Zwischen vergangenem Donnerstag und Samstag haben Polizeireservisten, Farmer und Spurenleser, einmal mit und einmal ohne reguläre Polizei in zwei Fällen jeweils fünf Wilderer, bzw. illegale Fleischhändler gefasst und verhaftet. Vor allem Farmen an der Schotterpad zwischen Wilhelmstal und Omaruru sind betroffen. Der Farmer Sigi von Lüttwitz hat in diesem Jahr bereits zwölf Rinder verloren, darunter acht trächtige Kühe und vier junge Färsen. Sein jüngster Verlust in der vergangenen Woche waren drei trächtige Bonsmara-Kühe. Sein Jahresverlust für 2013 beläuft sich weit über 70000 N$. Er selbst war aktiv an den Fahndungen beteiligt, die am Donnerstagabend und dann wieder am Samstagabend zur Verhaftung der Wilderer und Schwarzschlächter geführt haben. „Landesweit ist der Wilddiebstahl und das Schwarzschlachten ein Joch auf dem Rücken der Farmer“, so von Lüttwitz gestern.
Aus der gleichen Nachbarschaft meldet Verwalter Christoph Mentrup von der RL-Farm, dass vom Wildbestand allein 2013 nachweislich bis 50 Tiere gewildert wurden, derweil noch eine unbestimmte Dunkelziffer hinzuzurechnen sei. Mentrup hat mehrfach Erfahrungen mit der Polizei gemacht, dass die angerufenen Kräfte entweder „kein Fahrzeug“ haben, oder, wenn die Polizei sich dennoch rausrufen lässt, dass die Kräfte lustlos auftreten und einen frischen Tatort der illegalen Wildschlächterei gar nicht untersuchen, wie er und sein Nachbar Gielie van Greunen belegen können.
Die Frage, ob der Polizeibefehl in Windhoek von der steigenden Kriminalität im Wilddiebstahl und des Vieh- und Fleischraubs Kenntnis genommen habe, hat Polizeisprecher Edwin Kanguatjivi gestern bejaht, er könne jedoch nicht angeben, in welchem Maße oder nach welchem Prozentsatz die Zunahme zu beziffern sei. Auf eine weitere Frage, ob der Polizeibefehl irgendetwas unternehme, das Lauffeuer der Fleischraubzüge einzudämmen, verwies er auf eine Aufforderung des obersten Polizeichefs, Generalinspektor Sebastian Ndeitunga. Zivilkräfte sollten sich mit Polizeireservisten verstärkt zu Patrouillen und Wachdiensten organisieren. Der Wilhelmstaler Farmer van Greunen bestätigt, dass freiwillige Kräfte und Reservisten derzeit die einzige effektive Abwehr gegen die Buschkriminalität sei. Er habe sich persönlich als Reservist beworben und wisse auch von anderen Farmern, die sich darum bemühten. Die Polizei beanspruche jedoch sehr viel Zeit, solche Anträge zu bearbeiten.
Noch ein betroffener Farmer, Adrian Lang, meldete gestern, dass seine Patrouillen über 100 Schlingen aufgelesen hätten. Sein Schaden an nachweislich gewilderten Tieren beläuft sich auf rund 90000 N$. Er fordert vom Gesetzgeber, dass den Farmern mehr aktive Handhabe zur Notwehr und zum Schutz von Wild, Vieh und Eigentum gewährt wird. Lang hat in der vergangenen Zeit halb verendeten Gemsböcken in Schlingen den Gnadenschuss verabreicht. „Zwei Oryx konnte ich jedoch aus den Schlingen befreien.“
Von Eberhard Hofmann,
Windhoek/Wilhelmstal
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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