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"Wir brauchen keinen Turm"

Windhoek - Mit einer friedvollen Demonstration zeigten am Donnerstag mehrere Anwohner, darunter auch viele Deutschsprachige, ihre Entrüstung. Rund 35 Bürger versammelten sich an der Baustelle des 20 Meter hohen Turmes des namibischen Mobilfunkanbieters MTC. Die meisten von ihnen wohnen in einem Umkreis von 300 Metern von dem Standort des Turmes. Die Anwohner liegen mit MTC und dem Unternehmen Urban Green im Clinche - und die Windhoeker Stadtverwaltung liegt zwischen den Fronten.

"Wir brauchen doch gar keinen Turm. Wir haben ein perfektes Netz hier und keine Probleme mit dem Handy-Empfang", sagte David Cartwright. Er selbst wohne in unmittelbarer Nähe der Baustelle des Turms." Im Gespräch mit MTC sagten sie uns, sie hätten Beschwerden von Netzstörungen aus dieser Gegend erhalten. Als wir von Haus zu Haus gingen, um Unterschriften zu sammeln, haben wir nach Beschwerden oder Problemen gefragt. Keiner hatte Schwierigkeiten mit dem Netz", so Cartwright. Zudem hat MTC, laut Cartwright, auch keine Beweise für die angeblichen Beschwerden vorlegen können.

Bei einer anderen Anwohnerin sind die Bedenken weitaus ernster. "Ich bin eine ehemalige Krebspatientin. Mir wurde mein Magen entfernt und ich will hier keinen strahlenden Turm neben meinem Haus", sagte die deutschsprachige Seniorin, June Klosta im AZ-Gespräch. Sie wohnt direkt gegenüber vom BTS-Sendemast (Base Transmitter Station).

Im März hatte sich der Disput zusammengebraut. Laut der "alten" Regelung muss der Mobilfunkanbieter alle Anwohner im Umkreis von 50 Metern über den Turmbau unterrichten. Laut MTC sind die Anwohner im Umkreis von 50 Metern informiert worden. Als der Bau begann, erhoben die Anwohner jedoch Einwände. Als Reaktion bewirkte der Bürgermeister von Windhoek, Matheus Shikongo, selbst den sofortigen Baustopp. Im April konnte die Stadträtin Ilme Schneider den Baustopp für die Türme bei der Stadtratssitzung durchsetzen. Zudem wurde auch eine "neue" Regelung festgelegt, welche den Umkreis von 50 auf 300 Meter vergrößert, innerhalb welchem die Anwohner benachrichtigt werden müssen.

Es stand die Frage im Raum, ob die Sendemasten einen negativen Effekt auf die Gesundheit der in der Nähe lebenden Menschen haben. "Es gibt zwei Varianten an Sendemasten. Die hier in Namibia benutzte Variante ist billiger, aber gesundheitlich stark umstritten. In Europa werden kostspieligere Sendemasten benutzt, die jedoch für die Gesundheit weitaus weniger bedenklich gehalten werden", erklärte die Stadträtin.

"Das Moratorium wurde aufgehoben, doch es ist alles sehr kompliziert", so die Stadträtin auf Nachfrage der AZ. MTC ist laut Schneider der Meinung, sie dürften weiterbauen, da sie ja bereits die Genehmigung erhalten hatten. "Das war aber noch nach der alten 50-Meter-Regel", so Schneider. MTC hat somit nicht die notwendige Anzahl an Leuten korrekt informiert. Hinzu kommen auch die starken Proteste und gesundheitlichen Bedenken der direkten Anwohner. "Ich als Stadträtin hoffe, dass die Stadt Windhoek was dagegen unternimmt", so Ilme Schneider.

Am Freitagmorgen wurde dann klar, dass alles jetzt ganz schnell gehen muss. Mehrere Arbeiter waren am Tag nach der Demonstration damit beschäftigt, den Turm so schnell wie nur möglich zu errichten. "Ich nehme an, MTC hat unsere kleine Versammlung gesehen. Diese Bauarbeiter haben Anweisungen, dass der Turm bis Samstag 14 Uhr stehen soll", erklärte ein anderer Anwohner, Raymond Spall, der AZ am Freitag. Kurzfristig wurde dann eine Notsitzung der Bürger mit der Stadtverwaltung einberufen - mit Erfolg: Am Freitag, 15 Uhr, fuhr an der Baustelle ein Wagen der Windhoeker Stadtpolizei vor. "Hier darf bis auf weiteres nicht weitergebaut werden. Wer dies missachtet, riskiert verhaftet zu werden", sagte der Polizeibeamte Beukes. "MTC hat nicht die korrekte Prozedur befolgt", sagte Fred Koujo von der Umweltabteilung der Stadtverwaltung.

Wiederholte Anrufe der AZ bei MTC, um Firmensprecher oder Mitglieder der Unternehmensleitung zu erreichen, blieben erfolglos. Ähnliches haben auch die Anwohner der Olof-Palme-Straße bestätigt. "Jedesmal, wenn wir bei MTC Anrufen, wird uns mitgeteilt, wir müssten uns an Urban Green wenden. Wenden wir uns dann an Urban Green, werden wir zu MTC verwiesen", erklärten die Bewohner der Umgebung, und: "Es fehlt die Transparenz."

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-24

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