Windhoek, wie geht's dir mit 18?
Witzig, jedoch ohne den ernsten Hintergrund zu überspielen, spielt Huebschle das Szenario durch: die Abweisung, als der Soldat auf den Unabhängigkeitsfeierlichkeiten nach seinem Befehlshaber Curt von Francois fragt, die Unsicherheit, als er mit einer Herero-Armee mitmarschiert und letztlich seine Einsicht, dass damals irgendetwas falsch gelaufen sein muss. Mit der namibischen Flagge am Gewehr, das eigentlich dem Kaiser gehört, klettert der Reiter zurück auf sein Pferd.
Nachdem das Wild Cinema Film Festival und "p.art.ners Berlin-Windhoek" zum Kurzfilmwettbewerb gerufen hatten, haben sich insgesamt 23 junge Filmemacher mit ihren Drehbüchern beworben. Die drei besten Ideen wurden mit je 50 Tausend Namibia-Dollar gefördert. Die Ergebnisse waren Mittwochabend für geladene Gäste im Studio 77 zu sehen. Erst beim nächsten Wild Cinema Windhoek International Film Festival im April 2009 soll die öffentliche Premiere stattfinden.
Das Thema: "18 Jahre in Windhoek". Es sollte Bezug nehmen auf das unabhängige Namibias, auf die Volljährigkeit der Hauptstadt Windhoek, 18 Jahre nach der Unabhängigkeitwerdung.
"Differences" von Joel Haikali ging komplett anders als Huebschle an das Thema heran. Drei Männer in einem Büro: ein Schwarzer, ein Weißer und ein Farbiger. Sie haben dieselbe Arbeit, die gleichen Ticks und das gleiche Privatleben. Und trotzdem halten sie sich für komplett unterschiedlich - aufgrund ihrer Hautfarben. Der satirische Kurzfilm stellt die heile Welt der Drei auf den Kopf, als jeder der Männer neben der Frau eines seiner Kollegen aufwacht. Natürlich war das nur ein böser Traum, stellen die drei am nächsten Morgen fest. "Differences" zeigt, dass die Klischees und Stereotypen über Namibias Volksgruppen auch 18 Jahre nach der Unabhängigkeit noch bestehen.
Den Rassismus behandelte auch - auf ganz andere Weise - der Kurzfilm "The Shop" von Perivi Katjavivi. Ein Lebensmittelgeschäft 1990, 1999 und 2008, und immer dieselbe rassistische Verkäuferin. Erst scheu, dann agressiv und zuletzt selbstbewusst begegnen ihr ihre schwarzen Besucher. Leider wurde bei diesem Film nicht wirklich deutlich, ob das "Let's work together!" des letzten Besuchers einen Sinneswandel bei der Verkaufsdame auslöst.
Ein Beitrag der besonderen Art war Mimbayi Serge Moyos "Infected Minds". Der Regisseur hatte seinen Film ohne jegliche Förderung realisiert und eingereicht, obwohl er im ersten Stadium des Wettbewerbs mit seinem Drehbuch nicht erfolgreich war. Auch hier ging es um den Rassismus, er trifft ein junges Paar, sie ist weiß, er schwarz, und die Familien beider haben damit ein großes Problem. Sehr schade, aber auch dem Mangel an Förderung geschuldet war, dass Moyo nicht mal hellhäutige Schauspieler für die Rollen seiner weißen Charaktere gefunden hatte; das führte zu Verständnisschwierigkeiten.
Sowohl das Publikum als auch die Jury hat Tim Huebschle mit seinem "Rider Without A Horse" überzeugt. Das Thema um das Reiterdenkmal, das im Moment viele namibische Gemüter bewegt, hat das Potenzial, auch die deutsche Jury bei der Berlinale zu interessieren. Denn nicht nur, dass Huebschle sich als Gewinn des Wettbewerbs über einen Besuch der Berliner Internationalen Filmfestspiele und die Teilnahme am Berlinale Talent Campus im kommenden Februar freuen darf. Er hofft auch darauf, dass die Festivalleitung seinen Film in der Kategorie "International Shorts" akzeptiert; es wäre wohl das erste Mal, dass ein namibischer Film im offiziellen Programm der Berlinale gezeigt wird.
Seit drei Jahren geisterte die Idee in Huebschles Kopf herum. "Dann hörte ich von dem Wettbewerb und irgendwie hat meine Idee ins Thema gepasst", sagt der 30-Jährige, der seit acht Jahren Filme macht. Seit Juli hat er an seinem Reiter gearbeitet, zweieinhalb Monate hat allein die Animation der Statue gedauert. Eines hat ihm dabei besonderen Antrieb gegeben. "Der Film ist eine Widmung an meinen Vater", sagt Huebschle. Als er das Drehbuch schrieb, war sein Vater gerade auf die Intensivstation gekommen und kurz darauf gestorben. Ab dem Moment war Tim klar, dass er den Film fertig machen muss, komme was wolle. "Es war das letzte Mal, dass ich meinen Vater hab lachen hören, als ich ihm von der Geschichte erzählt habe."
Nachdem das Wild Cinema Film Festival und "p.art.ners Berlin-Windhoek" zum Kurzfilmwettbewerb gerufen hatten, haben sich insgesamt 23 junge Filmemacher mit ihren Drehbüchern beworben. Die drei besten Ideen wurden mit je 50 Tausend Namibia-Dollar gefördert. Die Ergebnisse waren Mittwochabend für geladene Gäste im Studio 77 zu sehen. Erst beim nächsten Wild Cinema Windhoek International Film Festival im April 2009 soll die öffentliche Premiere stattfinden.
Das Thema: "18 Jahre in Windhoek". Es sollte Bezug nehmen auf das unabhängige Namibias, auf die Volljährigkeit der Hauptstadt Windhoek, 18 Jahre nach der Unabhängigkeitwerdung.
"Differences" von Joel Haikali ging komplett anders als Huebschle an das Thema heran. Drei Männer in einem Büro: ein Schwarzer, ein Weißer und ein Farbiger. Sie haben dieselbe Arbeit, die gleichen Ticks und das gleiche Privatleben. Und trotzdem halten sie sich für komplett unterschiedlich - aufgrund ihrer Hautfarben. Der satirische Kurzfilm stellt die heile Welt der Drei auf den Kopf, als jeder der Männer neben der Frau eines seiner Kollegen aufwacht. Natürlich war das nur ein böser Traum, stellen die drei am nächsten Morgen fest. "Differences" zeigt, dass die Klischees und Stereotypen über Namibias Volksgruppen auch 18 Jahre nach der Unabhängigkeit noch bestehen.
Den Rassismus behandelte auch - auf ganz andere Weise - der Kurzfilm "The Shop" von Perivi Katjavivi. Ein Lebensmittelgeschäft 1990, 1999 und 2008, und immer dieselbe rassistische Verkäuferin. Erst scheu, dann agressiv und zuletzt selbstbewusst begegnen ihr ihre schwarzen Besucher. Leider wurde bei diesem Film nicht wirklich deutlich, ob das "Let's work together!" des letzten Besuchers einen Sinneswandel bei der Verkaufsdame auslöst.
Ein Beitrag der besonderen Art war Mimbayi Serge Moyos "Infected Minds". Der Regisseur hatte seinen Film ohne jegliche Förderung realisiert und eingereicht, obwohl er im ersten Stadium des Wettbewerbs mit seinem Drehbuch nicht erfolgreich war. Auch hier ging es um den Rassismus, er trifft ein junges Paar, sie ist weiß, er schwarz, und die Familien beider haben damit ein großes Problem. Sehr schade, aber auch dem Mangel an Förderung geschuldet war, dass Moyo nicht mal hellhäutige Schauspieler für die Rollen seiner weißen Charaktere gefunden hatte; das führte zu Verständnisschwierigkeiten.
Sowohl das Publikum als auch die Jury hat Tim Huebschle mit seinem "Rider Without A Horse" überzeugt. Das Thema um das Reiterdenkmal, das im Moment viele namibische Gemüter bewegt, hat das Potenzial, auch die deutsche Jury bei der Berlinale zu interessieren. Denn nicht nur, dass Huebschle sich als Gewinn des Wettbewerbs über einen Besuch der Berliner Internationalen Filmfestspiele und die Teilnahme am Berlinale Talent Campus im kommenden Februar freuen darf. Er hofft auch darauf, dass die Festivalleitung seinen Film in der Kategorie "International Shorts" akzeptiert; es wäre wohl das erste Mal, dass ein namibischer Film im offiziellen Programm der Berlinale gezeigt wird.
Seit drei Jahren geisterte die Idee in Huebschles Kopf herum. "Dann hörte ich von dem Wettbewerb und irgendwie hat meine Idee ins Thema gepasst", sagt der 30-Jährige, der seit acht Jahren Filme macht. Seit Juli hat er an seinem Reiter gearbeitet, zweieinhalb Monate hat allein die Animation der Statue gedauert. Eines hat ihm dabei besonderen Antrieb gegeben. "Der Film ist eine Widmung an meinen Vater", sagt Huebschle. Als er das Drehbuch schrieb, war sein Vater gerade auf die Intensivstation gekommen und kurz darauf gestorben. Ab dem Moment war Tim klar, dass er den Film fertig machen muss, komme was wolle. "Es war das letzte Mal, dass ich meinen Vater hab lachen hören, als ich ihm von der Geschichte erzählt habe."
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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