Windhoeks Niemands-Kinder
Gewalt, Drogenkonsum und Bettelei nehmen zu
Von Jessica Bürger, Windhoek
Die ersten kamen vor circa zwei Jahren, seitdem wurden es stetig mehr. Die Gruppe Minderjähriger, die vor allem entlang des Sam-Nujoma-Drives an den Ecken zur Nelson-Mandela-Avenue und Steinstraße betteln, besteht nach Angaben der Windhoeker Stadtpolizei aktuell aus bis zu 17 Kindern, die zwischen sechs und 16 Jahren alt sind. „Die leben dort in Hütten, haben keine Toilette und müllen alles zu“, beschreibt der Anwohner Michael Schäfer das improvisierte Lager der Kinder, das direkt an sein Grundstück grenzt. Mittlerweile seien die Kinder so frech, dass sie in den Ladeneingängen der Geschäfte, die sich entlang des Sam-Nujoma-Drives ziehen, schliefen und dort auch urinieren würden. Auch Schäfer betreibt hier einen Laden und verfolgt das Geschehen daher täglich. „Wenn Kunden oder Touristen kommen, werden die noch am Eingang angequatscht und systematisch ausgeraubt“, fügt er hinzu.
Um dagegenzuwirken, setzte sich Schäfer mit den weiteren Ladenbesitzern am Sam-Nujoma-Drive zusammen. Die Nachbarschaft solle aufgerüttelt und aktiver werden. Denn der Konsum bzw. Missbrauch von Klebstoff und Benzindämpfen werde exzessiver und mache die Kinder immer gewalttätiger. „Sie überfallen Fußgänger und schlagen wartenden Autofahrern die Scheiben ein, wenn sie sich kein Geld erbetteln können“, beschreibt Schäfer. Gerade Frauen würden immer mehr belästigt werden.
Auch die Windhoeker Stadtpolizei zeigte sich in einem Interview mit der AZ sehr beunruhigt gegenüber der wachsenden Zahl der Straßenkinder. Konkrete Lösungsvorschläge fehlen jedoch. „Wir sind für die Sicherheit der Bürger verantwortlich“, erklärt Lydia Amutenya, Öffentlichkeitssprecherin der Stadtverwaltung. „Deshalb haben wir an den Orten, wo die Kinder betteln, das Polizeiaufgebot aufgestockt.“ Die Kinder werden laut Amutenya regelmäßig nach Gobabis, ihrem ursprünglich Zuhause, zurückgebracht, doch würden sie sich immer wieder auf den Weg nach Windhoek begeben. „Die Bürger dürfen ihnen kein Geld geben“, betont Amutenya. „Sonst kommen sie immer wieder hierher zurück.“ Allerdings sei die Stadtpolizei nur indirekt dafür zuständig. Die Verantwortung sieht sie beim Ministerium für Gleichberechtigung und Kinderfürsorge.
Dem stimmt auch Schäfer zu, der auch selbst Lösungsansätze aufbringt. „Der Besitzer des Grundstücks, auf dem die Kinder lagern, muss das Gelände säubern und absperren.“ Den Kindern den Rückzugsort nehmen und sie somit am Wiederkommen hindern. Damit wäre es aber noch nicht getan. Alrun zur Strassen, die mit ihrem Mann Helmut in der Steinstraße wohnt, weist darauf hin, dass die Kinder im Winter von dem Restaurant Nando‘s die Essensreste zugesteckt bekommen. „Es sind noch immer Kinder, die Zukunft unseres Landes“, fügt sie hinzu. Sie habe auch beobachtet, wie ein Junge nach Steinen griff, als ihm jemand sein Essen wegnehmen wollte, das er vorher selbst geklaut hatte. „Wir reden immer von Harambee, doch von den oberen Schichten fühlt sich niemand verantwortlich für die Kinder.“
Und was sagen die Kinder selbst, wenn sie gefragt werden, was sie mit dem Geld machen? „Das gebe ich meinen Eltern. Die kaufen sich damit ihren Alkohol.“ Die Eltern sitzen meist abseits und kümmern sich nicht um das Verhalten ihrer Kinder, die Fensterscheiben einschlagen, Touristen bestehlen und nur mit einem T-Shirt bekleidet auf der Straße stehen. Erst wenn es um das Einsammeln des Geldes geht, werden sie aktiv.
Auch die Nachbarschaftswache will sich mit den Kindern auseinandersetzen. Thorsten von der Heide, Verantwortlicher der Nachbarschaftswache im Wohnviertel Ludwigsdorf, erklärt, dass sie das Thema jedoch zuerst besprechen müssen, bevor die einzelnen Gruppen aktiv werden könnten. „Noch sind zu viele Fragen offen: Wie gehen wir mit dem Alkohol- und Drogenkonsum der Kinder um? Wie kriegen wir den Ort, wo sie wohnen, unter Kontrolle? Und welche Fälle müssen wir an wen weiterleiten?“ Auch er nennt die Stadtpolizei und das genannte Ministerium als Hauptverantwortliche.
Auch wenn die Stadtpolizei bereits mehrmals vor den Straßenkindern gewarnt und darum gebeten hat, ihnen kein Geld zu geben, gibt es in Windhoek auch noch diejenigen, die auf Mitverantwortung und Integration setzen. „Die Kinder müssen so gut es geht in die Gesellschaft eingegliedert werden“, sagen sowohl Schäfer und zur Strassen. „Was hier fehlt sind Essen, Kleidung, Bildung und Manieren.“
Das Ministerium für Gleichberechtigung und Kinderwohlfahrt gab auch nach mehrfacher Nachfrage der AZ keine Auskunft zu diesem Thema.
Die ersten kamen vor circa zwei Jahren, seitdem wurden es stetig mehr. Die Gruppe Minderjähriger, die vor allem entlang des Sam-Nujoma-Drives an den Ecken zur Nelson-Mandela-Avenue und Steinstraße betteln, besteht nach Angaben der Windhoeker Stadtpolizei aktuell aus bis zu 17 Kindern, die zwischen sechs und 16 Jahren alt sind. „Die leben dort in Hütten, haben keine Toilette und müllen alles zu“, beschreibt der Anwohner Michael Schäfer das improvisierte Lager der Kinder, das direkt an sein Grundstück grenzt. Mittlerweile seien die Kinder so frech, dass sie in den Ladeneingängen der Geschäfte, die sich entlang des Sam-Nujoma-Drives ziehen, schliefen und dort auch urinieren würden. Auch Schäfer betreibt hier einen Laden und verfolgt das Geschehen daher täglich. „Wenn Kunden oder Touristen kommen, werden die noch am Eingang angequatscht und systematisch ausgeraubt“, fügt er hinzu.
Um dagegenzuwirken, setzte sich Schäfer mit den weiteren Ladenbesitzern am Sam-Nujoma-Drive zusammen. Die Nachbarschaft solle aufgerüttelt und aktiver werden. Denn der Konsum bzw. Missbrauch von Klebstoff und Benzindämpfen werde exzessiver und mache die Kinder immer gewalttätiger. „Sie überfallen Fußgänger und schlagen wartenden Autofahrern die Scheiben ein, wenn sie sich kein Geld erbetteln können“, beschreibt Schäfer. Gerade Frauen würden immer mehr belästigt werden.
Auch die Windhoeker Stadtpolizei zeigte sich in einem Interview mit der AZ sehr beunruhigt gegenüber der wachsenden Zahl der Straßenkinder. Konkrete Lösungsvorschläge fehlen jedoch. „Wir sind für die Sicherheit der Bürger verantwortlich“, erklärt Lydia Amutenya, Öffentlichkeitssprecherin der Stadtverwaltung. „Deshalb haben wir an den Orten, wo die Kinder betteln, das Polizeiaufgebot aufgestockt.“ Die Kinder werden laut Amutenya regelmäßig nach Gobabis, ihrem ursprünglich Zuhause, zurückgebracht, doch würden sie sich immer wieder auf den Weg nach Windhoek begeben. „Die Bürger dürfen ihnen kein Geld geben“, betont Amutenya. „Sonst kommen sie immer wieder hierher zurück.“ Allerdings sei die Stadtpolizei nur indirekt dafür zuständig. Die Verantwortung sieht sie beim Ministerium für Gleichberechtigung und Kinderfürsorge.
Dem stimmt auch Schäfer zu, der auch selbst Lösungsansätze aufbringt. „Der Besitzer des Grundstücks, auf dem die Kinder lagern, muss das Gelände säubern und absperren.“ Den Kindern den Rückzugsort nehmen und sie somit am Wiederkommen hindern. Damit wäre es aber noch nicht getan. Alrun zur Strassen, die mit ihrem Mann Helmut in der Steinstraße wohnt, weist darauf hin, dass die Kinder im Winter von dem Restaurant Nando‘s die Essensreste zugesteckt bekommen. „Es sind noch immer Kinder, die Zukunft unseres Landes“, fügt sie hinzu. Sie habe auch beobachtet, wie ein Junge nach Steinen griff, als ihm jemand sein Essen wegnehmen wollte, das er vorher selbst geklaut hatte. „Wir reden immer von Harambee, doch von den oberen Schichten fühlt sich niemand verantwortlich für die Kinder.“
Und was sagen die Kinder selbst, wenn sie gefragt werden, was sie mit dem Geld machen? „Das gebe ich meinen Eltern. Die kaufen sich damit ihren Alkohol.“ Die Eltern sitzen meist abseits und kümmern sich nicht um das Verhalten ihrer Kinder, die Fensterscheiben einschlagen, Touristen bestehlen und nur mit einem T-Shirt bekleidet auf der Straße stehen. Erst wenn es um das Einsammeln des Geldes geht, werden sie aktiv.
Auch die Nachbarschaftswache will sich mit den Kindern auseinandersetzen. Thorsten von der Heide, Verantwortlicher der Nachbarschaftswache im Wohnviertel Ludwigsdorf, erklärt, dass sie das Thema jedoch zuerst besprechen müssen, bevor die einzelnen Gruppen aktiv werden könnten. „Noch sind zu viele Fragen offen: Wie gehen wir mit dem Alkohol- und Drogenkonsum der Kinder um? Wie kriegen wir den Ort, wo sie wohnen, unter Kontrolle? Und welche Fälle müssen wir an wen weiterleiten?“ Auch er nennt die Stadtpolizei und das genannte Ministerium als Hauptverantwortliche.
Auch wenn die Stadtpolizei bereits mehrmals vor den Straßenkindern gewarnt und darum gebeten hat, ihnen kein Geld zu geben, gibt es in Windhoek auch noch diejenigen, die auf Mitverantwortung und Integration setzen. „Die Kinder müssen so gut es geht in die Gesellschaft eingegliedert werden“, sagen sowohl Schäfer und zur Strassen. „Was hier fehlt sind Essen, Kleidung, Bildung und Manieren.“
Das Ministerium für Gleichberechtigung und Kinderwohlfahrt gab auch nach mehrfacher Nachfrage der AZ keine Auskunft zu diesem Thema.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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